
Die Rivalität zwischen Münster und Bielefeld gehört zu den festen Größen des westfälischen Fußballs. Emotionale Derbys, hitzige Fangesänge, klare Lager: Wer aus Münster kommt, jubelt nicht für Bielefeld – normalerweise. Doch dieser 25. Mai 2025 ist kein normaler Tag. Denn heute steht Arminia Bielefeld im Finale des DFB-Pokals – als Drittligist, nach einem sportlichen Wunderlauf gegen vier Bundesligisten. Und auch wenn es vielen Münsteranern schwerfällt: Man kommt kaum drum herum, dem Nachbarn Respekt zu zollen.
Arminia Bielefelds Weg ins Finale liest sich wie ein Fußballmärchen. Union Berlin, SC Freiburg, Werder Bremen und sogar der Titelverteidiger Bayer Leverkusen wurden aus dem Weg geräumt. Parallel dazu sicherte sich der Club mit dem Meistertitel in der 3. Liga den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Es ist das erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte – und eines, das in Fußball-Deutschland für Anerkennung sorgt, auch jenseits der Stadtgrenzen.
In Münster ist die Reaktion differenziert – aber bemerkenswert. Denn bei allem sportlichen Konkurrenzdenken eint beide Städte etwas Wesentliches: der Glaube an ehrlichen Fußball, an Tradition, an das Comeback. Und genau das verkörpert Arminia Bielefeld in diesem Jahr.
Der VfB Stuttgart geht als Favorit ins Endspiel – und das mit Recht. Bundesligaerfahrung, Kaderbreite, Selbstbewusstsein: Die Schwaben haben alles, was es für einen Pokalsieg braucht. Doch der Druck liegt ebenfalls auf ihren Schultern. Die Warnungen vor einer Blamage häufen sich, und gerade das macht das Spiel so offen. Es ist eben nicht bloß „David gegen Goliath“, sondern: David mit Rückenwind.
Bielefeld hat nichts zu verlieren – aber sehr viel zu gewinnen. Das gilt nicht nur für Titel, Preisgelder und das Ticket zur Europa League, sondern auch für das Image eines Clubs, der oft unterschätzt wurde.
In Münster wird heute Fußball geschaut, daheim und in Kneipen. Nicht jeder wird einen Bielefeld-Schal tragen. Aber viele werden genau hinschauen, werden mitfiebern – nicht als Fans, sondern als Nachbarn, als Westfalen, als Fußballliebhaber. Denn was heute auf dem Spiel steht, ist mehr als nur ein Pokal. Es ist die Hoffnung, dass der Fußball manchmal doch noch märchenhaft sein kann.
Arminia Bielefeld steht heute für Mut, für Kampfgeist und für eine beispiellose Erfolgsgeschichte. Selbst in Münster muss man das anerkennen. Und vielleicht – ganz vielleicht – jubelt heute Abend auch irgendwo in der Domstadt ein Preuße leise mit. Denn so etwas schafft nur der Fußball. Und ein DFB-Pokalfinale wie dieses.