
Münsterland. Die Vogelgrippe breitet sich in Nordrhein-Westfalen weiter aus, und auch im Münsterland wächst die Sorge vor einer landesweiten Stallpflicht. Während in anderen Regionen bereits Aufstallungen angeordnet wurden, gilt die Maßnahme bislang nur in Teilen des Kreises Borken. Dort wurde nach einem bestätigten Fall im benachbarten Kreis Kleve eine Überwachungszone eingerichtet, in der Geflügel derzeit nicht mehr ins Freie darf.
In den Kreisen Warendorf, Coesfeld, Steinfurt und in der Stadt Münster ist bislang keine Stallpflicht angeordnet, auch Ausbrüche der Vogelgrippe wurden dort noch nicht festgestellt. Dennoch warnen Veterinärämter und Landwirtschaftskammer NRW vor einer angespannten Lage, da sich das Virus durch Wildvögel schnell weiterverbreiten kann. Viele Betriebe im Münsterland bereiten sich deshalb vorsorglich darauf vor, ihre Tiere in geschlossenen Ställen zu halten, sollten die Behörden entsprechende Verfügungen erlassen.
Auf einem Hof in Warendorf zeigt sich, welche Folgen eine Stallpflicht für die traditionelle Gänsehaltung haben könnte. Etwa 150 Gänse werden dort im Freien gehalten, mit viel Platz, Gras und Klee. Für die Tiere wäre eine plötzliche Aufstallung eine deutliche Umstellung – Stress und Futterverweigerung sind häufige Reaktionen, wenn sie plötzlich keinen Zugang mehr zu ihrer Weide haben. Dadurch nehmen sie ab, und das wirkt sich auch auf die Fleischqualität aus.
Für viele Familien gehört der Gänsebraten zu Sankt Martin und Weihnachten fest dazu. Eine ausgewachsene Gans bringt meist zwischen vier und sechs Kilogramm auf die Waage, die Preise liegen aktuell um die 100 Euro pro Tier. Sollten Landwirte ihre Tiere aufgrund einer bevorstehenden Stallpflicht früher schlachten müssen, könnten viele Gänse bereits im Herbst tiefgefroren werden – statt frisch auf den Tisch zu kommen. Trotzdem wäre die Versorgung laut Landwirtschaftskammer gesichert, da nur etwa 20 Prozent der Gänse in Deutschland aus heimischer Produktion stammen und der Großteil importiert wird.
Die Landwirtschaftskammer NRW betont, dass die möglichen Einschränkungen zwar belastend seien, aber der Schutz der Bestände Vorrang habe. Für die Betriebe im Münsterland sei die Situation nicht neu – viele haben bereits während früherer Geflügelpest-Wellen Stallflächen erweitert oder Schutzvorrichtungen nachgerüstet.
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Für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet das: Mit Engpässen bei der Weihnachtsgans ist trotz der Lage nicht zu rechnen. Allerdings könnten die Preise durch zusätzliche Schutz- und Transportkosten weiter steigen. Auf den Höfen im Münsterland hoffen die Landwirtinnen und Landwirte nun, dass ihre Tiere zumindest noch ein paar Wochen unter freiem Himmel verbringen dürfen – bevor vielleicht auch hier die Stallpflicht kommt.