
Münster. Lautstark, dicht gedrängt und begleitet von einem Polizeiaufgebot zogen am Dienstagabend rund 500 Demonstrierende durch die Innenstadt von Münster. Unter dem Motto „Palestine will be free“ hatten mehrere Gruppen, darunter das Bündnis Palästina Antikolonial, zu der Versammlung aufgerufen. Ziel war es, auf die anhaltende humanitäre Lage im Gazastreifen aufmerksam zu machen – der Zeitpunkt bewusst gewählt: Zwei Jahre nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel.
Gegen 18 Uhr setzte sich der Demonstrationszug am Hauptbahnhof in Bewegung. Über Servatiiplatz und Salzstraße führte die Route am Stadthaus 1 vorbei in Richtung Ludgeristraße und schließlich zur Stubengasse, wo die Abschlusskundgebung stattfand. Transparente, Sprechchöre und Palästina-Flaggen prägten das Bild, während Passantinnen und Passanten das Geschehen teils mit Interesse, teils mit Unbehagen beobachteten.
Die Polizei Münster war mit zahlreichen Einsatzkräften vor Ort, um den Aufzug abzusichern und Verkehrswege freizuhalten. Während der Demonstration kam es laut Polizei zu mehreren Verstößen gegen Auflagen, unter anderem wegen verbotener Parolen. Mehrere Strafanzeigen seien noch am Abend eingeleitet worden. Insgesamt verlief der Protest jedoch weitgehend friedlich.
Nur eine Stunde vor Beginn des Demonstrationszugs hatten sich rund 150 Menschen auf dem Adolph-Kolping-Platz versammelt, um der Opfer des Hamas-Angriffs vom 7. Oktober 2023 zu gedenken. Bei dieser Mahnwache erinnerten Rednerinnen und Redner an die mehr als 1.200 Getöteten und verschleppten Menschen in Israel. Die Stadt Münster und die Bezirksregierung setzten ein sichtbares Zeichen, indem sie an ihren Gebäuden die Israel-Flagge hissten.
Damit trafen am Dienstag zwei sehr unterschiedliche Perspektiven in der Innenstadt aufeinander – zeitlich und räumlich getrennt, aber inhaltlich eng miteinander verknüpft: das Gedenken an die Opfer eines Terrorakts und die politische Forderung nach einem Ende der Gewalt im Gazastreifen.