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Frühstart für Zecken in Münster: Wie hoch ist das Risiko für FSME und Borreliose?

Zecken in Münster: Wie hoch ist das FSME- und Borreliose-Risiko 2025? Jetzt informieren und erfahren, wie Sie sich effektiv schützen können.
Erik Karits

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Die Zeckensaison in Münster beginnt aufgrund milder Winter immer früher. Bereits im Frühjahr 2025 ist mit hoher Zeckenaktivität zu rechnen, denn die kleinen Blutsauger überleben die warmen Wintermonate zunehmend gut​. Zecken können gefährliche Krankheiten wie Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Wie sieht die aktuelle Zeckenlage in Münster und Umgebung aus? Welche Risiken bestehen durch FSME in Münster und wie häufig ist Borreliose? Und vor allem: Wie kann man sich effektiv vor Zeckenstichen schützen? Dieser Artikel gibt einen Überblick mit aktuellen Zahlen und praktischen Hinweisen.

Frühe Zeckenaktivität im Frühjahr 2025

Experten rechnen damit, dass 2025 erneut ein zeckenreiches Jahr wird​. Der vergangene Winter war außergewöhnlich mild, was dazu geführt hat, dass viele Zecken die kalte Jahreszeit überlebt haben. Zecken sind schon ab etwa 5–6 Grad Celsius aktiv, und Temperaturen bis minus 7 Grad überstehen sie für einige Tage problemlos​. In Münster und Nordrhein-Westfalen bedeutete der milde Winter 2024/2025, dass Zecken teils bereits im Januar und Februar unterwegs waren. Entsprechend setzt die Zeckensaison 2025 früh ein. Allerdings hängt das Ausmaß des „Zeckenjahres“ nicht nur vom Winter ab, sondern auch vom weiteren Wetterverlauf: Sehr heiße und trockene Sommer können regionale Zeckenpopulationen auch verringern​, da Zecken Feuchtigkeit bevorzugen.

Neben dem Klima beeinflussen auch ökologische Faktoren die Zahl der Zecken. Etwa alle zwei Jahre kommt es zu einem besonders starken Zeckenjahr – dieser Rhythmus steht vermutlich im Zusammenhang mit dem Nahrungsangebot für Wirtstiere (z. B. Nagetiere) und führt auch bei FSME-Infektionen zu Zweijahreszyklen​. Seit einigen Jahren ist insgesamt ein steigender Trend erkennbar: Die Zahl der FSME-Erkrankungen nimmt zu​, und auch Borreliose-Infektionen scheinen vermehrt aufzutreten​. Für 2025 erwarten Forscher erneut eine hohe Zeckenaktivität in ganz Deutschland – auch Münster bildet hier keine Ausnahme.

FSME in Münster: Risiko und aktuelle Zahlen

FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) ist eine durch Viren verursachte Entzündung des Gehirns bzw. der Hirnhäute, die durch Zeckenstiche übertragen werden kann. Wie hoch ist das FSME-Risiko in Münster? Die gute Nachricht: Das Münsterland galt lange als FSME-frei und gehört bis heute nicht zu den offiziellen Risikogebieten​. Nordrhein-Westfalen war traditionell kein FSME-Hotspot – im Jahr 2024 wurden landesweit 13 FSME-Erkrankungen registriert​, während z. B. in Bayern 2024 über 300 Fälle auftraten. Die meisten FSME-Fälle konzentrieren sich auf den Süden Deutschlands: Bayern meldete 2024 über 300 Fälle, Baden-Württemberg rund 226​. Insgesamt wurden deutschlandweit im vergangenen Jahr 686 FSME-Fälle gemeldet – die zweithöchste Zahl seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2001​. Zum Vergleich: Im Rekordjahr 2020 waren es 718 Fälle​.

Trotz der geografischen Konzentration auf Süddeutschland ist FSME mittlerweile ein Thema für fast alle Bundesländer. Mittlerweile gilt fast die Hälfte aller Landkreise in Deutschland als FSME-Risikogebiet​. Neue Risikogebiete kommen kontinuierlich hinzu, teils immer weiter nördlich. Auch in NRW gibt es inzwischen vereinzelt FSME-Risikogebiete – seit kurzem zählt der Stadtkreis Solingen offiziell dazu​. Das zeigt, dass das Virus sich langsam ausbreitet. Prof. Gerhard Dobler vom Nationalen Konsiliarlabor für FSME betont, dass ein Infektionsrisiko mittlerweile in ganz Deutschland besteht und rät zur Impfung.

