Gustav-Dietrich-Kita in Angelmodde: Personalmangel bringt Familien an Grenzen

In Münster starten zwei neue Kitas ins Kitajahr 2025. In Oxford und York entstehen moderne Einrichtungen mit nachhaltiger Architektur und zusätzlichem Platz für Familien. Die Kita St. Lamberti in Münster schließt bis 2028. Grund sind Platzmangel und bauliche Einschränkungen.
Foto: La-Rel Easter auf Unsplash

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Die Gustav-Dietrich-Kita in Angelmodde steht seit Wochen unter erheblichem Druck. Mehrere kurzfristige Personalabgänge haben dazu geführt, dass der Betrieb nur noch eingeschränkt laufen kann. Eltern berichten von verkürzten Öffnungszeiten, anhaltender Unsicherheit bei der Planung und einer insgesamt angespannten Betreuungssituation im Südosten von Münster. Nach Angaben des Trägers ASB Regionalverband Münsterland war der Abgang mehrerer Mitarbeitender für das kleine Team nicht zu kompensieren, sodass ein Notbetrieb eingerichtet werden musste. Die Gustav-Dietrich-Kita liegt in einer ruhigen Sackgasse an der Straße Alt-Angelmodde 15, betreut regulär 50 Kinder in drei Gruppen und bietet 14 Plätze für unter Dreijährige sowie 35 Plätze für Kinder ab drei Jahren. Die aktuelle Lage zeigt, wie empfindlich eine vergleichsweise kleine Kita wie diese in Angelmodde auf Personalausfälle reagiert.

Eine junge Kita mit besonderen Rahmenbedingungen

Die Gustav-Dietrich-Kita gehört zu den jüngeren Einrichtungen in der Stadt: Sie wurde im Juni 2020 eröffnet, um den damals akuten Bedarf an Betreuungsplätzen in Angelmodde zu decken. Weil sich in dem Stadtteil kein anderes geeignetes Grundstück fand, entstand sie direkt neben einem bestehenden AWO-Kindergarten – zwei Kitas Tür an Tür als pragmatische Lösung für die damalige Platznot. Laut Träger werden 50 Kinder in drei altershomogenen Gruppen betreut. Die Einrichtung verfügt über Gruppenräume mit Neben- und Waschräumen, einen eigenen Schlafraum für die U3-Gruppe sowie weitere Räume, die etwa als Turnhalle, Atelier, Bistro oder Entspannungsraum genutzt werden.

Der Außenbereich ist in einen U3- und einen Ü3-Bereich gegliedert und bietet unter anderem Kletterelemente, eine Vogelnestschaukel, eine Rutsche, Rasen- und Sandflächen sowie eine Bobbycar-Bahn. In fußläufiger Entfernung liegen Wald und Wiesen, die die Kita nach eigenen Angaben für beaufsichtigte Erkundungen nutzt. Die Einrichtung ist barrierefrei erschlossen und wird bei Wahlen zudem als Wahlraum genutzt. Gleichzeitig gilt der Standort Angelmodde-Dorf als vergleichsweise abgelegen, was nach Einschätzung des Trägers die Suche nach Fachkräften erschwert: Stellenausschreibungen für pädagogische Mitarbeitende und hauswirtschaftliche Unterstützung laufen derzeit dauerhaft, um die Lücken im Team zu schließen.

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Maßnahmen des ASB und strukturelle Probleme in Münster

Um die Lage kurzfristig zu entschärfen, hat der ASB nach eigenen Angaben Personal aus anderen Standorten nach Angelmodde verlegt. Zwei zusätzliche Mitarbeitende aus einer anderen Kita und aus dem Fachbereich sollen dazu beitragen, die Zahl der Ausfalltage für die Kinder spürbar zu senken. Zugleich macht der Verband deutlich, dass der Personalmangel kein isoliertes Phänomen dieser einen Einrichtung ist, sondern im Zusammenhang mit der Finanzierung von Kitas in NRW steht. Freie Träger wie der ASB müssen in Münster einen eigenen Trägeranteil leisten, während die Refinanzierung durch das Land nach ihrer Darstellung nicht in vollem Umfang die tatsächlichen Kosten abdeckt.

Die Stadt Münster hat im Frühjahr 2024 auf die Debatte reagiert und einen freiwilligen Zuschuss zu den gesetzlichen Trägeranteilen beschlossen. Für das Kita-Jahr 2023/24 werden damit zusätzlich rund vier Millionen Euro aus dem städtischen Haushalt bereitgestellt, befristet bis zu einer möglichen Reform des Kinderbildungsgesetzes. Davon profitieren rund 150 Kitas in freier Trägerschaft. An der angespannten Personalsituation ändert das jedoch nur bedingt etwas: Stadt und Träger verweisen übereinstimmend darauf, dass qualifizierte Fachkräfte schwer zu gewinnen sind und der Arbeitsmarkt im Bereich der frühkindlichen Bildung seit Jahren eng ist.

Eine Belastungsprobe für Angelmodde und ein Signal für Münster

Trotz der Entlastungsmaßnahmen bleibt die Situation in Angelmodde für viele Familien schwierig. Verkürzte Öffnungszeiten bringen die tägliche Organisation an Grenzen, besonders weil die Gustav-Dietrich-Kita für zahlreiche Eltern im Stadtteil eine der wenigen wohnortnahen Betreuungsmöglichkeiten ist. Der ASB arbeitet weiter daran, Bewerberinnen und Bewerber zu gewinnen und prüft zusätzliche Anreize, um die Arbeitsstelle attraktiver zu machen. Aus Medienberichten und städtischen Unterlagen geht hervor, dass im Stadtbezirk Südost Dutzende Betreuungsplätze vorerst nicht belegt werden konnten – im Jahr 2024 ist dabei von rund 55 unbesetzten Plätzen die Rede. Gleichzeitig meldet die Stadt für Münster insgesamt inzwischen fast 470 nicht belegte Plätze, da Gruppen mangels Personal nicht eröffnet werden können.

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