
Münster. Die Abfallwirtschaftsbetriebe Münster (awm) testen im Rahmen der Smart-City-Strategie neue Ansätze zur Abfallvermeidung und Ressourcenschonung. Im Mittelpunkt stehen zwei Projekte: Zum einen wird ein Abfallsammelfahrzeug mit künstlicher Intelligenz (KI) eingesetzt, das die Qualität der Bioabfalltrennung verbessern soll. Zum anderen entsteht eine digitale Lösung für Leih- und Tauschstationen in Wohnquartieren. Beide Vorhaben sind Teil der von der Bundesregierung geförderten „Modellprojekte Smart Cities“ und laufen zunächst im York- und Oxford-Quartier. Ziel ist es, durch technische Innovationen die Lebensqualität zu steigern und den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen zu fördern. Die Stadt Münster möchte unter dem Begriff Smart Waste eine intelligente Verknüpfung von Digitalisierung und Umweltbewusstsein.
Um die Bioabfalltrennung gezielt zu verbessern, wurde ein Abfallsammelfahrzeug mit KI-Technologie ausgestattet. Während der Leerung erstellt eine Kamera Bilder vom Tonneninhalt. Die KI analysiert diese in Echtzeit und erkennt Materialien, die nicht in die Biotonne gehören. Die Auswertung erfolgt über ein Ampelsystem – grün für korrekt, gelb für gemischte Inhalte, rot für gravierende Fehlwürfe. Persönliche Daten werden dabei nicht erfasst. Das System liefert eine Übersichtskarte, auf der nur die betroffenen Straßen verzeichnet sind. Auf dieser Basis können die awm gezielte Beratungseinsätze planen.
In betroffenen Straßen informieren sogenannte Biokontrolleure die Haushalte durch farbige Infokarten direkt an der Tonne. Bleibt die Befüllung auch nach Hinweisen fehlerhaft, wird die Tonne nicht mehr geleert. In solchen Fällen haben Haushalte die Möglichkeit, entweder selbst nachzusortieren oder eine kostenpflichtige Sonderleerung zu beauftragen. Ziel ist es, die Qualität des gesammelten Bioabfalls zu erhöhen und Fehlwürfe dauerhaft zu reduzieren.
Der richtige Umgang mit Bioabfall leistet einen wichtigen Beitrag zum Ressourcenschutz. Aus korrekt befüllten Biotonnen gewinnen die awm Kompost, der in der Landwirtschaft eingesetzt wird. Darüber hinaus entsteht bei der Verarbeitung Biogas, das zur Produktion von Strom und Wärme genutzt werden kann. Falsch befüllte Tonnen hingegen müssen als Restabfall entsorgt werden. Dadurch gehen wertvolle Materialien verloren und es entstehen zusätzliche Kosten.
Ein zweites Modellprojekt der awm konzentriert sich auf die Entwicklung von digitalen Leih-, Tausch- und Verschenkstationen. Diese sollen bis Ende des Jahres in den beiden Pilotquartieren aufgebaut werden. Über ein intelligentes System können Alltagsgegenstände angeboten oder ausgeliehen werden. Dadurch lassen sich Neuanschaffungen vermeiden, was sowohl den Geldbeutel als auch die Umwelt entlastet. Mit diesem Ansatz verfolgt die Stadt das Ziel, Ressourcen im Alltag effizienter zu nutzen und die Idee der Kreislaufwirtschaft praktisch umzusetzen.
Die Bevölkerung der beiden Quartiere ist eingeladen, das Projekt mitzugestalten. Über die Beteiligungsplattform des Landes NRW können Rückmeldungen gegeben und Anregungen eingebracht werden. Die awm haben zudem alle Haushalte per Postwurfsendung informiert. Diese enthält neben den Projektdetails auch einen Coupon für ein kostenloses Bio-Starter-Kit mit Vorsortiergefäß, Papiertüten und Informationen zur richtigen Trennung von Bioabfällen. Die Stadt setzt damit auf eine Kombination aus Technologieeinsatz und direkter Bürgeransprache.
Die aktuellen Projekte sind Teil der städtischen Strategie, Münster als Smart City weiterzuentwickeln. Seit 2021 beteiligt sich die Stadt an den bundesweiten „Modellprojekten Smart Cities“. Ziel ist es, Digitalisierung gezielt für mehr Lebensqualität, Umweltbewusstsein und städtische Nachhaltigkeit einzusetzen.