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Studentenwohnungen am ehemaligen Eishallen-Gelände: Warum der letzte Bau noch fehlt

Baubranche in der Krise: Münster erlebt Tiefpunkt bei Wohnungsbaugenehmigungen
Foto: 652234

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Die Ecke Steinfurter Straße / Johann-Krane-Weg in Münster hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Wo einst eine Eissporthalle stand, prägen heute drei markante Gebäude das Bild – Teil des ambitionierten Wohnprojekts Leoland. Doch eines fehlt: Das angekündigte vierte Haus mit dem Namen „Leo’s Gate“. Ursprünglich war der Bau längst für 2024 geplant. Warum das Projekt ins Stocken geraten ist und was jetzt kommt, zeigt ein Blick hinter die Kulissen.

Ein visionäres Projekt wird verschoben

Die ursprüngliche Planung für Leo’s Gate sah ein modernes Konzept mit Coworking-Flächen und einem Boardinghouse vor. Investor Heinz-Josef Bierbaum, bekannt für seine ambitionierten Projekte, wollte damit kurzfristiges Wohnen mit neuen Arbeitsformen verbinden. Doch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen änderten sich dramatisch: Die Corona-Pandemie, steigende Bauzinsen und die anhaltende Inflation machten die Umsetzung des ursprünglichen Konzepts unrentabel.

Neue Richtung: Geförderter Wohnraum statt Boardinghouse

Bierbaum hat reagiert – und das Projekt grundlegend neu ausgerichtet. Statt einer Mischnutzung mit Coworking und Boardinghouse entstehen nun 124 öffentlich geförderte Appartements. Sie sollen speziell für Studierende und Auszubildende geschaffen werden. Damit reagiert das Projekt auf den enormen Wohnraumbedarf in Münster – insbesondere in der Nähe des Hochschulcampus. Das bestehende Fast-Food-Restaurant mit Drive-in bleibt erhalten, auf der Rückseite des Gebäudes ist zusätzlich eine kleinere Einheit für Gastronomie oder Dienstleistung vorgesehen.

Architektonischer Kurswechsel: Weniger Statement, mehr Integration

Auch architektonisch schlägt „Leo’s Gate“ nun leisere Töne an. Ursprünglich sollte das Gebäude von Bolles+Wilson ein deutlich sichtbares Design-Statement setzen. In der überarbeiteten Fassung orientiert sich der Entwurf stärker an den bereits bestehenden drei Gebäuden: Klinkerfassade mit Holzelementen – funktional, robust und visuell zurückhaltend. Der Gestaltungsbeirat der Stadt Münster hat dem neuen Entwurf bereits zugestimmt. Die Anpassung soll das Gesamtbild des Areals abrunden und städtebaulich vervollständigen.

Genehmigungsverfahren: Bebauungsplan muss angepasst werden

Ein zentrales Hindernis auf dem Weg zur Realisierung bleibt der Bebauungsplan. Der ursprünglich 2020 aufgestellte, vorhabenbezogene Plan passt nicht mehr zur neuen Nutzung. Für die Umsetzung des neuen Vorhabens ist eine Planänderung erforderlich. Die Entscheidung darüber fällt jedoch erst nach der Kommunalwahl – somit ist der Baubeginn frühestens im Herbst 2026 realistisch. Das verzögert das Projekt weiter, auch wenn der Bedarf an Wohnraum drängt.

Kosten und Beteiligte: 20 Millionen Euro für den letzten Baustein

Rund 20 Millionen Euro, ohne Grundstückskosten, veranschlagt der Investor für die Realisierung des neuen Gebäudes. Als Bauunternehmen ist wieder Ten Brinke aus Bocholt vorgesehen – das Unternehmen hatte bereits die ersten drei Leoland-Gebäude erfolgreich umgesetzt. Projektentwickler ist die Leos Gate GmbH & Co. KG, vertreten durch Bierbaum selbst, der seit dem Kauf der Eissporthalle im Jahr 2014 maßgeblich für die Entwicklung des Areals verantwortlich ist.

Rückblick: Vom Eishallen-Abriss zum studentischen Wohnquartier

Die Geschichte des Projekts begann mit dem Abriss der traditionsreichen Eishalle. Seitdem wurde viel diskutiert – über die Nachnutzung, über die Rolle des Fast-Food-Restaurants auf dem Gelände und über architektonische Fragen. 2023 bezogen erste Studierende die drei bereits errichteten Gebäudeteile. Sie wurden zwischenzeitlich an einen Immobilienfonds verkauft. Mit Leo’s Gate soll das Leoland-Projekt nun vollendet werden – auch wenn es noch Jahre dauern wird, bis die Vision Realität wird.

 

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