Das Amselsterben aufgrund des Usutu-Virus ist in vielen Teilen Deutschlands ein großes Problem, und auch Münster könnte von der Ausbreitung betroffen sein. Seit 2011 tritt das Virus regelmäßig auf und führt vor allem bei Amseln zu massenhaften Todesfällen. Übertragen wird der tropische Erreger durch heimische Stechmücken, was besonders in den warmen Monaten von Mai bis November problematisch ist. Während andere Regionen wie Niedersachsen besonders stark betroffen sind, könnte das Virus auch die Amselpopulation in Münster gefährden. Update 16.10: Laut aktuellen Informationen des NABU Kreisverbandes Borken hat das Virus im Jahr 2024 zum Amselsterben von fast 90 Prozent der Amselpopulation im Kreis Borken geführt.
Das Usutu-Virus gehört zur Gruppe der Flaviviren, zu der auch das Gelbfieber- und das West-Nil-Virus zählen. Es wird vor allem durch Mücken der Art Culex pipiens – die auch in Münster häufig vorkommt – übertragen. Infizierte Vögel, besonders Amseln, zeigen oft Krankheitssymptome wie Apathie, Orientierungslosigkeit und zerzaustes Gefieder. Die meisten betroffenen Tiere sterben innerhalb weniger Tage.
Erstmals wurde das Virus 2011 in Deutschland nachgewiesen und hat seitdem regelmäßig zu Vogelsterben geführt. 2018 gab es einen besonders starken Ausbruch, bei dem die Amselpopulation in einigen Regionen um bis zu 40 Prozent zurückging. Diese Auswirkungen könnten sich auch in Münster zeigen, sollten sich infizierte Mücken in der Region ausbreiten.
Aktuelle Zahlen des NABU zeigen, dass das Amselsterben 2024 wieder stark zugenommen hat. In den letzten Tagen sind auch im Kreis Borken mehrere Meldungen über die Telefonnummer auf unserer Homepage eingegangen. Bereits über 10.800 Meldungen von kranken oder toten Vögeln wurden deutschlandweit über das NABU-Portal eingereicht. Besonders häufig betroffen sind Amseln, aber auch andere Vogelarten wie Drosseln, Spatzen und Finken. Vor allem in Niedersachsen, nahe Münster, treten vermehrt Infektionen auf. Diese geografische Nähe lässt vermuten, dass auch die Vogelpopulation in Münster bedroht sein könnte.
Bisher konzentrieren sich die meisten Fälle auf den Norden und Osten Deutschlands, doch auch das Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg, das die eingesandten toten Vögel untersucht, verzeichnet bundesweit eine Zunahme an positiven Usutu-Fällen. Auch Münster könnte betroffen sein, da die klimatischen Bedingungen und die hohe Dichte an Vögeln und Mücken eine Ausbreitung des Virus begünstigen könnten.
Die Bevölkerung in Münster ist aufgerufen, wachsam zu sein und kranke oder tote Vögel zu melden. Der NABU und das Bernhard-Nocht-Institut sind auf diese Meldungen angewiesen, um die Verbreitung des Virus zu dokumentieren. Um Verbreitung und Auswirkungen dieser neuen Gefährdungsursache für Vögel zu erfassen und zu bewerten, bittet der NABU Bundesverband die Meldung kranker oder toter Amseln und das Einsenden von Proben an Virus-Experten. Über das Usutu-Meldeportal des NABU können genaue Angaben zu Fundort und Symptomen gemacht werden. Darüber hinaus ist es möglich, verendete Vögel an spezialisierte Labore einzusenden, um das Virus nachzuweisen. Für besonders engagierte Personen besteht ergänzend die Möglichkeit, die verendeten Amseln durch ein Labor untersuchen zu lassen. Diese Einsendungen helfen dabei, das Ausmaß der Ausbreitung in Münster und anderen Regionen besser zu verstehen.
Obwohl das Virus hauptsächlich Vögel betrifft, kann es in seltenen Fällen auch Menschen infizieren. Übertragen wird es durch Stechmücken, die auch Menschen stechen können. Die Symptome ähneln einer leichten Sommergrippe: Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschläge. In seltenen Fällen kann es jedoch, besonders bei älteren oder immungeschwächten Personen, zu schwereren Verläufen wie einer Gehirnentzündung kommen.
Für Münster besteht jedoch kein Grund zur Panik. Bisher wurden nur wenige Fälle von menschlichen Infektionen in Deutschland dokumentiert, und diese verliefen meist mild oder unbemerkt. Dennoch ist Vorsicht geboten, und es wird empfohlen, sich vor Mückenstichen zu schützen – besonders in den Sommermonaten.
Um das Amselsterben weiter zu erforschen, ist die Unterstützung durch die Bevölkerung unerlässlich. In Münster sind Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, ihre Beobachtungen zu melden, um so zur wissenschaftlichen Aufarbeitung beizutragen. Auch das Bernhard-Nocht-Institut und der NABU sammeln weiterhin Daten, um die Verbreitung des Usutu-Virus besser zu verstehen.
Langfristig geht es darum, die Vogelpopulationen zu schützen und Wege zu finden, das Virus einzudämmen. Das gilt auch für Münster, wo die Amsel eine der am häufigsten vorkommenden Vogelarten ist. In Grünanlagen wie dem Aasee-Park oder dem Schlossgarten ist die Amsel ein wichtiger Teil der Natur und trägt zur ökologischen Vielfalt der Stadt bei.
Das Amselsterben in Deutschland nimmt bedrohliche Ausmaße an, und es ist nicht auszuschließen, dass auch die Vogelbestände in Münster betroffen sein könnten. Typische Kennzeichen der Erkrankung sind Apathie, fehlendes Fluchtverhalten, Schwanken und Torkeln. Die Nähe zu stark betroffenen Regionen wie Niedersachsen sowie die klimatischen Bedingungen in der Region sprechen dafür, dass das Usutu-Virus auch hier auftreten könnte. Die oben beschriebenen Symptome müssen nicht komplett auftreten. Um dieses Phänomen besser zu verstehen, bitten wir neben der Meldung ggfs. auch digitale Fotos von auffälligen Amseln und anderen Vögeln an Stefan.Bosch@NABU-BW.de zu senden. Eine intensive Beobachtung und Meldung von Fällen ist daher essenziell, um das Virus und seine Auswirkungen zu verstehen und Maßnahmen zum Schutz der Vögel zu ergreifen.