An der Waldschule in Münster-Kinderhaus ist Radfahren nun ein offizielles Schulfach. Dies liegt daran, dass viele Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund bisher nicht Fahrrad fahren können.
In der grünen Umgebung von Münster-Kinderhaus sind die Siebtklässler der Waldschule oft mit dem Fahrrad unterwegs. Technikübungen und praktische Erfahrungen stehen dabei im Vordergrund, denn Radfahren ist für die Hauptschüler, als Schulfach mittlerweile Pflicht. Die 14-jährige Lavinia Kapsnsis zeigt großen Spaß am Hindernisparcours.
Der Kurs umfasst nicht nur Fahrtechnik, sondern auch Reparaturkenntnisse. In der schuleigenen Werkstatt erwerben die Jugendlichen wichtige Fähigkeiten zur Fahrradpflege, vom Schlauchflicken bis zum Kettenölen. Lavinia Kampensis berichtet begeistert: „Ich habe neu gelernt, wie man die Gangschaltung einstellt und die Bremsen justiert. Vorher wusste ich nur, dass man einen 5er Inbus braucht, aber nicht, wie es funktioniert.“
Norbert Stegemann, Lehrer an der Hauptschule, hat das Konzept für das neue Unterrichtsfach „Pedal-Power“ entwickelt. „Radfahren als Schulfach ist wichtig, damit die Kinder rauskommen, Sport treiben, sich selbstständig fortbewegen und ihre Umgebung besser kennenlernen können,“ erklärt Stegemann.
Viele Kinder an der Waldschule konnten bisher gar nicht Fahrrad fahren, insbesondere jene mit Migrationshintergrund. Studien wie „Mobilität in Deutschland“ des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr zeigen, dass Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland seltener Fahrrad fahren und besitzen als Nichtmigranten. Gründe hierfür sind kulturelle Unterschiede, Rollenbilder, Sozialisation und finanzielle Möglichkeiten der Familien.
Viele dieser Kinder nutzten bisher hauptsächlich den Bus. Durch das neue Schulfach Radfahren hat sich dies geändert. Die Schüler haben intensiv trainiert und sind sogar gemeinsam bis an die Nordsee geradelt. Das neue Schulfach stärkt das Selbstvertrauen von Lavinia und ihren Mitschülern erheblich.