
Münster. Am 9. November 2025 jährt sich die Reichspogromnacht zum 87. Mal. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten auch in Münster die Symbole jüdischen Lebens. Die Synagoge an der Klosterstraße wurde von Nationalsozialisten in Brand gesetzt, jüdische Geschäfte geplündert und Dutzende Menschen verhaftet. Das Gedenken daran gehört heute fest zur Erinnerungskultur der Stadt.
Am Abend des 9. November 1938 zogen SA-Trupps mit Fackeln durch die Innenstadt. Gegen Mitternacht stand die Synagoge der Jüdischen Gemeinde Münster in Flammen. Zeitzeugen berichteten, dass die Feuerwehr am Löschen gehindert wurde – sie durfte nur eingreifen, um das Übergreifen des Feuers auf Nachbarhäuser zu verhindern. Das Gotteshaus, 1880 feierlich eingeweiht, wurde vollständig zerstört.
Die Angriffe richteten sich zugleich gegen jüdische Wohnungen und Geschäfte. Menschen wurden aus ihren Häusern gezerrt, misshandelt und verhaftet. Viele von ihnen landeten in Konzentrationslagern. In jener Nacht begann in Münster – wie überall im Deutschen Reich – der offene Terror gegen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger.
Nach dem Brand fanden die verbliebenen Gemeindemitglieder Zuflucht in einem provisorischen Betsaal in der Marks-Haindorf-Stiftung. Doch auch dieser Ort wurde 1939 enteignet und später als sogenanntes „Judenhaus“ genutzt.
Die Ruine der Synagoge wurde kurz nach Kriegsbeginn abgetragen; an ihrer Stelle legten die Behörden einen Feuerlöschteich an. Von der einst rund 430 Mitglieder zählenden Gemeinde überlebten nur etwa 20 Menschen die Shoah. Diese Zahlen sind auf dem Gedenkstein an der Klosterstraße festgehalten.
Bereits 1949 wurde am Standort der zerstörten Synagoge ein Gedenkstein errichtet. Seine Inschrift erinnert bis heute an die ausgelöschte Gemeinde. 1961 folgte der Wiederaufbau der Synagoge – am selben Ort, in modernem Stil, und erneut als geistiges Zentrum jüdischen Lebens in Münster.
Sie ist heute ein sichtbares Symbol dafür, dass die jüdische Gemeinschaft in der Stadt wieder Fuß gefasst hat. Regelmäßig finden dort Gottesdienste, kulturelle Veranstaltungen und Begegnungen mit Schulen statt.
Jedes Jahr am 9. November lädt die Stadt Münster gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde und kirchlichen Vertretungen zu einer öffentlichen Gedenkveranstaltung ein. In Redebeiträgen und Schweigeminuten wird an die Opfer erinnert – und daran, dass Antisemitismus und Hass keinen Platz haben dürfen.