
Warendorf/Münster. Mit deutlichen Worten hat sich der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) an die Öffentlichkeit gewandt. In einer aktuellen Pressemitteilung schlagen die Apotheker Alarm: Anhaltende E-Rezept-Störungen in Warendorf und Münster führen dazu, dass Patientinnen und Patienten mitunter stundenlang auf dringend benötigte Medikamente warten müssen. Die technische Infrastruktur sei so instabil wie nie zuvor, heißt es. Der Verband fordert vom Bund endlich Maßnahmen zur Absicherung der digitalen Versorgung.
Thomas Haddenhorst, Vorsitzender der Bezirksgruppe Warendorf im AVWL, spricht von einem kritischen Punkt: „So schlimm war es noch nie seit Einführung der elektronischen Verordnung.“ Apotheken seien durch Systemausfälle handlungsunfähig, obwohl sie selbst keine Schuld an den Problemen tragen. Die Verantwortung liege in der übergeordneten Telematik-Infrastruktur.
Das E-Rezept ist Teil eines digitalen Netzwerks im Gesundheitswesen. Damit ein Rezept erfolgreich vom Arzt zur Apotheke gelangt, müssen zahlreiche technische Komponenten reibungslos zusammenspielen. Diese Systeme werden von verschiedenen Anbietern bereitgestellt und von der Digitalagentur Gematik zugelassen. Fällt nur eine Komponente aus, bricht der gesamte Prozess zusammen – mit direkten Folgen für die Versorgung.
Patientinnen und Patienten, die ihre Medikamente dringend benötigen, sind besonders betroffen. Sie können das Medikament oft nicht sofort erhalten und müssen unter Umständen mehrere Apotheken aufsuchen. Das erhöht nicht nur den Aufwand, sondern kann im Ernstfall gesundheitliche Risiken mit sich bringen.
Für die Apotheken bedeuten die Ausfälle nicht nur organisatorischen Mehraufwand, sondern auch finanzielle Verluste. Thomas Rochell, Vorstandsvorsitzender des AVWL, macht deutlich: „Viele Apotheken kämpfen ohnehin mit wirtschaftlichen Problemen. Die staatlich regulierte Vergütung wurde seit 20 Jahren nicht nennenswert angepasst.“ Wenn nun noch Einnahmeausfälle durch technische Störungen hinzukommen, sei das für viele Standorte existenzbedrohend.
Die Situation zwingt Apotheken immer wieder dazu, ihren Betrieb notdürftig zu improvisieren. Nicht nur Kundinnen und Kunden, auch das Apothekenpersonal ist dadurch enorm belastet. Die aktuelle Lage sei nicht länger tragbar, so der Verband.
Die Forderungen des AVWL sind eindeutig: Die Telematik-Infrastruktur muss ausfallsicher werden. „Nur dann können wir die Arzneimittelversorgung in Städten wie Warendorf und Münster zuverlässig garantieren“, so Rochell. Zudem brauche es finanzielle Kompensation für Apotheken, die unverschuldet Einnahmen verlieren.
Das E-Rezept selbst sei laut AVWL ein zukunftsweisendes System. Doch ohne technische Stabilität könne der digitale Fortschritt zur Belastung werden. Die Apotheker warnen: Wenn jetzt nicht gehandelt wird, droht aus einer guten Idee ein chronisches Problem zu werden.