Allerdings bleibt das FSME-Risiko in Münster selbst sehr gering. Das Münsterland ist weiterhin kein Endemiegebiet für das FSME-Virus​. Nur ein verschwindend kleiner Teil der Zecken trägt hier FSME-Viren in sich. Selbst in ausgewiesenen Risikogebieten sind durchschnittlich nur etwa 0,1 % bis 5 % der Zecken mit FSME-Viren infiziert– in Nicht-Risikogebieten liegt dieser Anteil noch deutlich niedriger. 2024 wurden bundesweit 38 FSME-Erkrankungen außerhalb der bekannten Risikogebiete gemeldet​. Das heißt: Eine FSME-Infektion durch einen Zeckenstich in Münster ist nicht ausgeschlossen, aber äußerst unwahrscheinlich. Wichtig zu wissen: In fast allen FSME-Fällen waren die Patienten ungeimpft – 2024 hatten 99 % der Erkrankten keinen FSME-Impfschutz​. Für Menschen, die in FSME-Risikogebiete reisen oder dort arbeiten, ist die FSME-Schutzimpfung daher dringend empfohlen.

Borreliose: Häufige Zeckeninfektion in der Region

Wesentlich wahrscheinlicher als FSME ist in Münster eine Borreliose nach einem Zeckenstich. Die Lyme-Borreliose wird durch Bakterien (Borrelien) verursacht und kommt in ganz Deutschland vor​– also auch in Münster und NRW. Jedes Jahr erkranken bundesweit schätzungsweise 80.000 bis 120.000 Menschen an Borreliose, wobei genaue Zahlen fehlen, da diese Krankheit nicht in allen Bundesländern meldepflichtig ist. Zecken in unserer Region sind relativ häufig mit Borrelien infiziert: Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 10–25 % der Zecken die Borreliose-Bakterien in sich tragen​. Ein einzelner Zeckenstich führt also längst nicht immer zu einer Infektion – doch die Borreliose-Gefahr ist real und allgegenwärtig, sobald Zecken aktiv sind.

Anders als FSME verläuft eine Borreliose meist zunächst unbemerkt. Typisches erstes Anzeichen ist die Wanderröte, eine sich ringförmig ausbreitende Rötung um die Einstichstelle, die Tage bis Wochen nach dem Stich auftreten kann. Unbehandelt kann Borreliose im weiteren Verlauf ernste Folgen haben: Entzündungen der Gelenke (Lyme-Arthritis), des Herzmuskels oder des Nervensystems sind möglich​. Eine FSME-Impfung hilft hier nicht – gegen Borreliose gibt es bisher keine Impfung. Die Infektion lässt sich jedoch mit Antibiotika in frühen Stadien gut behandeln​. Wichtig ist daher, Borreliose früh zu erkennen und zu therapieren. Da Zeckenstiche oft unbemerkt bleiben, sollte man nach Aufenthalten im Freien seinen Körper sorgfältig absuchen – so kann man sowohl FSME als auch Borreliose vorbeugen, indem Zecken frühzeitig entfernt werden.

Risiko: Wer ist besonders betroffen in Münster?

Obwohl Zeckenstiche potentiell gefährlich sind, besteht kein Grund zur Panik. Ist es gefährlich, in Münster von einer Zecke gestochen zu werden? In den meisten Fällen verläuft ein Zeckenstich glimpflich, vor allem wenn man anschließend vorsichtig ist. Doch bestimmte Personengruppen und Situationen bergen ein höheres Risiko:

Häufiger Aufenthalt im Grünen: Menschen, die viel in Wäldern, Wiesen oder Parks unterwegs sind – etwa Wanderer, Jogger, Camper oder auch Kinder, die im hohen Gras spielen – laufen häufiger Gefahr, von Zecken gestochen zu werden. Zecken lauern auf Grashalmen, Sträuchern und im Unterholz bis etwa 1,5 m Höhe und klammern sich bei Kontakt an vorbeistreifende Wirte​. Wer also beruflich oder privat viel in der Natur ist (z. B. Forstarbeiter, Jäger, Landwirte), hat ein erhöhtes Expositionsrisiko.

