
Münster – Mitten im Wahlkampf sorgt die SPD Münster für Schlagzeilen: In einer Nacht-und-Nebel-Aktion betraten Mitglieder der Partei den Schulhof des Hans-Böckler-Berufskollegs (HBBK), spannten Absperrbänder und hängten Wahlplakate auf. Die Aktion sollte Aufmerksamkeit auf das zentrale SPD-Wahlkampfthema lenken – den Bau eines modernen Berufsschul-Campus. Doch der Plan ging nur teilweise auf. Statt Begeisterung erntete die SPD scharfe Kritik von Stadt, Schule und Öffentlichkeit.
Hintergrund der Aktion war ein dringendes bildungspolitisches Anliegen der Sozialdemokraten: Ein neuer Berufsschul-Campus soll entstehen, um die Ausbildungssituation in Münster zu verbessern. Die SPD sieht darin eine zentrale Zukunftsaufgabe für die Stadt. Mit der nächtlichen Plakatierung wollte die Partei ein starkes Zeichen setzen und die Ausbildungskrise in den Fokus rücken. Doch die Inszenierung stieß nicht nur auf Zustimmung.
Am Freitagmorgen entdeckte die Schulleitung die aufgespannten Absperrbänder und Plakate auf dem Schulhof. Umgehend wurde die Polizei informiert. Gleichzeitig organisierten sich Lehrkräfte und Schüler, um die Materialien noch vor Unterrichtsbeginn vollständig zu entfernen. Die Polizei bestätigte, dass sie durch die Schule über den Vorfall in Kenntnis gesetzt worden sei. Eine strafrechtliche Relevanz wird derzeit nicht angenommen – jedoch sorgte der politische Eingriff in den Schulalltag für Irritation.
Auch die Stadtverwaltung reagierte prompt auf die Aktion. Sie forderte die SPD nachdrücklich auf, das gesetzlich verankerte Neutralitätsgebot an Schulen zu wahren. Öffentliche Bildungseinrichtungen dürften nicht zum Schauplatz parteipolitischer Kampagnen werden – selbst wenn die Anliegen bildungspolitischer Natur seien. Das Vertrauen in die politische Zurückhaltung an Schulen dürfe nicht beschädigt werden.
Die SPD zeigte sich einsichtig. Man habe mit der Aktion auf ein drängendes Problem aufmerksam machen wollen, erklärte ein Sprecher. Dennoch erkenne man die Kritik an. Die Aufforderung zur Wahrung der politischen Neutralität werde man respektieren. Gleichwohl betonte die Partei, dass das Thema Berufsschul-Campus auf der politischen Agenda bleiben werde – allerdings mit anderen Mitteln.
Die Aktion der SPD war zweifellos aufmerksamkeitsstark. Dennoch stellt sich die Frage, wie weit politische Symbolik gehen darf – insbesondere, wenn sie in schulische Abläufe eingreift. Dass Schüler und Lehrkräfte selbst zur Entfernung der Überreste beitrugen, zeigt, wie schnell sich politische Botschaften in praktische Störungen verwandeln können. Die Debatte um die Zukunft der Berufsschulen dürfte jedoch weitergehen – nun mit zusätzlicher medialer Begleitung.