Christoph Strässer soll die SPD Münster vorübergehend führen

Auf dem Parteitag in der Halle Münsterland hat die SPD Münster mit Peter Wagner und Aysegül Paran eine neue Doppelspitze gewählt.
Olaf Kosinsky, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons

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Münster. Die SPD Münster steht zwei Wochen nach dem Rücktritt ihrer frisch gewählten Doppelspitze erneut vor einem entscheidenden Schritt. Am kommenden Samstag soll der frühere Bundestagsabgeordnete und langjährige Unterbezirksvorsitzende Christoph Strässer vorübergehend die Führung übernehmen. Der Vorschlag kommt von den vier stellvertretenden Vorsitzenden und der Geschäftsführung des Unterbezirks.

Parteitag soll Nachwahl am 6. Dezember durchführen

Der Unterbezirksparteitag am 6. Dezember wird kurzfristig um den Punkt „Nachwahl eines Vorsitzenden“ erweitert. Strässer – 76 Jahre alt, Ehrenvorsitzender der SPD Münster und in der Stadtgesellschaft auch als Präsident von Preußen Münster bekannt – hat sich nach Angaben der SPD bereit erklärt, die Funktion für eine Übergangszeit zu übernehmen.

Der Schritt soll der Partei ermöglichen, in Ruhe ein geordnetes Verfahren für die reguläre Neuwahl der Parteispitze vorzubereiten. Eine dauerhafte Rückkehr an die Spitze schließt Strässer aus.

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Rücktritt der Doppelspitze sorgt weiterhin für Unruhe

Die Lage der SPD Münster bleibt angespannt. Am 21. November waren Ayşegül Paran und Prof. Peter Wagner nur rund zwei Wochen nach ihrer Wahl als Doppelspitze zurückgetreten. Hintergrund waren interne Konflikte und Indiskretionen, die einen unbelasteten Neubeginn unmöglich gemacht hätten. Seitdem führen die vier Stellvertreterinnen und Stellvertreter den Unterbezirk kommissarisch – ein Zustand, der ursprünglich nicht länger dauern sollte.

Die Führungskrise fällt in eine Phase, in der die Partei ohnehin politisch unter Druck steht. Bei der Kommunalwahl hatte die SPD Stimmen verloren und befindet sich in den Rathausverhandlungen gegenüber dem Koalitionspartner Grüne in einer geschwächten Position.

Strässer soll Ruhe und Struktur in die Partei bringen

Mit Christoph Strässer setzt die SPD nun auf eine Persönlichkeit, die sowohl innerparteilich als auch über die Parteigrenzen hinweg als verbindend gilt. Strässer führte die SPD Münster bereits in den 1990er-Jahren, war viele Jahre Bundestagsabgeordneter und Bundesbeauftragter für Menschenrechtspolitik. Sein Mandat soll klar begrenzt sein: Er soll die Partei stabilisieren, bis in einem geregelten Verfahren eine neue reguläre Spitze gewählt werden kann.

Aus Parteikreisen ist zu hören, dass viele Mitglieder sich insbesondere Kontinuität und Verlässlichkeit wünschen. Die Wahl Strässers soll diese Erwartungen erfüllen – ohne die strategische Neuausrichtung der SPD Münster zu überfrachten.

Nächste Schritte: Aufarbeitung, Neuaufstellung, Parteitag

Für den Parteitag am 6. Dezember werden hohe Erwartungen formuliert. Neben der Nachwahl des Interims­vorsitzes geht es vor allem darum, das Vertrauen der Basis zurückzugewinnen und die jüngsten Konflikte strukturiert aufzuarbeiten. Die stellvertretenden Vorsitzenden hatten angekündigt, dabei besondere Rücksicht auf den Schutz persönlicher Informationen zu nehmen und dennoch die notwendigen Schlüsse für die Zukunft zu ziehen.

Ob mit Strässer an der Spitze oder später mit einer neu gewählten Führung: Die SPD Münster steht vor der Aufgabe, sich organisatorisch zu stabilisieren und politisch klar zu positionieren. Der Parteitag am Wochenende könnte dafür ein entscheidender Wendepunkt werden.

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