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Der Fall Watts: Ein erschütterndes Verbrechen, das die USA bis heute beschäftigt

Familie Watts lebte in Frederick, Colorado.

Am 13. August 2018 verschwinden Shanann Watts, die im fünften Monat schwanger ist, und ihre beiden Töchter Bella (4) und Celeste (3) spurlos. Ihr Ehemann Chris Watts, der liebevolle Vater und fürsorgliche Ehemann, scheint ratlos und wendet sich zunächst verzweifelt an die Öffentlichkeit, um Informationen über den Verbleib seiner Familie zu erhalten. Doch unter der Oberfläche verbirgt sich eine düstere Wahrheit, die nur wenige Tage später ans Licht kommt. In einem der grausamsten und schockierendsten Mordfälle der jüngeren Kriminalgeschichte tötete Chris Watts seine Frau, seine Kinder und das ungeborene Kind, um sich ein neues Leben an der Seite seiner Geliebten zu schaffen. Ein Verbrechen, das die Welt erschütterte und bis heute in zahlreichen Dokumentationen, Büchern und Foren nachklingt.

Der Anschein des perfekten Lebens: Die Familie Watts vor der Tragödie

Die Geschichte der Familie Watts begann harmlos, fast wie in einem Märchen. Shanann und Chris Watts lernten sich 2010 auf Facebook kennen. Die beiden verstanden sich auf Anhieb und fanden in einander Halt. Shanann litt seit Jahren unter Lupus, einer Autoimmunkrankheit, die immer wiederkehrende gesundheitliche Probleme mit sich brachte. In Chris fand sie jemanden, der sie unterstützte und aufrichtig liebte, ungeachtet ihrer Erkrankung. Nach wenigen Jahren entschieden sich die beiden zu heiraten und eine Familie zu gründen. Trotz der gesundheitlichen Herausforderungen bekam das Paar zwei wundervolle Töchter: Bella wurde 2013 geboren und Celeste folgte 2015. Shanann war überglücklich, Mutter zu sein, und dokumentierte das Familienleben auf ihren Social-Media-Profilen. Der Alltag der Watts war geprägt von liebevollen Momenten, gemeinsamen Aktivitäten und vielen Lachern – ein Leben, das auf Außenstehende wie eine Bilderbuchfamilie wirkte.

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Chris arbeitete als Techniker bei einer lokalen Ölfirma, während Shanann sich als Vertrieblerin für eine Supplementfirma ein zweites Standbein aufbaute. In der kleinen Stadt Frederick in Colorado hatten sie ein großzügiges Haus und schienen sich ein komfortables Leben aufgebaut zu haben. Doch der äußere Schein trügte. Die Familie hatte erhebliche finanzielle Probleme: Sie waren tief verschuldet und mussten 2015 sogar einen Insolvenzantrag stellen. Ihre monatlichen Verpflichtungen und Arztrechnungen belasteten das Paar zunehmend, sodass sie kurz davor standen, ihr Haus zu verkaufen und in eine günstigere Wohngegend zu ziehen. Die Beziehung zwischen Shanann und Chris begann, unter den Spannungen und Herausforderungen zu leiden. Dennoch schienen die beiden nach außen hin eine starke Verbindung zu haben – gegensätzlich in ihrer Persönlichkeit, aber fest in der Liebe.

Die Affäre und die schleichende Distanz

Im Sommer 2018 jedoch veränderte sich etwas. Shanann war erneut schwanger und voller Freude darüber, bald einen Sohn in der Familie willkommen zu heißen, den sie Nico nennen wollten. Doch während Shanann die Schwangerschaft öffentlich auf Social Media zelebrierte, zog Chris sich immer weiter zurück. Was Shanann zunächst nicht wusste: Ihr Ehemann hatte eine Affäre mit seiner Kollegin Nichol Kessinger begonnen. Die beiden hatten sich bei der Arbeit kennengelernt und bald angefangen, sich regelmäßig zu treffen. Nichol glaubte anfangs, Chris stünde kurz vor der Scheidung und ließ sich auf eine ernsthafte Beziehung mit ihm ein. Die Wochen, die Shanann mit ihren Töchtern bei ihrer Familie in North Carolina verbrachte, nutzte Chris, um mit Nichol immer intensiver Zeit zu verbringen.

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Chris’ Verhalten gegenüber seiner Frau veränderte sich merklich. Shanann bemerkte, dass er kaum noch Nachrichten schickte und ihre Anrufe ignorierte. Die Funkstille hielt oft Tage an, was für Shanann beunruhigend war. Er meldete sich nicht einmal, um den Töchtern über FaceTime eine gute Nacht zu wünschen. Während Shanann in North Carolina das Gefühl beschlich, dass etwas nicht stimmte, entflammte die Beziehung zwischen Chris und Nichol weiter. Chris begann, sich äußerlich zu verändern, legte mehr Wert auf sein Aussehen und achtete auf seine Fitness. Shanann war beunruhigt, konnte aber die Gründe für seine Distanz noch nicht genau benennen.

