
Das Theater Münster steckt mitten in einer finanziellen Schieflage. Für das Haushaltsjahr 2023/24 wurde ein Fehlbetrag in Höhe von 1,4 Millionen Euro ausgewiesen. Der Großteil des Defizits – rund eine Million Euro – stammt aus dem laufenden Betrieb. Weitere 400.000 Euro ergeben sich aus einem Gewinnverwendungsbeschluss der Stadt aus dem Jahr 2022. Bereits damals wurde entschieden, nicht verwendete Mittel aus dem Haushalt 2020/21 für kulturelle Sonderprojekte einzusetzen. Dazu gehörten unter anderem Veranstaltungen anlässlich des Jubiläums „375 Jahre Westfälischer Frieden“ sowie die Finanzierung des Historikerpreises. Die Entscheidung wirft heute Fragen auf – auch im Hinblick auf die Nachhaltigkeit solcher Finanzplanungen.
Ein Blick auf die Ursachen des Defizits zeigt, dass die wirtschaftliche Lage des Theaters nicht allein hausgemacht ist. Wie viele öffentliche Kultureinrichtungen kämpft auch das Theater Münster mit erheblich gestiegenen Sach-, Material- und Personalkosten. Diese Mehrbelastungen spiegeln sich bislang nicht im Betriebskostenzuschuss der Stadt wider. Es fehlt eine zeitnahe Anpassung an die realen Marktbedingungen. Die Theaterleitung reagierte bereits mit einem Sparkurs und einer moderaten Anpassung der Eintrittspreise. Erste Effekte zeigen sich: Laut Kulturdezernentin Cornelia Wilkens sind erste Schritte zur Stabilisierung erkennbar. Dennoch betont sie die Notwendigkeit, langfristige und tragfähige Lösungen zu entwickeln, um das Theater dauerhaft zu sichern.
Erstaunlich ist, dass sich das finanzielle Defizit nicht in den Besucherzahlen widerspiegelt – im Gegenteil. Nach dem pandemiebedingten Einbruch verzeichnete das Theater Münster einen deutlichen Aufwärtstrend. In der Spielzeit 2022/23 kamen über 143.000 Zuschauer, das sind mehr als 50.000 Besucher mehr als im Vorjahr. Die laufende Spielzeit 2023/24 setzte diesen Trend fort: Mit 155.687 Gästen konnte das Theater erneut zulegen. Die Prognosen für 2024/25 sind ebenfalls positiv. Diese Zahlen belegen die ungebrochene Bedeutung des Theaters für die Stadtgesellschaft.
Wie es weitergeht, entscheidet sich am 21. Mai 2025. Dann wird der Jahresabschluss in den politischen Gremien diskutiert. Die Stadt steht vor der Herausforderung, die Finanzierung des Theaters langfristig zu sichern, ohne dessen künstlerisches Profil zu gefährden. Denn klar ist: Ein leistungsfähiges Theater ist mehr als ein Kostenfaktor – es ist ein zentraler Baustein der kulturellen Identität Münsters.