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Dr. Mord: Der perfide Weg eines mörderischen Mediziners

Stethoskop, Dr. Mord

Der Fall Wolfgang R., der bald als „Dr. Mord“ durch die Presse bekannt wurde, zählt zu den berüchtigtsten Kriminalfällen Deutschlands. Ein angesehener Arzt, der von außen scheinbar respektiert und erfolgreich war, wird zum Mörder aus Habgier. Die Geschichte um Wolfgang R., der für Geld über Leichen ging, entpuppt sich als eine perfide Inszenierung, die viele Jahre und zahllose Ermittlungen umfasste.

Der mysteriöse Brand und eine schockierende Entdeckung

Am kalten Nachmittag des 29. Dezember 1984 alarmiert dichter Rauch in der kleinen Stadt Höchst im Odenwald die Feuerwehr. Der Rauch steigt aus der Praxis des ortsansässigen Arztes Wolfgang R. – eine bestens ausgestattete und gut frequentierte Praxis, die erst ein Jahr zuvor eröffnet worden war. Doch als die Feuerwehrleute die Arztpraxis erreichen und den Rauchursprung suchen, entdecken sie schnell: Hier ist etwas gewaltig faul.

Unter einem brennenden Papierberg finden die Feuerwehrleute keine typischen Brandursachen. Stattdessen stoßen sie auf ein geplantes Szenario: Papierspuren sind sternförmig in der Praxis ausgelegt und führen zu elektrischen Geräten und Möbelstücken, die mit Benzin getränkt sind. Alles weist darauf hin, dass hier jemand einen Großbrand in Gang setzen wollte – doch aufgrund der geschlossenen Fenster hatte sich der Brand nur schwerfällig entwickelt und blieb unkontrolliert.

Noch schockierender ist jedoch die Entdeckung, die die Feuerwehrleute in der angrenzenden Wohnung des Vermieters machen. Neben seinem Bett liegt Leonhard Buchhammer, der Vermieter der Praxis, tot. Eine Blutlache und die Position seiner Kleidung – heruntergezogene Hose und hochgeschobenes Hemd – werfen viele Fragen auf. Schon bald wird klar, dass dieser Tod kein Zufall war. Die Ermittler stellen fest, dass Buchhammer, 66 Jahre alt und ein ruhiger, zurückgezogener Mann, an seinem eigenen Blut erstickt war. Was die Ermittler ratlos zurücklässt, ist das Fehlen von Abwehrreflexen, was auf eine Bewusstlosigkeit vor dem Tod hindeutet.

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Der Verdacht richtet sich auf den „Dr. Mord“

In der kleinen Gemeinde verbreiten sich die Nachrichten über den schockierenden Fall schnell. Doch was niemand ahnt: Der freundliche und angesehene Orthopäde Wolfgang R., der die Praxis gemietet hatte, wird bald als Hauptverdächtiger ins Visier genommen. In einem Ort, wo jeder jeden kennt und Ärzte besonderen Respekt genießen, ist es kaum vorstellbar, dass ein Arzt zu einem solchen Verbrechen fähig sein könnte. Doch je tiefer die Ermittler graben, desto mehr Hinweise deuten darauf hin, dass Wolfgang R. eine ungeahnte dunkle Seite hat.

Wolfgang R. ist intelligent, charismatisch und ein hervorragender Manipulator. Zunächst scheint er den Ermittlern glaubhaft seine Unschuld darzulegen und spielt ein emotionales Theater – er bricht in Tränen aus, fragt, wer so etwas Böses tun könnte und beklagt den Verlust seiner Praxis und Geräte. Doch seine Reaktion erscheint den Beamten auffällig theatralisch, fast wie inszeniert. Die Ermittler nehmen ihn als Verdächtigen ins Visier und finden bald heraus, dass er sich nur wenige Tage vor dem Brand gegen Feuerschäden versichert hatte – und zwar bei zwei verschiedenen Versicherungsgesellschaften. Die Verträge umfassen hohe Summen: eine Million Mark für das Inventar und 600.000 Mark für den Betriebsausfall.

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Ein weiteres Indiz für die Berechnung des Arztes: Seine plötzliche Versicherungsfreude fiel in eine Zeit, in der er Pläne schmiedete, die Stadt zu verlassen und eine neue Praxis in München zu eröffnen. Die Ermittler beginnen zu ahnen, dass Wolfgang R. den Brand absichtlich gelegt haben könnte, um Versicherungsgelder zu kassieren und einen neuen Abschnitt seines Lebens zu finanzieren.

Die Spuren der Tat: Ein Mauerdurchbruch und eine Axt

In der Praxis und Wohnung finden die Ermittler Hinweise, die das Bild eines perfiden Plans zeichnen. Ein frischer Mauerdurchbruch verbindet die Praxis mit Buchhammers Wohnung, und die Beamten stellen fest, dass Spuren eines Beils den Durchbruch begleitet hatten. Wolfgang R. behauptet, er habe das Beil verwendet, um seinen Weihnachtsbaum zu bearbeiten – eine Ausrede, die den Ermittlern verdächtig erscheint. Eine toxikologische Untersuchung bringt schließlich den entscheidenden Hinweis: Eine Einwegspritze, die im Müll der Praxis gefunden wurde, enthält Spuren des Narkosemittels Methohexital. In Buchhammers Blut lässt sich genau dieses Narkotikum nachweisen. Nun ist klar: Buchhammer wurde zunächst betäubt, um seinen Tod zu inszenieren und den Brand ungestört legen zu können.

Wolfgang R. wird festgenommen und vor Gericht gestellt. In einem Prozess, der großes mediales Interesse weckt, verteidigt er sich mit einer Fülle an Ausreden und wilden Theorien. Er behauptet, Opfer einer Verschwörung zu sein und dass ihm der Mord nur angehängt werde. Doch die Indizienlast erdrückt ihn, und das Gericht verurteilt ihn im Dezember 1986 zu lebenslanger Haft wegen Mordes und schwerer Brandstiftung. Die Presse tauft ihn „Dr. Mord“ – der Name wird zur Schande und zum Symbol für einen Arzt, der nicht heilt, sondern tötet.

Eine zweite Chance – und ein erneuter Mordverdacht

Nach über 17 Jahren im Gefängnis gelingt es Wolfgang R., durch gezielte Manipulationen seine Resozialisierung voranzutreiben. Psychologen und Therapeuten, die ihn betreuen, geben teils wohlwollende Gutachten ab, und Wolfgang R. wird 2002 auf Bewährung entlassen. Er beginnt ein neues Leben im bayerischen Wald, wo er eine neue Praxis aufbaut und scheinbar erfolgreich in die Gesellschaft integriert wird. Doch sein Image als reuiger, rehabilitierter Arzt ist nur eine Fassade.

Im Jahr 2008 wird Anton Fanger, ein einsamer, zurückgezogen lebender Mann, in seinem verwahrlosten Haus tot aufgefunden. Er liegt in einer Blutlache, und die Ermittler finden eine Pumpgun in der Nähe des Leichnams. Doch Fanger starb nicht durch die Schrotflinte; ein Kopfschuss aus nächster Nähe war die eigentliche Todesursache. Was die Ermittler besonders aufhorchen lässt, ist ein gefälschtes Testament, das Fangers Vermögen auf Wolfgang R.s damalige Freundin überschreibt.

Wolfgang R., der inzwischen wieder als Arzt arbeitet und als Freund des Opfers gilt, beteuert seine Unschuld und erzählt den Beamten erneut eine wirre Geschichte – diesmal von afrikanischen Erpressern, die Fanger getötet haben sollen. Doch bald decken die Ermittler die Lügen des „Dr. Mord“ auf. Der Audi, den ein Zeuge am Tatort gesehen hatte, ähnelt dem Fahrzeug, das Wolfgang R. fährt. Zudem gibt Wolfgang R. einem Bekannten gegenüber an, von den Testamentsfälschungen zu wissen, bevor diese öffentlich bekannt werden.

Die Enttarnung des „Dr. Mord“

Die Psychologen und Beamten, die ihn inzwischen kennen, beschreiben Wolfgang R. als manipulativ und narzisstisch. Er sei ein Mensch, der Menschen lesen und sich perfekt in jede gewünschte Rolle versetzen könne, um sie zu täuschen. Doch selbst nach seiner erneuten Verhaftung bleibt er uneinsichtig und beharrt auf seine Unschuld. Er schildert sich als Opfer und spielt vor, dass ihm die Polizei aus Vorurteilen heraus den Mord anhänge.

Schließlich wird er ein weiteres Mal vor Gericht gebracht und für schuldig befunden. Die Ermittlungen und die psychologische Analyse zeigen: Wolfgang R. ist ein klassischer Fall eines pathologischen Lügners, dessen Charme und Intelligenz ihn zum perfekten Täter machen. Die Fälle, die mit seiner kriminellen Energie und seiner medizinischen Ausbildung verknüpft sind, bilden das verstörende Bild eines Arztes, der, angetrieben von Narzissmus und Habgier, zu Dr. Mord wurde – ein Mediziner, dessen Berufung es hätte sein sollen zu heilen, jedoch stattdessen tötete, um seine eigenen Bedürfnisse zu erfüllen.