
Der Rückgang beim Kita-Ausbau markiert eine bemerkenswerte Trendwende in der frühkindlichen Bildungslandschaft in NRW. Zum Kita-Jahr 2025/2026 wird es landesweit 10.864 öffentlich geförderte Kindertageseinrichtungen geben – das sind fünf weniger als im Vorjahr. In den Jahren zuvor wuchs die Anzahl jährlich, teilweise deutlich. Zwischen 2016 und 2020 wurden jährlich zwischen 18.500 und 26.000 neue Betreuungsplätze geschaffen. Seitdem hat sich die Dynamik spürbar verlangsamt.
Noch 2020 zählte Nordrhein-Westfalen knapp 10.500 Kitas. Bis 2023 kamen jährlich rund 100 neue Einrichtungen hinzu. Diese Entwicklung ist nun gestoppt. Im Jahr 2024 wurden lediglich rund 40 neue Einrichtungen eröffnet. Für das Kita-Jahr 2025/2026 gibt es erstmals einen leichten Rückgang. Auch die Zahl der neu geschaffenen Betreuungsplätze nimmt ab. Im kommenden Jahr sollen über 5.000 Plätze weniger zur Verfügung stehen. Besonders stark betroffen ist die Betreuung durch Tagespflegepersonen.
Das Familienministerium nennt mehrere mögliche Ursachen für den Rückgang. Eine sinkende Geburtenrate, Wanderungsbewegungen sowie ein verändertes Betreuungsverhalten der Eltern spielen dabei eine Rolle. An vielen Orten fehlen inzwischen die Kinder, für die Plätze bereitgestellt wurden. In einigen Regionen bleiben vorhandene Kapazitäten ungenutzt, während es anderswo weiterhin an Plätzen mangelt.
Das Institut der Deutschen Wirtschaft bezifferte Ende 2024 die Betreuungslücke in NRW auf 19 Prozent bei Kindern unter drei Jahren. Die FDP kritisiert, die schwarz-grüne Landesregierung tue zu wenig, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Kita-Träger wie die Diakonie RWL weisen zudem auf wirtschaftliche Herausforderungen hin: Hohe Baukosten und unzureichende öffentliche Finanzierung verhindern vielerorts den weiteren Ausbau.
Der schleppende Kita-Ausbau in NRW stellt Politik und Träger vor grundlegende Fragen zur Zukunft der frühkindlichen Betreuung. Demografische Veränderungen und wirtschaftliche Hürden könnten den Druck auf bestehende Einrichtungen weiter erhöhen. Gleichzeitig wird die Planung für neue Angebote komplexer. Eine Lösung erfordert Koordination auf mehreren Ebenen – von der Landespolitik bis zu den kommunalen Trägern.