
Münster. Die Silvesternacht gehört in Münster seit Jahren zu den arbeitsintensivsten Zeiträumen für Feuerwehr, Rettungsdienst und Ordnungskräfte. Innerhalb weniger Stunden treten zahlreiche Einsätze parallel auf, oft ausgelöst durch Feuerwerkskörper, Alkohol und große Menschenansammlungen. Rückblicke der Stadt und der Polizei zeigen dabei ein wiederkehrendes Muster aus Bränden, Verletzungen und zusätzlichen Sicherheitslagen, die Einsatzkräfte binden und Anfahrten verzögern.
Zum Jahreswechsel 2024/2025 verzeichnete die Stadt 28 Brandeinsätze, zwei technische Hilfeleistungen sowie 53 Einsätze des Rettungsdienstes. Gelöscht wurden unter anderem brennende Müllcontainer, Feuer auf Balkonen und Heckenbrände. Verletzungen betrafen überwiegend Hände und Gesicht und standen im Zusammenhang mit dem Abbrennen von Pyrotechnik.
Die Feuerwerks-Verbotszonen am Domplatz und Prinzipalmarkt zeigten Wirkung. Dort hielten sich gegen Mitternacht nur wenige Menschen auf; es wurden zwei Platzverweise wegen mitgeführter Pyrotechnik ausgesprochen. Gleichzeitig verlagerte sich das Geschehen an den Rand der Verbotszonen. Im Bereich Rothenburg sammelten sich nach Angaben der Stadt 250 bis 300 Personen. Dort wurde Pyrotechnik gezündet, teilweise handelte es sich um nicht zugelassene Feuerwerkskörper. In dieser Situation wurde eine Rakete gezielt in Richtung von Einsatzkräften abgefeuert; ein Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes wurde dabei leicht verletzt. Die Gruppe löste sich gegen 0.30 Uhr auf.
Mehrere Einsätze verzögerten sich, weil Feuerwerkskörper auf Einsatzkräfte und Fahrzeuge gerichtet wurden. Zur Absicherung waren zusätzliche Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr in Rufbereitschaft; der Rettungsdienst wurde in dieser Nacht unter anderem durch Johanniter unterstützt.
Neben Bränden und medizinischen Notfällen kam es zu polizeilichen Lagen. Am Hafenplatz stellte die Polizei einen 46-Jährigen fest, der mehrfach mit einer Schreckschusswaffe in eine Menschenmenge geschossen hatte. Die Waffe wurde sichergestellt, ein Strafverfahren eingeleitet. Während dieses Einsatzes wurden Polizeikräfte aus einer Gruppe von etwa 50 Personen mit Silvesterfeuerwerk beschossen; verletzt wurde niemand.
Ein weiterer Einsatz ereignete sich in einer Bar an der Bahnhofstraße. Dort setzte ein 19-Jähriger nach einem Streit Pfefferspray ein. Zehn Personen erlitten leichte Verletzungen. Beide Lagen banden zusätzliche Kräfte und liefen parallel zu den Einsätzen von Feuerwehr und Rettungsdienst.
Bereits der Jahreswechsel 2023/2024 zeigte, wie stark die Altstadt frequentiert ist. Am Domplatz hielten sich gegen Mitternacht 500 bis 600 Personen auf. Der Kommunale Ordnungsdienst sprach dort rund 60 Platzverweise wegen unerlaubt mitgeführter Pyrotechnik aus; im Bahnhofsbereich kamen fünf Platzverweise hinzu. Nach Angaben der Stadt gab es keine bekannten Verletzungen durch Feuerwerkskörper innerhalb der Verbotszonen.
Für diese Nacht meldeten Feuerwehr und Rettungsdienst zwölf Brandeinsätze, drei technische Hilfeleistungen und 52 Rettungsdiensteinsätze. Der Rettungsdienst wurde zusätzlich durch ASB und Johanniter unterstützt. Die Erfahrungen flossen in die Entscheidung ein, die Verbotszonen in den Folgejahren beizubehalten.
Eine städtische Auswertung macht die Belastung für Einsatzkräfte deutlich. Für 2023 registrierte die Stadt 114 gemeldete Gewaltvorfälle gegen städtische Mitarbeitende. Besonders auffällig ist der Rettungsdienst: Die Zahl gemeldeter Übergriffe stieg von neun (2022) auf 30 (2023).
Auch die medizinischen Folgen unsachgemäßen Umgangs mit Pyrotechnik sind gravierend. Das Universitätsklinikum Münster berichtete am 22. Dezember 2025 über einen 17-Jährigen, der nach der Explosion eines Feuerwerkskörpers der Kategorie F4 seine rechte Hand verlor. F4-Pyrotechnik ist nicht für den privaten Gebrauch zugelassen.
Für den Jahreswechsel 2025/2026 gelten erneut Verbotszonen am Domplatz und Prinzipalmarkt. Dort ist von 31. Dezember, 22 Uhr, bis 1. Januar, 4 Uhr, nicht nur das Abbrennen und Abschießen, sondern auch das Mitführen von Pyrotechnik untersagt. Der Kommunale Ordnungsdienst kontrolliert die Bereiche und kann Feuerwerkskörper sicherstellen. Zudem wurde der KOD zuletzt personell verstärkt, um Präsenz und Kontrollen auszubauen.
Feuerwehr und Rettungsdienst bereiten sich mit zusätzlichem Personal und Unterstützungsstrukturen vor. Die konkreten Zahlen und Einsätze der vergangenen Jahre zeigen, was die Silvesternacht in Münster bedeutet: viele parallele Lagen, klare Schwerpunkte und eine hohe Verantwortung für die Sicherheit aller Beteiligten.