Die Startup-Landschaft in Deutschland erlebt 2024 ein starkes Wachstum. Mit 2.766 Neugründungen stiegen die Zahlen um 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Während jedoch Berlin und Bayern ihre Spitzenpositionen weiter ausbauen, bleibt Nordrhein-Westfalen (NRW) weit hinter den Erwartungen zurück. Trotz seiner wirtschaftlichen Bedeutung und Bevölkerungsgröße schafft es das Bundesland nicht, in der deutschen Gründerszene zu glänzen.
Obwohl NRW mit 494 Neugründungen ein Wachstum von 20 Prozent gegenüber 2023 vorweisen kann, reicht dies nicht, um mit Berlin (498 Neugründungen) oder Bayern (538 Neugründungen) mitzuhalten. Betrachtet man die Neugründungen pro 100.000 Einwohnerinnen, liegt NRW mit 2,7 unter dem bundesweiten Durchschnitt von 3,3. Zum Vergleich: Berlin führt mit beeindruckenden 13,2 Gründungen pro 100.000 Einwohnerinnen, gefolgt von München mit 8,6. Diese Zahlen verdeutlichen, wie schwach NRW im Verhältnis zu seinen Ressourcen und seiner wirtschaftlichen Bedeutung abschneidet.
NRW zeigt ein deutliches Stadt-Land-Gefälle. Die meisten Gründungen konzentrieren sich auf städtische Zentren wie Köln, Düsseldorf und Aachen. In ländlichen Regionen hingegen bleibt das Gründungsgeschehen nahezu zum Stillstand. Die Gründe sind vielfältig: eine unzureichende Infrastruktur, mangelnde Netzwerke und kaum Zugang zu Investoren. Diese Vernachlässigung ländlicher Räume bedeutet nicht nur verpasste wirtschaftliche Chancen, sondern verstärkt auch die Abhängigkeit von wenigen städtischen Zentren.
Der Software-Sektor, der deutschlandweit um 33 Prozent wächst und als Innovationsmotor gilt, hat auch in NRW ein Wachstumspotenzial. Doch während andere Bundesländer diesen Trend gezielt nutzen, gelingt es NRW nicht, sich als führender Standort in diesem Bereich zu positionieren. Forschungsnahe Städte wie Aachen und Köln setzen zwar Akzente, doch ohne eine umfassende Strategie bleibt das Wachstum begrenzt.
Berlin und Bayern haben in den letzten Jahren gezeigt, wie erfolgreiche Startup-Ökosysteme entstehen: durch gezielte Förderprogramme, internationale Vernetzung und den Aufbau robuster Strukturen, die Gründer*innen langfristig binden. NRW hingegen wirkt oft träge und wenig ambitioniert. Gründungen im Bereich Bildung, Gaming oder Medien, die zuletzt deutschlandweit wieder an Dynamik gewannen, spielen hier eine untergeordnete Rolle.
Um aufzuholen, müsste NRW gezielt ländliche Regionen fördern, technologieorientierte Unternehmen stärker unterstützen und sich international besser vernetzen. Die Region hat das Potenzial, eine führende Rolle in der deutschen Gründerszene einzunehmen – doch dazu bedarf es klarer Strategien und entschlossener Maßnahmen. Ohne einen grundlegenden Kurswechsel droht NRW, in der Startup-Landschaft weiter abgehängt zu werden.