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Vom 30. Oktober bis zum 20. Dezember 2024 führen die Stadtwerke Münster in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen eine großflächige geologische Untersuchung durch. Im Fokus steht die Tiefengeothermie, eine erneuerbare Energiequelle, die stabil verfügbar und emissionsfrei ist. Um diese Energiequelle effizient zu nutzen, startet im Stadtgebiet eine großangelegte Geothermie-Messung, bei der vibrierende Autos und seismische Messungen zum Einsatz kommen. Ziel ist es, mögliche Standorte für zukünftige Geothermie-Bohrungen zu identifizieren, die die Fernwärmeversorgung der Stadt klimaneutral gestalten sollen.
Diese sogenannte 3D-Seismik ist ein entscheidender Schritt, um den tiefen Untergrund Münsters zu erforschen und das Potenzial der Geothermie zu nutzen. Die Geothermie-Messung wird dabei durch spezielle Fahrzeuge unterstützt, die als Vibro-Trucks bekannt sind. Diese vibrierenden Autos erzeugen gezielte Schwingungen, die durch verschiedene Gesteinsschichten reflektiert und von Geophonen an der Erdoberfläche aufgezeichnet werden.
Bereits ab Anfang November 2024 wird das südliche Stadtgebiet von Münster mit kleinen orangefarbenen Kästchen, sogenannten Geophonen, ausgestattet. Diese Geräte werden auf Feldern, in Vorgärten und entlang von Straßen positioniert, um die Erschütterungen im Untergrund aufzuzeichnen. Insgesamt hat die Stadt vor rund 36.000 Geophone im gesamten Untersuchungsgebiet zu platzieren.
Ein zentraler Bestandteil der Geothermie-Messung sind die Vibro-Trucks. Diese speziellen Fahrzeuge, die in Kolonnen zu je drei Lkw unterwegs sind, senden Vibrationen in den Boden aus. Die Vibrationen helfen, die Beschaffenheit des Erdreichs in verschiedenen Tiefen zu bestimmen. Auf Straßen, Feldern und Wegen halten die Trucks alle 30 Meter, um für jeweils eine Minute Vibrationen abzugeben. Insgesamt werden bis zu 48.000 Vibrationspunkte erzeugt, die für ein detailliertes Modell des unterirdischen Gesteins sorgen sollen.
Anzeige Die Messungen finden hauptsächlich nachts statt, um den täglichen Verkehr in der Stadt nicht zu beeinträchtigen. Zwischen 19 und 7 Uhr sind die vibrierenden Autos sechs Nächte die Woche unterwegs.
Die Erschaffung eines dreidimensionalen Modells des Untergrunds durch seismische Messungen ist von zentraler Bedeutung für das Vorhaben. Die Stadtwerke Münster planen, anhand der Ergebnisse dieser Geothermie-Messung geeignete Stellen für spätere Tiefenbohrungen auszuwählen. Das Ziel ist es, heißes Thermalwasser zu fördern, das zur umweltfreundlichen Fernwärmeversorgung genutzt werden kann.
Mit einem Untersuchungsgebiet von 350 Quadratkilometern handelt es sich um die bisher größte seismische Untersuchung in einem städtischen Gebiet Deutschlands. Diese Studie wird nicht nur für Münster wegweisend sein, sondern auch als Grundlage für eine landesweite Geothermie-Karte in Nordrhein-Westfalen dienen.
Die nächtlichen seismischen Messungen werden für die Bewohnerinnen und Bewohner Münsters deutlich wahrnehmbar sein. Der Lärm der Vibro-Trucks und die Erschütterungen durch die Vibrationen werden in der Nähe der Messpunkte zu spüren sein. Die Stadtwerke Münster haben im Vorfeld bereits auf mögliche Beeinträchtigungen hingewiesen und um Verständnis gebeten. Jede Vibrationsphase dauert etwa eine halbe Stunde, bis die Fahrzeuge außer Reichweite sind. Dabei wird jede Straße nur einmal durchquert, sodass die Belastung für die Anwohner minimiert wird.
Um die Bevölkerung über die Fortschritte der Messungen und die Technologie der Tiefengeothermie zu informieren, veranstalten die Stadtwerke Münster am 25. und 26. Oktober 2024 einen Infomarkt am Hafenplatz. Dort können sich Interessierte über die Geothermie-Messung und die vibrierenden Autos informieren sowie Fragen an die Experten vor Ort stellen.
Mit der Geothermie-Messung und den dazugehörigen seismischen Untersuchungen setzen die Stadtwerke Münster auf eine zukunftsweisende Technologie, die bereits in anderen Regionen Europas erfolgreich genutzt wird. Städte wie München, Paris oder in der Toskana haben gezeigt, dass Geothermie eine zuverlässige und klimaneutrale Alternative zu fossilen Brennstoffen sein kann. Münster könnte in Zukunft von dieser erneuerbaren Energiequelle profitieren und einen wichtigen Beitrag zur Wärmewende leisten.
