
Ein Vorfall am Brombachsee in Bayern sorgt derzeit bundesweit für Diskussionen. Ein riesiger Wels, etwa zwei Meter lang und rund 90 Kilogramm schwer, hat dort fünf Badegäste gebissen und musste von der Polizei mit der Dienstwaffe erschossen werden. Auch im Münsterland fragen sich nun viele: Könnte so etwas auch hier passieren? Gerade jetzt, wo die Temperaturen steigen und die Badeseen gut besucht sind, wächst die Unsicherheit. Die gute Nachricht vorweg: Ein Angriff wie in Bayern ist äußerst selten. Doch ein Blick auf die heimischen Gewässer lohnt sich.
Am späten Freitagnachmittag hielt sich der Fisch längere Zeit in der Nähe einer Schwimminsel im Brombachsee auf. Mehrere Badegäste berichteten, dass der Wels sehr angriffslustig gewesen sei. Insgesamt fünf Menschen erlitten Bisswunden. Einsatzkräfte des Roten Kreuzes versorgten die Verletzten direkt vor Ort. Da sich das Tier trotz der vielen Menschen nicht zurückzog, alarmierte die Wasserwacht die Polizei. Die Beamten sperrten zunächst den betroffenen Badebereich ab, um weitere Zwischenfälle zu verhindern.
Weil zeitgleich ein Musikfestival am See stattfand und der Fisch sich weiterhin aggressiv verhielt, stufte die Polizei das Tier als konkretes Sicherheitsrisiko ein. Ein Polizist erschoss den Wels schließlich mit seiner Dienstwaffe. Zwei Angler bargen den Kadaver mit einem Boot. Nach dem Vorfall wurde der Bereich wieder freigegeben. Die Reaktionen im Netz reichten von Verwunderung bis zu scharfer Kritik. Viele Menschen fragten sich: Wie kann ein Fisch überhaupt so gefährlich werden?
Die zentrale Frage aus Sicht der Menschen in Münster und Umgebung lautet: Leben solche Riesenfische auch in unseren Gewässern? Tatsächlich ist der Europäische Wels (Silurus glanis) auch in Nordrhein-Westfalen heimisch. Er kommt in größeren Seen, Flüssen und Kanälen vor – etwa im Dortmund-Ems-Kanal, in der Ems oder in Teilen der Lippe. Auch im Aasee wurden in den letzten Jahren vereinzelt große Welse gesichtet. Einige Exemplare erreichten eine Länge von über 1,50 Metern. Dennoch: Die Tiere leben sehr zurückgezogen und sind normalerweise harmlos.
Außerdem meiden Welse in der Regel gut besuchte Uferzonen. Sie halten sich tagsüber meist am Gewässergrund auf und werden erst in der Dämmerung aktiv. Dass ein Wels gezielt Schwimmer angreift, gilt unter Fachleuten als extreme Ausnahme. Der Fall vom Brombachsee dürfte daher ein sehr ungewöhnlicher Einzelfall sein.
Trotz ihrer beeindruckenden Größe gelten Welse nicht als gefährlich für Menschen. Die Raubfische ernähren sich hauptsächlich von kleineren Fischen, Amphibien und manchmal auch Vögeln oder Nagetieren. Menschen gehören definitiv nicht zu ihrem natürlichen Beutespektrum. In aller Regel flüchten Welse, wenn sie gestört werden. Dass ein Exemplar wie im aktuellen Fall mehrfach Menschen beißt, ist selbst unter Anglern nahezu beispiellos.
Fachleute vermuten, dass der Wels am Brombachsee unter Stress stand oder sich durch die vielen Menschen in seinem Revier bedroht fühlte. Auch Verletzungen, Krankheiten oder hormonelle Einflüsse könnten das aggressive Verhalten ausgelöst haben. Klar ist jedoch: Solche Reaktionen kommen extrem selten vor und stellen kein typisches Verhalten dar.
Wer im Münsterland an heißen Tagen ins Wasser springt, muss sich in der Regel keine Sorgen machen. Welse sind keine Angreifer, sondern scheue Einzelgänger. Dennoch gibt es einige Tipps, die Sicherheit schaffen: Bei ungewöhnlichem Verhalten von Tieren im Wasser sollte man ruhig bleiben und das Wasser verlassen. Auffällige Beobachtungen können der Polizei oder dem Ordnungsamt gemeldet werden. Für Angler besteht außerdem die Möglichkeit, besondere Fänge an lokale Fischereiverbände weiterzugeben.
Der Vorfall in Bayern ist spektakulär, aber nicht übertragbar auf die Situation im Münsterland. Auch hier leben Welse – teilweise sogar sehr große. Doch sie greifen Menschen nicht an und ziehen sich bei Störungen meist zurück. Wer badet, soll wachsam, aber entspannt bleiben. Die Seen in und um Münster bleiben sichere Orte zur Abkühlung.