
Münster. Liveticker – Stand: 19:40 Uhr Demonstration beendet
Mittags: Rund 130 Rechtsextreme versammeln sich am Hauptbahnhof.
Start des Aufmarschs Richtung Ludgerikreisel.
Am Nachmittag: Polizei stoppt den Zug wegen einheitlicher Fahnen und Auftreten.
Ermittlungen: Fahnenträger werden kontrolliert, Versammlung steht mehrere Stunden still.
Nach längerer Unterbrechung gegen 18 Uhr: Polizei erlaubt Fortsetzung des Aufmarschs unter Auflagen.
Parallel: Über 1200 Menschen bei Gegendemonstrationen des Bündnisses Keinen Meter den Nazis.
Verkehr: Innenstadt rund um den Bahnhof bleibt gesperrt, ÖPNV stark eingeschränkt.
Die Polizei hatte den Aufmarsch einer rechtsextremen Gruppe am Samstag zunächst gestoppt. Grund war das einheitliche und als paramilitärisch bewertete Auftreten der Teilnehmenden – mit Fahnen, gleichartiger Kleidung und disziplinierter Marschordnung. Der rund 130-köpfige Aufzug war von einer Gruppierung aus dem Umfeld der Partei „Die Heimat“ angemeldet worden. Zunächst leitete die Polizei Ermittlungen ein und untersagte die Fortsetzung der Versammlung. Doch nach stundenlanger Unterbrechung durfte der Aufmarsch schließlich weiterziehen.
Die Demonstration war von einer extrem rechten Gruppierung angemeldet worden, die dem Umfeld der Partei „Die Heimat“ zugeordnet wird – Nachfolgerin der früheren NPD. Hintergrund war ein laufendes Verfahren vor dem Oberverwaltungsgericht Münster. Verhandelt wurde dort über eine umstrittene Gedenkinschrift für Siegfried Borchardt, besser bekannt als „SS-Siggi“. Die Stadt Dortmund will eine entsprechende Formulierung auf dessen Grab verhindern. Die Demonstrierenden wollten mit dem Aufzug offenbar politischen Druck ausüben.
Die Route sollte vom Hauptbahnhof über den Ludgerikreisel zurückführen. Bereits beim Start der Versammlung traten die Teilnehmenden mit auffälliger Disziplin, gleichartigen Symbolen und geschlossener Formation auf. Nach einer ersten Einschätzung der Polizei lag ein Anfangsverdacht wegen Verstoßes gegen das Militanzverbot vor. Die Beamten stoppten den Aufzug, führten mehrere dutzend Fahnenträger ab und dokumentierten deren Personalien. Eine Fortsetzung der Versammlung wurde nicht mehr erlaubt.
Parallel zum geplanten Aufmarsch der Rechten organisierte das Bündnis Keinen Meter den Nazis vier angemeldete Gegenkundgebungen in der Innenstadt. Die Versammlungen fanden am Hauptbahnhof, am Ludgerikreisel, an der Promenade sowie am Gleis 22 statt – strategisch entlang der geplanten Marschroute der Rechten. Bereits frühzeitig hatte das Bündnis zu friedlichem Protest aufgerufen und betont, dass Münster keinen Platz für rechtsextreme Ideologien biete.
Die Beteiligung war hoch: Laut Polizei versammelten sich über 1200 Gegendemonstrierende. Vor Ort war ein breites Spektrum der Stadtgesellschaft vertreten – darunter Jugendorganisationen, Gewerkschaften, kirchliche Gruppen, linke Bündnisse und viele Einzelpersonen.
Immer wieder kam es zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen Teilnehmenden und Einsatzkräften. Die Polizei forderte die Demonstrierenden wiederholt auf, sich an das Vermummungsverbot zu halten. Zudem wurden mehrere Gegendemonstranten in Gewahrsam genommen.
Der Polizeieinsatz hatte weitreichende Auswirkungen auf den Verkehr in der Innenstadt. Der Bereich rund um den Hauptbahnhof war vollständig gesperrt. Die Stadtwerke leiteten Buslinien um, der Bahnverkehr war ebenfalls eingeschränkt. Fahrgäste mussten sich auf Verspätungen und Umleitungen einstellen. Auch der städtische Servicepunkt am Bahnhof blieb geschlossen.