
Die Bezirksvertretung Münster-Ost hat in ihrer Sitzung am 28. August mehrheitlich für eine Beschleunigung des Neubaus der Matthias-Claudius-Schule (MCS) in Handorf votiert. Der CDU-Antrag erhielt 9 Ja-Stimmen, bei 1 Gegenstimme und 6 Enthaltungen. Damit sendet die BV ein deutliches Signal an Rat und Verwaltung: Das Schulprojekt darf nicht länger verzögert werden.
Eigentlich war der Baubeginn bereits für das dritte Quartal 2025 vorgesehen. Geplant ist ein Neubau im Bereich Kirschgarten, mit einer dreizügigen Grundschule, die den wachsenden Betreuungs- und Ganztagsbedarf abdecken soll. Nach dem Umzug soll am alten Standort eine Dreifachsporthalle entstehen, die sowohl Schülern als auch Vereinen zugutekommt.
Im Juni 2025 erklärte die Stadtverwaltung jedoch, dass das Projekt aufgrund der angespannten Haushaltslage vorerst zurückgestellt werde. Betroffen sind mehrere große Schulbauprojekte in Münster, nicht nur in Handorf. Verwaltung und Politik betonen, es gehe nicht um eine Streichung, sondern um eine Neupriorisierung und mögliche zeitliche Verschiebung.
Der Widerstand gegen die Verzögerung ist groß. Mehrere Eltern und Anwohner haben über Anregungen nach § 24 Gemeindeordnung NRW gefordert, den Baustopp aufzuheben. Argument: Nur mit dem Neubau könne ein zeitgemäßes Lernumfeld gewährleistet werden. Besonders die geplante Dreifachhalle sei dringend notwendig, um den steigenden Bedarf im Schul- und Vereinssport abzudecken.
Die Eingaben verdeutlichen: Für viele Familien ist das Projekt keine abstrakte Zahl im Haushalt, sondern eine konkrete Frage von Bildungsgerechtigkeit und Zukunftschancen im Stadtteil.
In der Sitzung selbst wurde klar: Die Politik will Schulprojekte in Münster nicht gegeneinander ausspielen. Vertreter verschiedener Fraktionen betonten, dass die begrenzten Mittel gerecht verteilt werden müssten. Gleichzeitig wächst im Bezirk Ost die Sorge, dass Handorf gegenüber anderen Stadtteilen ins Hintertreffen gerät.
Der geplante Neubau umfasst rund 3.500 Quadratmeter Nutzfläche. Geplant sind moderne Lerncluster, Differenzierungsräume und eine Mensa mit Ganztagsversorgung. Auch Themen wie Inklusion und barrierefreie Ausstattung sind von Beginn an berücksichtigt.
Nachhaltigkeit spielt eine zentrale Rolle: Die Schule soll im Effizienzstandard entstehen, mit Dachbegrünung, Photovoltaikanlage und einem naturnahen Entwässerungskonzept. Teile des bestehenden Baumbestands im Kirschgarten bleiben erhalten, während der nahe Juffernbach in die Planung einbezogen wird.
Das Projekt ist Teil des Investitionspakets „Schulbau Münster“, das in den Jahren 2022 bis 2025 ein Gesamtvolumen von über 900 Millionen Euro umfasst. Für die Matthias-Claudius-Schule sind rund 35 Millionen Euro veranschlagt.
Die Haushaltslage zwingt die Stadt jedoch zu schwierigen Entscheidungen. Parallel laufen milliardenschwere Projekte wie die Entwicklung der Oxford-Kaserne, der Bau neuer Feuerwachen, Kita-Ausbau und weitere große Schulbauprojekte, etwa in Kinderhaus und Hiltrup.
Die Zurückstellung des Projekts sorgte für Empörung in der Elternschaft. Neben Eingaben an die Bezirksvertretung gab es Unterschriftenaktionen und offene Briefe. Viele Eltern befürchten, dass Handorf im städtischen Vergleich benachteiligt wird.
Auch Sportvereine haben großes Interesse am Bau: Die geplante Dreifachhalle soll nicht nur den Sportunterricht sichern, sondern auch dringend benötigte Trainingszeiten für Vereine schaffen. Schon jetzt klagen viele über zu knappe Hallenkapazitäten.
Der Fall Matthias-Claudius-Schule gilt inzwischen als Gradmesser für die Bildungspolitik in Münster. An ihm zeigt sich, ob die Stadt trotz finanzieller Engpässe weiter in den Ausbau investiert oder Projekte auf unbestimmte Zeit verschiebt.