
In vielen Städten Nordrhein-Westfalens verschwinden zunehmend öffentliche Straßenparkplätze. Eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter mehreren Kommunen, darunter auch Münster, zeigt: Der öffentliche Raum wird neu verteilt – zugunsten von Verkehrssicherheit, Aufenthaltsqualität und Klimaschutz. Die Stadt Münster gehört zu den aktivsten Akteuren bei dieser Entwicklung. In der Innenstadt wurden bereits zahlreiche Stellplätze gestrichen oder umgewidmet. Doch was bedeutet das für die Menschen vor Ort? Und welche Alternativen entstehen?
Die Reduzierung von Straßenparkplätzen in Münster ist Teil einer übergeordneten Mobilitätsstrategie. Ziel ist es, den öffentlichen Raum für sichere, umweltfreundliche und lebenswerte Nutzungen zurückzugewinnen. Enge Straßen, an denen Autos bislang am Rand parkten, sollen künftig besser für Feuerwehr, Rettungsdienste und Fußgänger zugänglich sein. Zugleich treibt Münster den Umbau des Straßenraums im Sinne des Klimaschutzes voran. Die Stadt hat sich vorgenommen, bis 2030 klimaneutral zu werden – dafür braucht es mehr Platz für Fahrräder, Ladeinfrastruktur und Grünflächen.
Ein wichtiger Baustein ist das Integrierte Parkraumkonzept 2024, das den öffentlichen Parkraum in der Innenstadt und angrenzenden Vierteln neu organisiert. Parken auf der Straße soll künftig teurer sein als in Parkhäusern, um den Parkdruck auf den Straßen zu verringern. Gleichzeitig werden bestehende Flächen gezielt umgenutzt – zum Beispiel für Carsharing, Radverkehr oder Aufenthaltsbereiche.
Ein Beispiel für die Reduzierung von Straßenparkplätzen in Münster ist der Domplatz. An der Ost- und Westseite der historischen Fläche wurden Stellplätze dauerhaft entfernt. Statt parkender Autos finden sich dort nun Sitzgelegenheiten unter schattigen Bäumen – als sogenannter „Stadtbalkon“ oder „Domplatz-Oase“ angelegt. Die Stadt hat mit dieser Maßnahme nicht nur den Verkehr reduziert, sondern die Aufenthaltsqualität deutlich verbessert.
Auch der Alte Steinweg wird ab Sommer 2024 komplett neu gedacht. Zwischen der Parkhauseinfahrt und der Mauritzstraße entfallen alle Straßenparkplätze. Stattdessen gibt es neue Flächen für Außengastronomie, zusätzliche Fahrradständer und Ladezonen. Bewohnerparkplätze werden in umliegende Straßen verlegt, um eine gewisse Balance zu wahren.
Bereits 2021 wurde in der Hörsterstraße und auf dem angrenzenden Bült ein Verkehrsversuch durchgeführt. Rund 50 Stellplätze verschwanden temporär, stattdessen entstanden Sitzgelegenheiten, Pflanzkübel und Freiflächen. Das Experiment wurde weitgehend positiv aufgenommen. Der ehemalige Parkplatz am Bült wurde inzwischen dauerhaft umgewidmet – heute stehen dort Fahrradständer, auch für Lastenräder.
Im Kreuzviertel plant die Stadt ein Pilotprojekt rund um die Heilig-Kreuz-Kirche. Dort, wo derzeit Gehwege durch parkende Autos blockiert sind, sollen künftig Grünflächen, Spielbereiche und Sitzbänke entstehen. Gleichzeitig wird die Einführung einer Bewohnerparkzone geprüft, um den Bedarf der Anwohner nicht aus dem Blick zu verlieren.
Um die Folgen der Reduzierung von Straßenparkplätzen abzufedern, setzt Münster auf verschiedene Ausgleichsmaßnahmen. In den Vierteln Süd-, Kreuz-, Hansa-Viertel und Pluggendorf entstehen insgesamt 60 neue Carsharing-Stellplätze – möglichst mit E-Fahrzeugen. Zudem werden Supermarkt-Parkplätze als mögliche Nachtlösung für Anwohner diskutiert.
Für Besucher gibt es Park-and-Ride-Angebote, etwa am Coesfelder Kreuz. Dort können Autofahrer für 5 Euro ganztägig parken und erhalten ein kostenloses Busticket für bis zu fünf Personen in die Innenstadt. Die Stadt will damit den Parksuchverkehr in der Altstadt deutlich reduzieren.
Auch der ADAC Nordrhein kommt in der DPA-Umfrage zu Wort. Verkehrsexperte Roman Suthold betont, dass die Reduzierung von Parkraum zwar nötig sei – jedoch nicht ohne Ausgleich. Es brauche tragfähige Konzepte wie Quartiersgaragen oder sogenannte Parkpaletten. Letztere lassen sich modular errichten und bei sinkendem Bedarf wieder abbauen.
Der ADAC sieht die Reduzierung von Parkraum als zentrale Stellschraube für die Verkehrswende. Entscheidend sei aber eine frühzeitige Einbindung der Bürger und ein schrittweises Vorgehen, um Akzeptanz zu sichern.
Die Umverteilung des öffentlichen Raums ist in Münster keine Zukunftsmusik, sondern längst Realität. Die Reduzierung von Straßenparkplätzen in Münster folgt klaren Zielen: mehr Sicherheit, mehr Klimaschutz und mehr Aufenthaltsqualität. Die Stadt setzt dabei nicht nur auf den Abbau, sondern auf durchdachte Alternativen. Ob Domplatz, Alter Steinweg oder Kreuzviertel – überall entstehen neue Freiräume, wo früher Autos standen.