Das Kreuzviertel in Münster ist nicht nur ein Stadtteil, sondern ein lebendiges Geschichtsbuch, das von vergangenen Zeiten erzählt und gleichzeitig den Puls der Gegenwart spürt.
Der Name des Viertels geht auf eine fast 900 Jahre alte Tradition zurück. Das Kreuztor, eine der Festungsanlagen Münsters, gab dem Viertel seinen Namen. Seit dem 12. Jahrhundert führte die Metzgerzunft ein großes Kreuz vom Dom zum Kreuztor und zurück, ein Brauch, der später während der Täuferzeit eingestellt wurde. Diese historische Verbindung zum Kreuz prägt das Viertel bis heute, insbesondere durch die prominente Kreuzkirche, deren Grundstein 1899 gelegt wurde.
Ende des 19. Jahrhunderts erlebte das Kreuzviertel einen Bauboom. Prächtige Häuser entstanden, die den Wohlstand ihrer Bewohner widerspiegelten. Besonders hervorzuheben ist die Gertrudenstraße, auch „Professorenstraße“ genannt, die mit ihren imposanten Bauten beeindruckt. Doch nicht alle Gebäude waren so prunkvoll. Ein Beispiel ist das kleine Haus der Gemüsehandlung Blanke in der Nordstraße, das die schlichte Architektur der damaligen Zeit zeigt.
Trotz der dichten Bebauung gibt es im Kreuzviertel grüne Oasen, die zum Verweilen einladen. Der Martin-Niemöller-Park ist ein solcher Ort, ebenso wie die Parkanlage der Kreuzschanze. Letztere beherbergt Stelen, die an bedeutende Persönlichkeiten wie die Dichterin Annette von Droste Hülshoff erinnern.
Die Kreuzkirche, deren Grundstein 1899 gelegt wurde, ist ein weiteres Highlight des Viertels. Mit ihrem 87 Meter hohen Turm dominiert sie das Stadtbild und erzählt von einer Zeit, in der die Gemeinde durch Konzerte und Theateraufführungen Geld für den Bau sammelte.
Das Kreuzviertel hat auch dunkle Kapitel seiner Geschichte. Während der NS-Zeit wurde die Nordstraße in Hermann-Göring-Straße umbenannt und ein Bunker diente als Gefängnis der Gestapo. Nach dem Krieg erfuhr das Viertel jedoch eine rasche Erneuerung, und die Kreuzkirche, die erhebliche Schäden erlitten hatte, wurde zügig restauriert.
Auch Legenden gibt es zum Viertel: Eine davon handelt von einem alten Brauch, bei dem die Metzgerzunft ein großes Kreuz zum Nord-/Kreuztor trug. Dieses Ritual wurde jedoch während der Zeit der Täufer beendet. Es gibt Geschichten, dass die Täufer das Kreuz mit Jauche übergossen hätten, doch solche Erzählungen gehören wohl eher in den Bereich der Mythen.
Insgesamt handelt sich das Kreuzviertel um einen faszinierenden Stadtteil in Münster. Es gibt eine Vielzahl an Geschichten zu erzählen. Von seiner tief verwurzelten Geschichte und den architektonischen Schätzen bis hin zu den grünen Oasen und den sozialen Veränderungen bietet das Viertel eine reiche Palette an Erlebnissen. Es ist ein Ort, der sowohl für seine Bewohner als auch für Besucher immer wieder neue Facetten bereithält und somit nie aufhört, zu faszinieren. Wir haben auch noch Bericht über das Geistviertel und den Hafen.