
Münster – Am 5. Juli 2025 steht Münster erneut ein politisch brisanter Tag bevor: Eine rechtsextreme Demonstration am Hauptbahnhof Münster sorgt bereits im Vorfeld für Diskussionen. Angemeldet ist die Veranstaltung von der rechtsextremen Kleinstpartei „Die Heimat“, früher bekannt als NPD. Unterstützt wird sie vom sogenannten „Freundeskreis Siggi Borchardt“, benannt nach dem Dortmunder Neonazi Siegfried „SS-Siggi“ Borchardt.
Die geplante rechtsextreme Demonstration am Hauptbahnhof Münster ist eng verknüpft mit einem laufenden Gerichtsverfahren am Oberverwaltungsgericht Münster. Dort liegt aktuell die Beschwerde der Stadt Dortmund gegen ein Urteil des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen. Dieses hatte 2023 entschieden, dass die Stadt die Gestaltung der Grabstätte Borchardts nicht anonymisieren dürfe. Dortmund hatte genau das angeordnet, um eine Pilgerstätte für Neonazis zu verhindern.
Die Organisatoren der Demo – darunter Claus Cremer, NRW-Landesvorsitzender von „Die Heimat“ – werfen der Stadt Dortmund und dem OVG eine politische Verzögerungstaktik vor. In einschlägigen Telegram-Kanälen wird sogar von „politischem Kalkül“ gesprochen. Die Demonstration soll daher gezielt öffentlichen Druck auf die Justiz ausüben.
Siegfried Borchardt war eine zentrale Figur der Neonazi-Szene in Nordrhein-Westfalen. Er war Mitbegründer der mittlerweile verbotenen FAP (Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei) und saß 2014 für „Die Rechte“ im Dortmunder Stadtrat. In der rechten Szene genießt Borchardt bis heute einen Märtyrer-Status. Der 2021 verstorbene Rechtsextreme wird in sozialen Netzwerken als „Held“ stilisiert – auch von einer neuen Generation der Szene.
Die Wahl des Ortes ist kein Zufall: Das Oberverwaltungsgericht Münster verhandelt derzeit die Beschwerde gegen das Urteil zur Grabgestaltung Borchardts. Die Organisatoren hoffen offenbar, dass eine Präsenz direkt vor Ort mediale Aufmerksamkeit erzeugt und die Justiz unter Druck setzt. Geplant ist die rechtsextreme Demonstration am Hauptbahnhof Münster für 14 Uhr. Bis zu 120 Teilnehmer werden laut Polizei erwartet.
Obwohl die rechtsextreme Demonstration bislang nicht offiziell bei der Stadt Münster angemeldet wurde, laufen die Planungen auf Seiten der Veranstalter bereits auf Hochtouren. Deutlich schneller reagierte die Zivilgesellschaft: Das Bündnis „Keinen Meter den Nazis“ hat bereits eine Gegenkundgebung angekündigt – zur gleichen Zeit, aber am Aegidiikirchplatz, direkt vor dem OVG Münster.
Die Polizei Münster bereitet sich auf einen umfangreichen Einsatz vor. Zwar ist die Teilnehmerzahl der rechtsextremen Demonstration mit rund 120 Personen eher gering, jedoch bergen Konfrontationen mit der deutlich größeren Gegendemonstration ein erhebliches Eskalationspotenzial. Auch Beobachter rechnen mit einer erhöhten Präsenz sogenannter „autonomer Nationalisten“ sowie gewaltbereiter Gruppierungen.
Die endgültige Entscheidung über Ort und Ablauf der Veranstaltungen fällt voraussichtlich erst nach Kooperationsgesprächen mit den jeweiligen Anmeldern.