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Grüner Weiler in Münster: So lebt Deutschlands erstes Platin-Quartier die Mobilitätswende

Der Grüne Weiler in Münster erhält als erstes Projekt bundesweit die Platin-Zertifizierung des Good Mobility Council.
Bild: Good Mobility Council GmbH: Personen auf dem Foto von links nach rechts: Thorsten Liebold, Gründer und Initiator des Grünen Weilers // Manuela Liebold, Gründerin und Initatorin des GW, Vorständin der Genossenschaft // Ruben Grimm, Vorstand der Genossenschaft // Nicole de Vries, Vorständin der Genossenschaft // Christian Scheler, Good Mobility Council // Cäcilia Stockmann, AG Mobilität der Genossenschaft // Felix Austen, AG Mobilität der Genossenschaft // Sabine Kittel, Vorständin der Genossenschaft / Weiterer Text über ots und www.presseportal.de/nr/175697 /

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Münster. Als erstes Projekt in ganz Deutschland wurde der Grüne Weiler in Münster mit der Platin-Vollzertifizierung des Berliner Good Mobility Council ausgezeichnet. Die Genossenschaft hatte bereits im vergangenen Jahr durch eine Vorzertifizierung auf sich aufmerksam gemacht. Nun bestätigen reale Nutzungsdaten eindrucksvoll, dass das autofreie Wohnquartier auf dem Gelände der ehemaligen Oxford-Kaserne nicht nur ein ambitioniertes Konzept verfolgt – sondern es auch erfolgreich umsetzt. Die Mobilitätswende wird hier konsequent gelebt.

„Der Grüne Weiler zeigt, dass autofreies Leben nicht nur möglich, sondern bereichernd ist“, so Christian Scheler, Geschäftsführer des Berliner Good Mobility Council. „Mit Werten, die selbst Münster übertreffen, setzt das Projekt neue Maßstäbe für nachhaltige Quartiersentwicklung.“

Nur ein Fünftel besitzt ein eigenes Auto – der Rest fährt Fahrrad

Die Zahlen sprechen für sich: Laut Auswertung besitzen nur noch 20 Prozent der Haushalte ein eigenes Auto. Stattdessen stehen den rund 260 Bewohnerinnen und Bewohnern über 300 Fahrradstellplätze zur Verfügung – verteilt auf eine barrierefreie Velo-Halle sowie eine Tiefgarage. Für Autos gibt es dagegen nur 16 private Stellplätze.

Ein umfangreiches Mobilitätskonzept macht das autofreie Leben alltagstauglich:

  • Bis zu 15 Leih-Lastenräder

  • Fahrradwaschplatz mit Regenwasser-Recycling

  • Gemeinschaftlich genutzte Werkstatt

  • Eigenes Sharing-Modell „Velo-Hallo“

  • 40 überdachte Fahrradstellplätze

Diese Angebote werden nicht nur geschaffen, sondern auch genutzt: Eine repräsentative Umfrage mit 80 % Beteiligung zeigt, dass über 80 % der Freizeit- und Einkaufswege mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Selbst der Weg zur Arbeit wird bei zwei Dritteln der Bewohnerinnen und Bewohner mit dem Rad bewältigt – ein Wert, der sogar den Münsteraner Stadtdurchschnitt übertrifft.

Gelebte Gemeinschaft: So gelingt der Abschied vom Auto

Der Erfolg des Grünen Weilers hat auch soziale Gründe. Felix Austen, Teil des Mobilitätsteams der Genossenschaft, erklärt:
„Viele haben sich anfangs schwergetan mit dem Gedanken, auf ein eigenes Auto zu verzichten. Doch durch die vielen gut durchdachten Alternativen ist der Umstieg leichter als gedacht. Besonders unsere Leih-Lastenräder sind ständig ausgeliehen – sie machen Spaß und sind praktisch. Und ehrlich gesagt: Wir bräuchten eher noch mehr Fahrradstellplätze als mehr Autoparkplätze.“

Auch Bewohnerinnen und Bewohner bestätigen diese Erfahrung. Claudia sagt:
„Ich bin beim Thema Verkehrswende noch ganz am Anfang. Aber hier im Quartier fällt es wirklich leicht, alte Gewohnheiten zu ändern.“
Und Björn ergänzt:
„Wir erledigen fast alles CO2-frei. Wenn es doch mal ein Auto braucht, steht auch das bereit. Aber meistens nehmen wir das Fahrrad – das ist einfacher und macht mehr Freude.“

Infrastruktur mit Vorbildcharakter: Velo-Halle, Co-Working, Kantine

Was den Grünen Weiler so besonders macht, ist das Zusammenspiel von Infrastruktur, Alltagstauglichkeit und Lebensqualität. Die Velo-Halle ist barrierefrei, mit Rampe, automatischen Türen und flexiblen Stellplätzen auch für Familien mit Lasten- oder Sonderrädern ausgestattet. Zusätzlich gibt es:

  • E-Bike-Ladestationen

  • Zubehörschränke

  • Gemeinschaftswerkstatt

  • Kantine, Café und Co-Working-Spaces

  • Paketstationen direkt im Quartier

Dario, ein Bewohner des Weilers, beschreibt seinen Alltag so:
„Es ist einfach ein schönes Gefühl: die Rampe hochrollen, den Transponder scannen und durch die sich öffnende Tür in die Halle fahren. Das ist nicht nur praktisch, sondern fühlt sich richtig gut an.“

Nächster Schritt: Bessere ÖPNV-Anbindung gefordert

Trotz der vielen positiven Rückmeldungen gibt es auch noch Potenzial zur Verbesserung. Wie Dr. Ingo Kucz, Geschäftsführer des Good Mobility Council, erklärt, wünscht sich ein Großteil der Bewohnerinnen und Bewohner eine bessere Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr:
„Drei Viertel der Befragten hätten gern eine nähergelegene ÖPNV-Station. Das ist eine große Chance für die Stadt Münster, dieses Vorzeigeprojekt weiter zu stärken und den Erfolg langfristig zu sichern.“

Hintergrund: Was ist „Certified Good Mobility“?

Das Certified Good Mobility-Label ist ein Green-Building-Zertifikat für Mobilität. Es bewertet, wie gut Mobilitätsbedürfnisse in neuen oder sanierten Wohnquartieren integriert werden – mit dem Ziel, nachhaltige Verkehrsmittel zu fördern und die Lebensqualität zu steigern. Der Good Mobility Council mit Sitz in Berlin prüft Projekte bundesweit und zertifiziert nach einem strengen Kriterienkatalog. Der Grüne Weiler ist nun das erste Projekt in Deutschland, das die höchste Auszeichnung in Platin erhalten hat.

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