Provinzial Logo
Consident.de

Messergewalt: Bremer Platz unter den gefährlichsten Orten von NRW

vermissten 12-Jährigen in Beckum 14-Jährige in Warendorf vermisst – Polizei sucht mit öffentlicher Hilfe nach der seit dem 30. Januar verschwundenen Schülerin. Die Polizei spricht ein Redeverbot auf der Querdenkerdemo in Münster aus und ändert die Route der Demonstration am Samstag.

Teilen:

Die Zahl der Messerangriffe im öffentlichen Raum nimmt in Nordrhein-Westfalen spürbar zu – und Münster steht dabei zunehmend im Mittelpunkt. Besonders brisant: Der Bremer Platz, direkt am Hauptbahnhof gelegen, gehört laut aktueller Auswertung des nordrhein-westfälischen Innenministeriums zu den zehn gefährlichsten Orten im gesamten Bundesland. Acht registrierte Fälle mit dem Tatmittel Messer machten ihn 2024 zu einem Brennpunkt im Stadtgebiet. Doch Münster ist kein Einzelfall – auch das Umland zeigt beunruhigende Tendenzen. Die Landkreise Borken, Steinfurt, Warendorf und Coesfeld verzeichnen ebenfalls einen deutlichen Anstieg an Messerangriffen.

Münster: Gewalt rund um den Bahnhof nimmt zu – Polizei reagiert mit Präsenz und Prävention

Mit insgesamt 156 Messerdelikten im Jahr 2024 erreicht Münster den höchsten Stand seit Beginn der systematischen Erfassung im Jahr 2019. Im Vergleich zum Vorjahr (114 Fälle) ist das ein Anstieg von 37 Prozent. Der Bremer Platz – bereits seit Jahren in der öffentlichen Diskussion – rückt damit erneut ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Dass Münster mit gleich mehreren Tatorten unter den Top 10 des Landes auftaucht, unterstreicht die Dringlichkeit der Situation. 2023 war es bereits der Berliner Platz, der mit fünf Fällen ebenfalls auf dieser Liste stand.

Die Polizei hat reagiert. Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf kündigte nicht nur eine Ausweitung der Streifentätigkeit im Bahnhofsumfeld an, sondern auch gezielte Maßnahmen im Rahmen der Kampagne „Besser ohne Messer“. Ziel ist es, vor allem junge Menschen für die Gefahren und rechtlichen Konsequenzen des Messertragens zu sensibilisieren. 

Kreis Borken: Spitzenreiter im Münsterland – Fallzahlen verdoppeln sich seit 2020

Mit 140 registrierten Fällen im Jahr 2024 liegt der Kreis Borken an der Spitze der Landkreise im Münsterland. Zum Vergleich: 2020 waren es noch 59 Fälle – die Zahl hat sich also mehr als verdoppelt. Besonders auffällig ist der Anstieg seit 2022, der mit dem Ende der pandemiebedingten Einschränkungen einhergeht. Die Kreispolizeibehörde setzt daher verstärkt auf Prävention und Präsenz. Pressesprecher Dirk Schlusemann warnt in diesem Zusammenhang davor, Messer zur vermeintlichen Selbstverteidigung mitzuführen: „Es suggeriert Sicherheit, führt aber in Wirklichkeit oft zu gefährlicher Eskalation.“

Kreis Steinfurt: Nach Corona-Tief schnelle Zunahme von Gewaltdelikten

Auch im Kreis Steinfurt zeigen sich deutliche Veränderungen. Während die Fallzahlen 2020 bei 93 lagen und 2022 sogar auf nur 52 sanken, kletterten sie 2023 auf 92 und 2024 weiter auf 126. Diese Entwicklung lässt sich nicht allein durch statistische Schwankungen erklären – vielmehr zeigt sich, dass die Normalisierung des öffentlichen Lebens nach der Pandemie mit einer Zunahme von Gewaltvorfällen einhergeht.

Die Polizei des Kreises Steinfurt setzt ebenfalls auf Aufklärung und Prävention. In mehreren Pressemitteilungen wurde explizit davor gewarnt, Messer zur Konfliktlösung oder zum Selbstschutz mit sich zu führen. Auch hier kommt die landesweite Kampagne „Besser ohne Messer“ zum Einsatz – insbesondere an Schulen und in Jugendeinrichtungen.

Kreis Warendorf: Starker Anstieg – Landrat setzt auf Prävention

Im Kreis Warendorf wurden im Jahr 2024 insgesamt 112 Fälle von Messergewalt erfasst – 25 mehr als im Vorjahr. Auch hier zeigt der Trend nach oben. Landrat Dr. Olaf Gericke betont, dass die vergleichsweise niedrigen Zahlen im Landesvergleich nicht zu falscher Sicherheit führen dürfen: „Auch wenige Fälle können verheerende Auswirkungen haben – deshalb ist Prävention für uns zentral.“ In Zusammenarbeit mit der Polizei setzt der Kreis auf gezielte Informationskampagnen in Vereinen, Schulen und über die sozialen Medien.

Kreis Coesfeld: Kleiner Kreis, große Steigerung

Zwar ist die Zahl der registrierten Fälle im Kreis Coesfeld mit 53 im Jahr 2024 im Vergleich zu anderen Regionen niedrig. Doch der Blick auf die Entwicklung zeigt ein anderes Bild: 2020 wurden nur 18 Fälle gezählt – in vier Jahren hat sich die Zahl damit fast verdreifacht. Die Polizei sieht auch hier dringenden Handlungsbedarf und arbeitet eng mit Schulen, Jugendämtern und sozialen Einrichtungen zusammen.

Bremer Platz ist Symbol für landesweites Problem

Der Bremer Platz in Münster steht sinnbildlich für eine Entwicklung, die nicht auf einzelne Städte beschränkt ist. Die Zunahme von Messergewalt betrifft das gesamte Münsterland und macht deutlich, dass präventive Maßnahmen auf kommunaler wie auf Landesebene weiter gestärkt werden müssen. Gleichzeitig braucht es eine gesamtgesellschaftliche Haltung gegen das Tragen von Messern im Alltag – denn jede Tat ist eine zu viel.

Laut Polizeistatistik entfielen 2023 landesweit 1.680 der insgesamt 6.221 registrierten Messerdelikte auf öffentliche Straßen und Plätze. Der öffentliche Raum wird damit zunehmend zum Schauplatz gewalttätiger Auseinandersetzungen. Doch genau dort muss auch die Sicherheit der Menschen garantiert werden. Die Städte und Kreise im Münsterland sind sich dieser Verantwortung bewusst – jetzt gilt es, Worte in konsequentes Handeln zu übersetzen.

Teilen:

Münster Map
Route anzeigen

Mehr Beiträge: