Die Zahl der Keuchhusten-Infektionen in NRW steigt rapide. Dieses Jahr wurden bisher 651 Fälle registriert, was eine Vervierfachung gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutet. Experten vermuten eine hohe Dunkelziffer, da die Verläufe oft unspezifisch sind.
Im Jahr 2023 wurden in Nordrhein-Westfalen insgesamt 366 Keuchhusten-Fälle gemeldet. 2021 und 2022 lagen die Zahlen darunter. Bundesweit ist ebenfalls ein Anstieg zu verzeichnen: Über 4500 Fälle wurden dieses Jahr in Deutschland registriert, der höchste Wert seit fünf Jahren. Zum Vergleich: 2023 gab es bundesweit 3431 Fälle. Auch in Baden-Württemberg gibt es besonders viele Infektionen bei Kindern bis 14 Jahre. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) sind es in diesem Jahr schon 484 Fälle, während es 2023 nur 29 Fälle waren.
Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa steigen die Keuchhusten-Infektionen. In England wurden im ersten Quartal 2024 etwa 2800 Fälle gemeldet. In den Niederlanden gab es in den ersten vier Monaten dieses Jahres über 7000 Infektionen. Insgesamt wurden im Jahr 2023 mehr als 25.000 Fälle gemeldet, und zwischen Januar und März 2024 waren es schon mehr als 32.000 Fälle. Besonders betroffen sind Säuglinge und Jugendliche. Das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) berichtet von 19 Todesfällen, darunter elf Säuglinge und acht ältere Personen.
Eine Impfung gilt als bester Schutz vor Keuchhusten. Das RKI empfiehlt, Säuglinge im zweiten, vierten und elften Monat gegen Pertussis zu impfen. Schwangere oder enge Kontaktpersonen von Kindern sollten sich ebenfalls impfen lassen. Die Immunität nach einer Impfung hält durchschnittlich sechs bis zehn Jahre an, weshalb der Impfschutz regelmäßig aufgefrischt werden sollte. Antibiotika können die Ansteckungsphase verkürzen und die Schwere der Symptome mindern.
Keuchhusten ist hochansteckend und dürfte in naher Zukunft auch in Münster auftreten. In Europa führt statistisch ein einziger Fall zu fünf Neuinfektionen. Besonders hohe Zahlen werden aus Großbritannien, den Niederlanden und Norwegen gemeldet, wo es auch Todesfälle gegeben hat. Das ECDC stuft das Erkrankungsrisiko für nicht oder teilweise geimpfte Säuglinge unter sechs Monaten als hoch ein. Säuglinge und Kinder bis 15 Jahre haben ein mäßiges Risiko, wenn sie nicht vollständig geimpft sind.
Keuchhusten beginnt meistens mit leichten Erkältungssymptomen. Innerhalb von 7 bis 14 Tagen vermehren sich die Bakterien auf den Schleimhäuten der Atemwege und zerstören diese lokal. Kinder und Jugendliche bekommen heftige, krampfartige Hustenanfälle, die mehrere Monate anhalten können. Der trockene, stakkatoartige Husten ist charakteristisch für die Erkrankung. Bei Erwachsenen verläuft Keuchhusten oft untypisch und bleibt daher länger unerkannt.
Experten vermuten, dass der Anstieg der Keuchhusten-Infektionen mit dem Wegfall der Corona-Schutzmaßnahmen zusammenhängt. Masken und Lockdowns haben dazu geführt, dass die Immunität gegen Keuchhusten in der Bevölkerung zurückgegangen ist. Zudem hat die Pandemie zu einer größeren Impfskepsis geführt.
Die rasche Zunahme der Keuchhusten-Infektionen in NRW, Münster und bundesweit ist besorgniserregend. Insbesondere Kinder und Jugendliche sind betroffen. Es ist wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, um die Verbreitung zu kontrollieren.