
Es war ein Vorfall, der weit über Bad Salzuflen hinaus für Aufsehen sorgte. Vor zwei Jahren flüchtete ein damals 19-jähriger Mann aus Herford vor einer Polizeikontrolle. Der Jugendliche war ohne Führerschein unterwegs, nutzte das Auto seiner Mutter – und reagierte auf die Signale der Polizei nicht mit einem Stopp, sondern mit einer gefährlichen Wende. In einem engen Straßenabschnitt fuhr er direkt auf mehrere Beamte zu. Die Reaktion folgte sofort: 34 Schüsse wurden abgegeben, der junge Fahrer wurde schwer verletzt. Seitdem ist er querschnittsgelähmt.
Am 4. Mai 2025 wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Detmold nun auch das letzte Verfahren im Zusammenhang mit dem Fall eingestellt hat. Betroffen waren zwei Polizisten aus Herford. Schon im Vorjahr wurden die Verfahren gegen vier Polizistinnen, die ebenfalls an dem Einsatz beteiligt waren, eingestellt. Damit sind die Ermittlungen nach Polizeischüssen in Bad Salzuflen offiziell abgeschlossen – ohne strafrechtliche Konsequenzen für die beteiligten Einsatzkräfte.
Die Begründung für die Verfahrenseinstellung lautet: Kein hinreichender Tatverdacht. Laut Staatsanwaltschaft befanden sich die Beamten in einer akuten Bedrohungslage. Das Auto sei in hoher Geschwindigkeit auf die Polizisten zugefahren, die enge Umgebung habe keine Ausweichmöglichkeit geboten. In dieser Situation sei der Schusswaffengebrauch rechtlich als Notwehr einzustufen. Die Ermittler betonten, dass der Einsatz nicht zu beanstanden sei.
Trotz der rechtlichen Bewertung bleibt die öffentliche Kritik laut. Zahlreiche Bürgerrechtsgruppen und Initiativen äußerten sich besorgt über die Verhältnismäßigkeit des Polizeieinsatzes. Vor allem die Anzahl der abgefeuerten Schüsse – 34 in wenigen Sekunden – löste bundesweit Empörung aus. In mehreren Städten kam es zu Demonstrationen gegen Polizeigewalt und zur Forderung nach unabhängigen Kontrollgremien für Polizeieinsätze.
Für den heute 21-jährigen Mann aus Herford ist das Kapitel längst nicht abgeschlossen. Die Folgen des Einsatzes begleiten ihn täglich. Seit dem Vorfall ist er von der Hüfte abwärts gelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen. Wie genau es zur Eskalation kam, bleibt aus seiner Sicht unbeantwortet – der junge Mann hatte keine Chance zur Stellungnahme, bevor die Schüsse fielen.
Das Westfalen-Blatt veröffentlichte die Entscheidung der Staatsanwaltschaft als erstes Medium. Der Bericht sorgte erneut für eine Welle der Diskussionen – auch in sozialen Netzwerken. Während Polizeivertreter das Vorgehen als korrekt bezeichneten, sprachen Kritiker von einem unverhältnismäßigen Gewalteinsatz. Die Ermittlungen nach Polizeischüssen in Bad Salzuflen mögen juristisch beendet sein, politisch und gesellschaftlich bleiben sie ein Reizthema.