Der schicksalhafte Tag: Eine Familie wird ausgelöscht

In der Nacht des 13. August kehrte Shanann von einer Geschäftsreise zurück und betrat gegen zwei Uhr morgens das Haus. Kurz darauf verübte Chris die grausame Tat, die sein Leben und das seiner Familie für immer veränderte. Laut seiner späteren Aussage stritten die beiden, und Chris fühlte sich plötzlich davon überzeugt, dass Shanann ihm die Kinder „wegnehmen“ würde. Er erwürgte seine Frau und legte ihren leblosen Körper in seinen Truck. Währenddessen war Bella, die älteste Tochter, aufgewacht und sah die tote Mutter im Truck liegen. Chris ließ seine beiden Töchter mit auf die Ladefläche seines Fahrzeugs klettern und fuhr zu einem abgelegenen Gelände, das zur Ölfirma gehörte, bei der er arbeitete. Dort erstickte er die beiden kleinen Mädchen und versteckte ihre Leichen in großen Öltanks, während er Shanann in einem flachen Grab begrub.

Der Weg zu dieser schrecklichen Tat scheint von einem kalten, kalkulierten Plan geprägt gewesen zu sein. Chris schien bereit, alles zu tun, um seine „perfekte“ Fassade zu wahren und gleichzeitig ein neues Leben an der Seite von Nichol Kessinger zu beginnen. Was ihm nicht bewusst war: Die Überwachungskamera eines Nachbarn filmte ihn, wie er in den frühen Morgenstunden mehrfach zur Garage ging und verdächtige Gegenstände in den Truck lud.

Die Entdeckung der Wahrheit: Chris’ Geständnis und der Lügendetektortest

Nachdem Shanann als vermisst gemeldet wurde, versuchte Chris zunächst, die Fassade des besorgten Ehemanns aufrechtzuerhalten. Er beteuerte öffentlich seine Unschuld und trat vor die Kamera, um an die Menschen zu appellieren, ihm Hinweise zu geben. Doch die Polizei schöpfte bald Verdacht. Im Laufe der Ermittlungen stellte sich Chris immer mehr in Widersprüche, bis er schließlich einem Lügendetektortest unterzogen wurde – den er nicht bestand. Daraufhin bat er darum, mit seinem Vater allein sprechen zu dürfen. Während dieses Gesprächs brach Chris zusammen und gestand den Mord an Shanann, Bella und Celeste.

Nach seiner Verhaftung und seinem Geständnis stellte sich heraus, dass Chris nicht nur geplant hatte, seine Familie zu töten, sondern auch versuchte, die Morde so zu vertuschen, dass er unentdeckt bleiben könnte. Er hatte versucht, seine Töchter von der Vorschule abzumelden, und koordinierte parallel den Verkauf des Familienhauses. Der Fall schockierte die Öffentlichkeit zutiefst, da Chris bis zuletzt als freundlicher, ruhiger Mann bekannt gewesen war, der nie durch Gewalttätigkeiten aufgefallen war. Die grausame Realität hinter seiner Tat machte ihn zu einem der meistgehassten Männer Amerikas.

Der Prozess und das Urteil: Ein Leben ohne Hoffnung auf Freiheit

Im November 2018 bekannte sich Chris Watts vor Gericht des Mordes schuldig und entging so der Todesstrafe, was im Sinne von Shananns Familie war, die keinen weiteren Tod wünschte, auch nicht den des Mörders ihrer Tochter und Enkelinnen. Er wurde zu fünfmal lebenslanger Haft ohne Aussicht auf Bewährung verurteilt. Shananns Eltern versuchten, sich mit dem Verlust abzufinden, doch der Schmerz bleibt bis heute.

Der Fall hat eine Vielzahl an Diskussionen über Motive, Anzeichen von Gewaltbereitschaft und psychologische Hintergründe ausgelöst. Es ist erschütternd, wie ein Mensch, der eine Familie aufgebaut hat, zu solchen Maßnahmen greifen konnte, um sie auszulöschen. Bis heute sind viele Fragen offen – vor allem die Frage nach Chris’ eigentlichem Motiv. Ob die Affäre allein ihn zu einer solchen Tat getrieben hat, bleibt fraglich. Wahrscheinlicher ist, dass ein unkontrollierter Narzissmus und die Ablehnung von Verantwortung dazu führten, dass Chris seine Familie als Hindernis ansah und beschloss, es aus dem Weg zu räumen.

Chris Watts heute

Obwohl Watts in Colorado verurteilt wurde, wurde er im Dezember 2018 aus Sicherheitsgründen in das Dodge Correctional Institution in Wisconsin verlegt. Dort befindet er sich im allgemeinen Gefängnistrakt, was ihm erlaubt, je nach Tag ein- bis zweimal pro Woche zu trainieren. Dodge ist ein Hochsicherheitsgefängnis, in dem auch andere bekannte Straftäter untergebracht waren.

Während seiner Zeit in Dodge erhielt Watts zwei Disziplinarberichte. Der erste im Jahr 2020 war wegen unerlaubter Kommunikation und Übertragung von Eigentum, was zu einem vorübergehenden Entzug von Telefon- und Einkaufserlaubnissen führte. Der zweite Bericht im Jahr 2021 bezog sich auf Befehlsverweigerung und Besitz unerlaubter Gegenstände, was ihm den Zugang zu Elektronik für zehn Tage kostete.

In seiner Zelle hat Watts Fotos seiner verstorbenen Frau Shanann und seiner Töchter Bella und Celeste, was in der Öffentlichkeit Empörung hervorrief und eine Petition auslöste, die jedoch abgelehnt wurde, da das Gefängnis keine rechtliche Grundlage für deren Entfernung sah. Er besitzt zudem eine Bibel und identifiziert sich als gläubig.

Seit 2022 wird berichtet, dass Watts im Gefängnis Briefe von mehreren Frauen erhält, die ihm auch Bilder senden. Diese Kontakte sind seine einzige soziale Verbindung, da er unter Schutzhaft steht und ansonsten wenig Interaktion hat.