Münster, oft gelobt für seine grüne Infrastruktur und seinen nachhaltigen Lebensstil, steht vor einer stillen, aber schwerwiegenden Bedrohung: Nitrat im Grundwasser. Besonders betroffen sind Stadtteile wie Mauritz, Handorf und Gremmendorf. Hier überschreiten die Nitratwerte in vielen Bereichen die kritische Schwelle von 50 Milligramm pro Liter, die durch die Düngeverordnung (§ 13a DüV) als Grenze definiert ist. Doch was bedeutet das für die Stadt, ihre Umwelt und die Menschen, die hier leben?
Ein Blick auf die aktuelle Ausweisung der „roten Gebiete“ zeigt: Die Belastung ist kein ländliches Phänomen, sondern reicht bis in die städtischen Randgebiete. Besonders in Sankt Mauritz, nur wenige Minuten vom Zentrum entfernt, sind die Nitratwerte alarmierend hoch. In Handorf, einem Stadtteil, der landwirtschaftlich geprägt ist, trifft die Belastung auf Wasserschutzgebiete – eine gefährliche Kombination. Ähnlich sieht es in Gremmendorf und Angelmodde aus, wo intensive Düngung auf dichte Bebauung trifft. Diese Stadtteile stehen exemplarisch für ein Problem, das sich immer weiter zuspitzt.
Die Antwort auf diese Frage führt unweigerlich zur Landwirtschaft. Seit Jahrzehnten wird auf Feldern in und um Münster großzügig stickstoffhaltiger Dünger ausgebracht, um hohe Erträge zu erzielen. Doch nicht jeder Tropfen Stickstoff landet dort, wo er gebraucht wird. Überschüsse versickern im Boden und gelangen ins Grundwasser. Gerade in Gebieten wie Handorf, wo die landwirtschaftliche Nutzung besonders intensiv ist, ist die Belastung besonders hoch. Aber auch private Gärten, Baustellen und städtische Flächen tragen ihren Teil dazu bei, wenn Düngemittel oder andere Stickstoffquellen unsachgemäß verwendet werden.
Für die Umwelt ist Nitrat ein schwerwiegendes Problem. Es beeinträchtigt nicht nur die Qualität des Grundwassers, sondern auch die Ökosysteme von Flüssen, Seen und Böden. Besonders besorgniserregend ist jedoch die Gefahr für die Trinkwasserversorgung. Nitrat im Wasser wird im Körper zu Nitrit umgewandelt, das vor allem für Säuglinge lebensgefährlich sein kann. Auch für Erwachsene besteht ein erhöhtes Risiko, da hohe Nitratkonzentrationen langfristig mit der Entstehung bestimmter Krebsarten in Verbindung gebracht werden.
Münsteranerinnen und Münsteraner könnten bald die Auswirkungen spüren. Sollte die Belastung weiter zunehmen, könnten aufwendige und teure Wasseraufbereitungsmaßnahmen notwendig werden, um die Trinkwasserqualität sicherzustellen. Diese Kosten werden letztlich an die Verbraucher weitergegeben.
Die Düngeverordnung setzt auf schärfere Vorgaben, um den Stickstoffeintrag in belasteten Gebieten zu reduzieren. Landwirte in den betroffenen Zonen müssen unter anderem die Düngemengen begrenzen, Sperrfristen beachten und ihre Düngemaßnahmen genau dokumentieren. Doch viele Experten kritisieren, dass diese Maßnahmen nicht ausreichen, um das Problem nachhaltig zu lösen. Sie fordern eine grundlegende Reform der Landwirtschaftspolitik und stärkere Anreize für umweltfreundliche Anbaumethoden.
In Münster arbeiten lokale Behörden und landwirtschaftliche Betriebe bereits zusammen, um Lösungen zu finden. Doch der Weg ist lang und oft mit Konflikten zwischen wirtschaftlichen Interessen und Umweltschutz verbunden. Während die Landwirte auf ihre Existenzgrundlage angewiesen sind, fordert die Stadt klare Fortschritte beim Schutz der Wasservorräte.
Die Nitratbelastung in Münster ist kein neues Problem, aber eines, das zunehmend an Brisanz gewinnt. Während Städte wie Münster versuchen, sich als nachhaltig und zukunftsorientiert zu positionieren, zeigt die Realität in den betroffenen Stadtteilen ein anderes Bild. Wenn keine schnellen und effektiven Maßnahmen ergriffen werden, könnten die Schäden für Mensch und Umwelt irreversibel sein.