
Münster. Die geplante Schließung der traditionsreichen Kita St. Nikolaus im Schlossgarten Münster sorgt für massiven Protest. Eltern, Mitarbeitende und Unterstützer werfen der Kirchengemeinde mangelnde Transparenz und fehlende Beteiligung vor. Die Entscheidung zur Schließung im Herbst 2025 fiel überraschend – und trifft Familien unmittelbar vor den Sommerferien.
„Die Konfrontation der Eltern mit der Schließung kam für uns plötzlich und unerwartet und wurde über unsere Köpfe hinweg entschieden“, sagt Anne Linnemann, Mutter eines Kita-Kindes.
Am 8. Juli 2025 – wenige Tage vor Ferienbeginn – wurde die Schließung offiziell bekannt gegeben. Fast zeitgleich fand ein Elternabend statt, auf dem viele Familien erstmals davon erfuhren. Das pädagogische Personal selbst war nur eine Stunde vorher informiert worden. Der Betrieb soll schon im Herbst in eine andere Kita in Gievenbeck verlagert werden – eine logistische und emotionale Herausforderung für viele Familien.
„Der Druck, der dadurch auf allen betroffenen Familien liegt, schadet vor allem unseren Kindern und ihrer Entwicklung“, betont Linnemann weiter. Denn mit dem Umzug drohen nicht nur längere Anfahrtswege, sondern auch der Verlust von Bezugspersonen und vertrauten Strukturen.
Die Kita St. Nikolaus ist seit über 50 Jahren fester Bestandteil im Stadtteil. Noch heute besuchen 37 Kinder die Einrichtung. Die Elternschaft betont in einer Pressemitteilung, dass es sich um eine funktionierende, engagierte Einrichtung handelt – mit erfahrenem Team und starker Verwurzelung im Quartier.
Die Begründung der Kirchengemeinde stützt sich auf bauliche Mängel. Doch laut der Elternschaft seien seit Jahren weder konkrete Sanierungspläne noch externe Gutachten veröffentlicht worden. Ein von Eltern angebotenes, unabhängiges Gutachten wurde abgelehnt. Stattdessen wird mit einer „tickenden Zeitbombe“ argumentiert – ohne schriftliche Nachweise.
Die Elternschaft fordert eine klare Kommunikation, transparente Entscheidungsprozesse und die Prüfung aller Alternativen – etwa die Fortsetzung am bisherigen Standort oder ein Neubau. „Was wir uns wünschen, ist keine Eskalation – sondern eine gemeinsame Planung mit allen Beteiligten“, heißt es aus dem Elternbeirat. Ziel sei ein offener Dialog mit Kirche, Stadt und Politik.
Im Zentrum steht dabei die Frage: Warum soll eine gut funktionierende Kita vorzeitig geschlossen werden, obwohl der Bedarf an Kitaplätzen in Münster steigt?
Die Petition „Kita-Aus stoppen! Erhalt der Kita St. Nikolaus Münster!“ richtet sich an das Generalvikariat des Bistums Münster, die Stadt Münster und den Rat der Stadt. Initiatorin ist Zornitza Ivanov, selbst Mutter. Gestartet wurde sie am 11. Juli 2025 – binnen weniger Tage kamen bereits über 800 Unterschriften zusammen. Das Quorum liegt bei 2.500 Unterschriften aus Münster, die Sammlung läuft noch mehr als fünf Monate.
In der Petition heißt es: „Der St. Nikolaus Kindergarten ist ein vertrauter Ort der frühkindlichen Bildung und sozialen Entwicklung für viele Familien im Stadtteil. Der Erhalt ist unverzichtbar.“
Auch rechtliche Schritte wurden nicht ausgeschlossen – doch die Eltern setzen weiter auf Gespräche. „Nicht auf Abruf, sondern auf Augenhöhe“ – so formuliert es der Elternbeirat.