
Münster. Nur ein Jahr nach der dritten Insolvenz scheint Galeria zurück auf Kurs. Die Warenhauskette betreibt weiterhin 83 Filialen – alle schreiben laut Unternehmensangaben seit Oktober 2024 schwarze Zahlen. Doch die Herausforderungen bleiben groß. Auch in Münster stehen wichtige Entscheidungen an.
Im Januar 2024 stellte Galeria zum dritten Mal innerhalb von vier Jahren einen Insolvenzantrag. Erst im Mai stimmten die Gläubiger einem umfassenden Sanierungsplan zu. Das Amtsgericht Essen beendete das Verfahren im Juli 2024. Seitdem gehört das Unternehmen einem neuen Eigentümerkonsortium – bestehend aus dem US-Finanzinvestor NRDC Equity Partners und dem deutschen Unternehmer Bernd Beetz.
Beide Investoren gelten als erfahren, wenn es um die Sanierung kriselnder Handelskonzerne geht. Sie kündigten bereits kurz nach der Übernahme umfassende Maßnahmen an, um Galeria langfristig rentabel aufzustellen.
Tatsächlich vermeldete das Unternehmen im Herbst 2024 erstmals durchgängig positive Ergebnisse für alle verbliebenen Standorte. Die Prognose für das Geschäftsjahr 2024/25 liegt bei einem Umsatz von knapp unter 2,5 Milliarden Euro – ein signifikanter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr mit rund zwei Milliarden Euro.
Diese Entwicklung wertet das Management als Beleg dafür, dass die neue Strategie greift. Dennoch bleibt Galeria abhängig vom Konsumklima – und das ist nach wie vor angespannt.
Ein zentraler Baustein der Erneuerung ist die Modernisierung der Filialen. Seit Sommer 2024 wurden bereits 20 Häuser umfassend umgebaut. Vier weitere sollen 2025 folgen. Ab 2026 sollen jährlich fünf bis zehn Standorte modernisiert werden. Das vollständige Programm soll innerhalb von fünf Jahren abgeschlossen sein.
Finanziert wird es vor allem aus dem laufenden Cashflow und einer zusätzlichen Kapitalspritze im dreistelligen Millionenbereich. Doch laut Expertenschätzungen könnte der tatsächliche Investitionsbedarf weitaus höher liegen: Handelsexperte Carsten Kortum etwa rechnet mit rund 20 Millionen Euro pro Standort. Damit würde die vollständige Sanierung der Warenhauskette bis zu zehn Jahre dauern.
Um die Verkaufsflächen attraktiver zu gestalten, setzt Galeria auf neue Konzepte und Kooperationspartner. So sollen unter anderem Shop-in-Shop-Lösungen mit Decathlon und Lidl für mehr Kundschaft sorgen. Daneben werden auch junge Marken wie Snocks oder Copenhagen Studios eingebunden – ein klares Signal in Richtung einer jüngeren Zielgruppe.
Diese Strategie soll die Kundenfrequenz in den Innenstädten erhöhen und Galeria als modernes Warenhaus mit breiterem Sortiment positionieren.
Trotz der positiven Entwicklung überraschte Galeria Ende April 2025 mit einem Führungswechsel: CEO Olivier Van den Bossche wurde freigestellt, ohne dass konkrete Gründe genannt wurden. Seither führen COO Tilo Hellenbock und CFO Christian Sailer das Unternehmen gemeinsam.
Ob dieser Schritt strategische oder persönliche Hintergründe hatte, ist offen. Klar ist jedoch: Die operative Verantwortung liegt nun bei einer neuen Doppelspitze, die Galeria durch eine weiterhin schwierige Marktphase steuern muss.
Für Münster bedeutet der Neustart zunächst Stabilität: Sowohl die Filiale in der Ludgeristraße (ehemals Karstadt) als auch der Standort am Alten Steinweg (ehemals Kaufhof) bleiben erhalten. Die Stadt Münster verhandelt seit Ende 2024 mit dem Eigentümer über den Kauf des Karstadt-Gebäudes. Der Kaufpreis liegt bei rund 14,7 Millionen Euro. Geplant ist eine anschließende Vermietung an Galeria, wobei energetische Sanierungen vollständig vom Unternehmen getragen werden sollen.
Wann die beiden Filialen in Münster modernisiert werden, ist derzeit noch unklar. Galeria legt die Umbaupläne jeweils im Frühjahr für das kommende Jahr fest. Für Münster gab es bislang keine Ankündigungen.
Trotz positiver Signale bleibt Galeria ein Konzern im Wandel. Das finanzielle Fundament ist stabiler als in den Vorjahren, doch der Kapitalbedarf bleibt hoch. Die anhaltende Kaufzurückhaltung im Einzelhandel, der zunehmende Druck durch den Onlinehandel und die Notwendigkeit, jüngere Zielgruppen zu binden, sind Herausforderungen, die sich nicht kurzfristig lösen lassen.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor: Die Geschwindigkeit der Sanierung. Bei nur fünf bis zehn Umbauten pro Jahr wird sich zeigen, ob Galeria den eigenen Zeitplan einhalten kann. Denn bis 2026 droht ein Paradoxon – die ersten sanierten Häuser könnten dann bereits wieder renovierungsbedürftig sein.