In Münster sollten am 14. Oktober 2024 die „Kritischen O-Wochen“ beginnen, ein alternatives Programm zu den traditionellen Orientierungswochen der studentischen Fachschaften. Organisiert von 15 linken Gruppen, darunter Fridays for Future und die BUND-Jugend Münster, sorgen die geplanten Veranstaltungen jedoch schon im Vorfeld für heftige Diskussionen. Antisemitismus-Vorwürfe gegen zwei teilnehmende Gruppen, „Palästina Antikolonial“ und „Students for Palestine“, rücken das Programm in ein kritisches Licht.
Beide Gruppen stehen im Verdacht, antisemitische Positionen zu vertreten, vor allem in Bezug auf Israel. Dies sorgte bereits bei der „Langen Nacht der Bildung“ und anderen Demonstrationen für Kritik. Besonders brisant: Mehrere Veranstaltungen der „Kritischen O-Wochen“ befassen sich explizit mit dem Nahostkonflikt, was die Diskussionen weiter anheizt.
Nun hat die B-Side, in deren Räumlichkeiten die Auftaktveranstaltung hätte stattfinden sollen, kurzfristig abgesagt. Das Quartierszentrum teilte mit, dass die Sicherheit der Teilnehmenden gefährdet sei und man sich abends in Ruhe beraten wolle. Spekulationen über die genauen Hintergründe seien derzeit nicht angebracht. Die B-Side betonte, dass die Veranstaltung kritisch begleitet worden wäre und zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen vorgesehen waren, darunter ein Awareness-Team und eine Ansprechperson. Dennoch wurde nun entschieden, den Auftakt abzusagen.
Ein besonderer Schwerpunkt der „Kritischen O-Wochen in Münster“ liegt auf dem Nahostkonflikt. Während der zweiten Woche gibt es mehrere Veranstaltungen, die sich explizit mit der Situation in Palästina und der israelischen Politik auseinandersetzen. So bietet die Gruppe „Palästina Antikolonial“ einen Vortrag mit dem Titel „Palästina: Eine Geschichte von Unterdrückung und Widerstand“ an.
Auch die „Students for Palestine“ veranstalten einen Workshop, in dem die Rolle von Universitäten und Gewerkschaften im palästinensischen Widerstand diskutiert wird. Kritische Stimmen sehen in der Häufung solcher Veranstaltungen eine gezielte politische Agenda und warnen davor, dass hier antisemitische Narrative verbreitet werden könnten.
Innerhalb der Veranstaltungsorganisation und von außen gibt es immer lautere Forderungen, die Zusammenarbeit mit Gruppen, denen Antisemitismus vorgeworfen wird, zu beenden. So äußerte das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft scharfe Kritik an der Veranstaltung: „Mit der Kritischen-O-Woche versuchen bekannte antiisraelische und antisemitische Akteure erneut, eine Diskursverschiebung zu erreichen. Durch gezielte Grenzüberschreitungen sollen antisemitische Positionen gesellschaftsfähig gemacht und Jüdinnen und Juden verunsichert werden. Alle Akteure, Fachschaften, hochschulpolitische Gruppen und die Universität selbst sind aufgefordert, sich diesem Versuch zu entgenzusetllen und einen sicheren Raum für alle Studierenden zu gewährleisten.”