
Münster. Die Ankündigung der Bezirksregierung Münster, im Januar den Planfeststellungsbeschluss für die Reaktivierung der WLE-Strecke vorzulegen, sorgt bei der Grünen-Fraktion für klare Erleichterung. Fraktionssprecherin Andrea Blome spricht nach fünf Jahren Prüfung von einem überfälligen Schritt. Aus ihrer Sicht profitieren vor allem die Menschen entlang der Strecke, weil sie künftig schneller und klimafreundlicher den Hauptbahnhof erreichen können. Gleichzeitig fordert sie sichtbare Fortschritte bei weiteren Projekten der geplanten Münsterland-S-Bahn. Die langen Planungs- und Genehmigungsphasen seien nicht länger tragbar.
Auch der verkehrspolitische Sprecher Dominic Brauner betont die Bedeutung des zusätzlichen Bahnsteigs am Hauptbahnhof. Damit seien die Voraussetzungen für einen schnellen Baustart gegeben. Für ihn ist klar: 2027 müssen moderne batterieelektrische Züge im 20-Minuten-Takt Wolbeck, Angelmodde und Gremmendorf besser mit Loddenheide und der Innenstadt verbinden. Nur mit einem zuverlässigen Taktangebot lasse sich ein größerer Teil der Pendler für den Nahverkehr gewinnen.
Auch bei der CDU stößt die angekündigte Genehmigung auf Zustimmung. Fraktionschef Stefan Weber bezeichnet sie als wichtigen Auftakt für die Münsterland-S-Bahn. Die CDU habe das Vorhaben durchgehend unterstützt, weil es moderne Mobilität in der Region fördere. Weber kritisiert jedoch die lange Dauer des Genehmigungsverfahrens. Ein Projekt mit regionaler Bedeutung und überschaubarem technischen Aufwand dürfe nicht fünf Jahre in Verwaltungsprozessen gebunden sein. Entscheidend sei nun, dass der Bau tatsächlich schnell beginne und 2027 Züge auf der Strecke rollen.
Ratsherr Walter von Göwels sieht die Wiederbelebung der WLE als ersten Schritt eines größeren Schnellbahnsystems, das Stadt und Umland enger verbinden soll. Eine moderne Verkehrsinfrastruktur sei Voraussetzung für Klimaschutz, Digitalisierung und eine erfolgreiche Verkehrswende. Bürgerbeteiligung und Umweltstandards seien wichtig, doch brauche es klare Fristen, Priorisierungen und effizientere Abläufe. Der Fall WLE zeige, wie sehr komplexe Verfahren Projekte verzögern könnten.
Dass Grüne und CDU in Münster verkehrspolitisch dieselbe Richtung einschlagen, kommt selten vor. Bei Themen wie Mobilitätswende, Klimaschutz oder Stadtentwicklung liegen beide Fraktionen oft weit auseinander. Umso bemerkenswerter ist es, dass sie bei der Reaktivierung der WLE nahezu identische Forderungen formulieren: mehr Tempo bei Verfahren, weniger Bürokratie und ein klarer Fokus auf eine zukunftsfähige Schieneninfrastruktur. Die WLE wird damit zu einem der wenigen Projekte, in denen sich beide großen Ratsfraktionen öffentlich annähern.
Mit dem angekündigten Planfeststellungsbeschluss gewinnt das Projekt spürbar an Dynamik. Sobald das Baurecht vorliegt, können die Sanierungs- und Ausbauarbeiten entlang der 21 Kilometer langen Strecke zwischen Münster und Sendenhorst beginnen. Die Reaktivierung soll nicht nur eine direkte Verbindung für den Südosten der Stadt schaffen, sondern auch ein zentraler Baustein für ein regionales Schnellbahnsystem werden. Ob der Zeitplan bis 2027 hält, wird sich daran entscheiden, wie schnell Planung, Ausschreibung und Bau in den kommenden Monaten vorankommen.
Die geplante Reaktivierung der WLE-Strecke ist kein eigenständiges Schnellbahnprojekt, sondern Teil eines größeren Vorhabens. Unter dem Begriff „Münsterland-S-Bahn“ bündeln Land, Region und Verkehrsverbünde mehrere Schienenverbindungen, die künftig im S-Bahn-ähnlichen Takt verkehren sollen. Dazu gehören unter anderem die Strecken nach Coesfeld, Steinfurt, Dülmen, Warendorf – und eben auch die Linie Münster–Sendenhorst. Die WLE gilt dabei als eine der ersten Verbindungen, auf denen konkrete Baumaßnahmen beginnen. Deshalb sprechen Parteien und Verbände häufig vom „Start der Münsterland-S-Bahn“, obwohl es sich formal um eines von mehreren Teilprojekten handelt.