
Die Diskussion um eine Ausweitung der Arbeitszeit in Deutschland sorgt für kontroverse Reaktionen – auch in Münster. Die Kritik an längerer Arbeitszeit wird vom DGB-Stadtverband Münster deutlich geäußert. Vorsitzende Pia Dilling nennt die Forderung des Bundeskanzlers nach mehr Arbeit „arbeitnehmerfeindlich“ und warnt vor massiven Folgen für Beschäftigte. Die Gewerkschafterin betont, dass unbezahlte Überstunden, gesundheitliche Belastungen und sinkende Lebensqualität die Folge sein könnten.
Gleichzeitig profitieren laut Dilling vor allem Unternehmen: Sie würden Kosten sparen, indem sie mehr Schichten mit weniger Personal fahren würden – und das ohne Zuschläge für Überstunden. Für viele Beschäftigte jedoch bedeute das mehr Stress und weniger Schutz im Arbeitsalltag.
Die Kritik an längerer Arbeitszeit ist besonders aus Sicht von Menschen mit belastenden Berufen nachvollziehbar. Pflegekräfte im Schichtdienst, Paketboten in Leiharbeit, Kellnerinnen, Köchinnen, Bauarbeiter oder Fahrer im Nahverkehr – sie alle haben oft kaum Einfluss auf ihre Arbeitszeiten. In diesen Berufsgruppen sind gesetzliche Schutzregelungen unverzichtbar, betont der DGB Münster.
Diese Beschäftigten würden schon jetzt unter schwer planbaren Diensten, hoher körperlicher Belastung und geringen Erholungszeiten eliden. Eine Ausweitung der Arbeitszeit würde ihre Situation zusätzlich verschärfen.
Carsten Peters vom DGB-Vorstand Münster äußert deutliche Zweifel am Versprechen der Union, Flexibilität bringe mehr Lebensqualität. Die Realität sehe anders aus: Flexible Modelle wie Gleitzeit oder Vertrauensarbeitszeit existieren bereits – in tarifgebundenen Betrieben, ganz ohne Änderung des Arbeitszeitgesetzes. Ein Gesetzesumbau sei daher nicht nötig, sondern potenziell gefährlich für die Beschäftigtenrechte.
Die Kritik an längerer Arbeitszeit bezieht sich auch auf die Realität in Zahlen: In Deutschland werden jährlich rund 1,2 Milliarden Überstunden geleistet – etwa die Hälfte davon sei unbezahlt.
Zahlreiche Studien würden zeigen, dass die Produktivität nach acht Stunden Arbeit deutlich abnimmt. Die Fehlerquote steigt, gesundheitliche Beschwerden nehmen zu. Ein Blick nach Skandinavien bestätigt diese Beobachtung: Länder mit kürzeren Arbeitszeiten erzielen oft höhere Produktivität und mehr Arbeitszufriedenheit.
Tarifverträge würden dabei eine gute Lösung bieten: Sie ermöglichen branchenspezifische Regelungen – ohne die gesetzlichen Grenzen zu gefährden.
Der DGB Münster bewertet die Idee einer wirtschaftlichen Förderung über längere Arbeitszeiten als unsozial und ineffektiv. Gewerkschaften kündigen entschlossenen Widerstand an, sollte es zu einer Lockerung der gesetzlichen Arbeitszeitregelung kommen. Die Kritik an längerer Arbeitszeit bleibt somit ein zentrales Thema.