  • Geografische Lage: In Münster selbst ist das FSME-Risiko sehr niedrig, doch wer in Risikogebiete reist (etwa Urlaub in Bayern, Baden-Württemberg oder bestimmten Teilen Hessens, Thüringens etc.), sollte besonders achtsam sein. Gleiches gilt, wenn im angrenzenden Niedersachsen (z. B. im Landkreis Emsland) oder im Bergischen Land (Solingen) Zeit im Freien verbracht wird, da hier FSME-Viren vorkommen​. Borreliose kann man sich hingegen überall einfangen, wo es Zecken gibt – also praktisch überall in Münster und NRW​.

  • Alter und Gesundheit: Ältere Menschen haben ein höheres Risiko für schwere FSME-Verläufe. Etwa 1 % der FSME-Erkrankungen enden tödlich, und Personen über 40 Jahren tragen ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende Krankheitsverläufe​. Auch bei Borreliose können Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder Vorerkrankungen empfindlicher reagieren. Kinder werden oft von Zecken gestochen (durch Spielen im Freien), erkranken aber seltener schwer an FSME. Nichtsdestotrotz sollten auch Eltern in Münster aufmerksam sein und Kinder nach dem Spielen draußen nach Zecken absuchen.

Insgesamt gilt: Zeckenstiche in Münster sind kein Massenphänomen, doch sie kommen vor – und jeder Stich birgt ein gewisses Risiko. Zecken werden deshalb mitunter als die „gefährlichsten Wildtiere“ in unseren Wäldern bezeichnet​, auch wenn die Wahrscheinlichkeit einer schweren Erkrankung gering ist. Umsicht und Vorsorge sind der beste Schutz, insbesondere für Risikogruppen.

Schutzmaßnahmen: So kann man Zeckenstiche vermeiden

Die gute Nachricht ist, dass sich jeder durch einfache Maßnahmen recht gut vor Zecken schützen kann. Vollständig vermeiden lassen sich Zeckenkontakte zwar nicht, aber das Risiko eines Stichs und einer Infektion kann deutlich reduziert werden. Empfohlene Schutzmaßnahmen sind unter anderem:

  • Geeignete Kleidung tragen: Wer in Feld, Wald und Wiese unterwegs ist, sollte lange Kleidung tragen – also geschlossene Schuhe, lange Hosen und langärmelige Oberteile​. Idealerweise steckt man die Hosenbeine in die Socken, um Zecken den Zugang zur Haut zu erschweren. Auf heller Kleidung lassen sich Zecken zudem leichter erkennen und rechtzeitig entfernen, bevor sie zur Haut gelangen.

  • Anti-Zecken-Mittel verwenden: sogenannte Repellents (Insektenschutzmittel) können Zecken eine Zeit lang fernhalten. Mittel mit Wirkstoffen wie DEET oder Icaridin machen Menschen für Zecken weniger attraktiv​. Allerdings wirken sie nur begrenzt – oft für ein bis zwei Stunden​. Wichtig ist daher: Auch mit Spray sollte man sich abends gründlich auf Zecken untersuchen.

  • Körper absuchen: Nach jedem Aufenthalt in der Natur (besonders in hohem Gras oder Wald) sollte man den gesamten Körper nach Zecken absuchen​. Zecken bevorzugen weiche, gut durchblutete Hautstellen. Achten Sie besonders auf Achselhöhlen, Kniekehlen, Leistengegend, Bauch, Nacken und hinter den Ohren. Bei Kindern schauen Eltern am besten abends nach. Je schneller eine Zecke gefunden und entfernt wird, desto geringer ist das Infektionsrisiko.

  • Zecken richtig entfernen: Wenn sich eine Zecke festgebissen hat, heißt es: Ruhe bewahren und zügig entfernen. Greifen Sie die Zecke mit einer feinen Pinzette oder speziellen Zeckenzange dicht an der Haut und ziehen Sie sie langsam und gerade heraus​. Auf keinen Fall sollte man die Zecke vorher mit Öl, Klebstoff oder ähnlichem bedecken – dadurch würde sie nur gestresst und könnte vermehrt Erreger absondern​. Nicht drehen beim Ziehen, sondern gleichmäßig herausziehen. Anschließend die Einstichstelle mit Alkohol oder Desinfektionsmittel säubern.

