
Münster/AI. Die SPD Münster bringt ein neues Wohnprojekt ins Gespräch: Das Polizeipräsidium am Friesenring soll, sobald es freigezogen ist, für den Bau von Wohnungen genutzt werden. Der Vorstoß kommt mitten im Wahlkampf – ist jedoch mehr als nur Symbolpolitik. Denn das Gelände in innenstadtnaher Lage bietet große Potenziale für den dringend benötigten Wohnraum in Münster. Die SPD fordert daher, dass die Stadt schon jetzt Gespräche mit dem Land aufnimmt, um eine Konversion der Fläche frühzeitig einzuleiten.
Der Hintergrund: Die Polizei Münster wird in den kommenden Jahren vom Friesenring an den Albersloher Weg umziehen. Dort entsteht derzeit ein neues, modernes Präsidium. Der Umzug soll laut Planungen bis spätestens 2029 abgeschlossen sein. Damit wird das Gelände am Friesenring frei – doch bislang gibt es laut Stadtverwaltung keine konkreten Pläne für die Nachnutzung. Genau das will die SPD ändern. Stephan Brinktrine, SPD-Oberbürgermeisterkandidat, betont: „Die Umwandlung bestehender Gebäude in Wohnraum ist eine große Chance für Münster. Gerade die bald leerstehende Polizeiwache kann Teil der Lösung sein, wenn es darum geht, Menschen vier Wände zum Leben zu ermöglichen.“
Auch Sebastian Reul, SPD-Ratskandidat für Uppenberg, sieht Potenzial in dem Gelände: „Das Polizeigelände ist eine riesige Chance für das gesamte Viertel. Neben neuem Wohnraum könnten auch Räume für Begegnung und Gemeinschaft entstehen. Denn in Uppenberg fehlt ein Stadtteiltreff – genau hier könnte er Platz finden.“ Die SPD schlägt vor, dass sich die Stadt Münster schon jetzt aktiv beim Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes (BLB) um die Fläche bemüht – etwa durch Verhandlungen über einen Ankauf oder eine Konzeptvergabe mit Sozialwohnungsanteil.
Trotz der politischen Initiative muss klar sein: Vor 2029 ist keine Nachnutzung realistisch. Derzeit befindet sich das neue Präsidium am Albersloher Weg noch im Bau. Erst nach dem Umzug kann das alte Areal am Friesenring freigezogen werden. Danach folgen Rückbauarbeiten, Altlastenprüfungen sowie die Neuaufstellung des Bebauungsplans. Hinzu kommt, dass das Gelände heute als Gemeinbedarfsfläche mit Verwaltungsnutzung im Flächennutzungsplan ausgewiesen ist. Für eine Umnutzung zu Wohnzwecken ist also ein formelles Planverfahren erforderlich – das dauert.
Die SPD argumentiert dennoch, dass jetzt der richtige Zeitpunkt sei, um die Weichen zu stellen. Denn in Zeiten knapper Flächen und steigender Mieten ist die Umwandlung innerstädtischer Areale ein entscheidender Hebel. Auch in anderen Fällen – etwa beim ehemaligen Gelände des Landesbetriebs Wald und Holz – hat die Stadt frühzeitig Einfluss auf die Nutzung genommen. Brinktrine und Reul plädieren für ein gemischtes Quartier, das nicht nur Wohnungen, sondern auch soziale Infrastruktur wie eine Kita oder Begegnungsräume vorsieht. Die Stadt könnte dabei auf bewährte Instrumente wie die 30-Prozent-Quote für geförderten Wohnraum zurückgreifen, um die soziale Durchmischung sicherzustellen.
Der SPD-Vorstoß ist ganz klar auch ein Signal im laufenden OB-Wahlkampf – doch er beruht auf einer realen Grundlage. Das Gelände wird in einigen Jahren verfügbar sein. Die entscheidende Frage ist: Nutzt die Stadt die Zeit, um rechtzeitig mit den Planungen zu beginnen? Frühzeitige Verhandlungen mit dem Land und eine klare Zielsetzung können helfen, das Areal am Friesenring für den Wohnungsbau zu sichern. Wer heute klug plant, kann morgen bezahlbaren Wohnraum schaffen – auch wenn die ersten Mieter frühestens in den 2030er Jahren einziehen werden.