
Energie gehört selbstverständlich zum Alltag – doch in Münster gelingt es vielen Menschen nicht mehr, die steigenden Kosten problemlos zu stemmen. Nach Berechnungen der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Münsterland leben in der Stadt mehr als 15.400 Menschen, die Strom- oder Gasrechnungen nicht oder nicht pünktlich begleichen können. Die Gewerkschaft stützt sich dabei auf Daten des Statistischen Bundesamtes, das bundesweit rund fünf Prozent der Bevölkerung als zahlungsauffällig im Energiebereich einordnet. Übertragen auf die aktuelle Einwohnerzahl Münsters ergibt sich die genannte Größenordnung.
Betroffen sind ganz unterschiedliche Lebenssituationen: Singles in kleinen Wohnungen, Paare, Familien mit Kindern, Alleinerziehende und ältere Menschen in Ein-Personen-Haushalten. Energiearmut ist damit längst kein Randphänomen mehr, sondern ein Problem, das sich quer durch die Stadtgesellschaft zieht.
Für die NGG Münsterland sind die Zahlen ein klares Signal. Geschäftsführer Helge Adolphs fordert eine spürbare Entlastung für private Haushalte. Konkret geht es um eine Senkung der Stromsteuer, die bislang in erster Linie Unternehmen in energieintensiven Branchen entlastet. Aus Sicht der Gewerkschaft sollte die Bundesregierung nun auch Verbraucherinnen und Verbraucher stärker in den Blick nehmen, um die laufenden Kosten abzufedern.
Mit dieser Forderung steht die NGG nicht allein. Auch Sozialverbände, der Städtetag sowie Verbraucherschützer drängen auf strukturelle Erleichterungen für Haushalte mit knappem Budget. Bisher liegt allerdings kein Beschluss der Bundesregierung für eine Stromsteuersenkung im privaten Bereich vor.
Leichte Entspannung könnte im kommenden Jahr von den Stadtwerken Münster kommen. Der kommunale Versorger hat angekündigt, zum 1. Januar 2026 mehrere Strom- und Gastarife zu reduzieren. Begründet wird das mit sinkenden Beschaffungskosten an den Energiemärkten. Für viele Kundinnen und Kunden bedeutet das zwar eine niedrigere monatliche Belastung, doch bestehende Zahlungsrückstände werden dadurch nicht automatisch ausgeglichen.
Gerade Haushalte, die bereits im Verzug sind, bleiben daher weiterhin auf Unterstützung und realistische Zahlungspläne angewiesen – ein Thema, das soziale Beratungsstellen in Münster zunehmend beschäftigt.
Die Zahlen zeigen deutlich, dass Energiearmut auch in einer wirtschaftlich starken Stadt wie Münster eine Realität ist. Steigende Lebenshaltungskosten, hohe Strompreise und fehlende finanzielle Puffer führen dazu, dass immer mehr Menschen in Rückstand geraten. Ob politische Maßnahmen oder lokale Entlastungen die Lage für Betroffene spürbar verbessern, wird sich im kommenden Jahr entscheiden.