  • Nachsorge und Beobachtung: Ist die Zecke entfernt, kann ein kleiner dunkelroter Punkt sichtbar bleiben. Markieren Sie die Einstichstelle (z. B. mit Kugelschreiber-Kreis auf der Haut) und beobachten Sie sie über einige Wochen. Treten rund um die Stelle Rötungen auf, die sich ausdehnen (Wanderröte), oder allgemeine Krankheitssymptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit oder geschwollene Lymphknoten, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden​. Solche Anzeichen könnten auf eine Borrelien-Infektion hindeuten. Nicht jeder Zeckenstich führt zur Krankheit, aber im Zweifel gilt: lieber einmal mehr zum Arzt. Teile der Zecke, die eventuell in der Haut stecken bleiben, muss man nicht herausoperieren – der Körper stößt diese meist von selbst ab​.

  • FSME-Impfung nutzen: Für FSME gibt es eine Schutzimpfung, die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für alle Personen empfohlen wird, die in FSME-Risikogebieten viel Kontakt zu Zecken haben​. In Münster selbst ist die Impfung (noch) nicht routinemäßig nötig, aber wer regelmäßig in Risikogebiete reist (Süddeutschland, bestimmte Auslandregionen) oder beruflich exponiert ist, sollte mit seinem Hausarzt über eine FSME-Impfung sprechen. Die Impfserie besteht aus drei Dosen und bietet dann einen mehrjährigen Schutz. Einen Impfschutz gegen Borreliose gibt es nicht, umso wichtiger sind die genannten Vorsichtsmaßnahmen.

Klimawandel und neue Zeckenarten in Deutschland

Der Klimawandel begünstigt die Ausbreitung der Zecken. Mildere Winter und längere warme Phasen verlängern die Aktivitätszeit der Blutsauger deutlich​. Gleichzeitig ermöglichen wärmere Temperaturen, dass neue Zeckenarten in Deutschland Fuß fassen. In den letzten Jahren wurde zum Beispiel die Hyalomma-Zecke – eine tropische Riesenzeckenart – in Deutschland nachgewiesen​. Diese Hyalomma-Riesenzecken sind auffällig groß (bis zu drei Mal größer als der heimische Holzbock) und jagen ihre Wirte sogar aktiv über mehrere Meter​. Sie können Erreger wie das Krim-Kongo-Fieber-Virus oder das sogenannte Zecken-Fleckfieber übertragen​. Bisher kommen diese exotischen Zecken bei uns nur vereinzelt vor (jährlich werden dem RKI wenige Dutzend Exemplare gemeldet)​, doch Experten beobachten die Entwicklung genau.

In Münster und NRW spielt die Hyalomma-Zecke derzeit noch keine Rolle. Die häufigste Zeckenart bleibt der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), der für die Übertragung von FSME und Borreliose verantwortlich ist. Allerdings zeigt sich, dass durch steigende Temperaturen Zecken auch in ehemals kälteren Regionen zunehmend heimisch werden. So wurde mit dem Landkreis Emsland in Niedersachsen erstmals ein nördliches Gebiet zum FSME-Risikogebiet erklärt​. Für die Menschen in Münster bedeutet das: Zecken und die von ihnen ausgehenden Krankheiten werden uns in Zukunft eher mehr beschäftigen. Gleichzeitig könnte aber extreme Hitze im Sommer lokal auch zu Rückgängen führen​– die Entwicklung ist komplex.

Fazit

Zecken sind inzwischen ein fester Bestandteil der Münsteraner Natur. Das FSME-Risiko in Münster bleibt 2025 überschaubar, während Borreliose nach wie vor die häufigste von Zecken übertragene Infektion in unserer Region ist. Mit der richtigen Vorsicht – schützende Kleidung, Absuchen, schnelle Zeckenentfernung und Impfung bei Bedarf – lässt sich das persönliche Risiko jedoch stark reduzieren. So kann man die warmen Tage in Münster auch 2025 genießen, ohne den kleinen Blutsaugern eine Chance zu lassen.

 

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