Provinzial Logo
Consident.de

Eines der rätselhaftesten Verbrechen der Kriminalgeschichte

Die junge Schwesternschülerin Frauke Liebs besuchte ein Pub in Paderborn, um ein Fußballspiel zu schauen. Doch sie kehrte nie zurück. Monate später wurde ihre Leiche gefunden, und das Verbrechen bleibt bis heute ungelöst.
Foto: Unsplash, Wilhelm Gunkel

Am 20. Juni 2006 verschwand die 21-jährige Frauke Liebs spurlos aus Paderborn, Nordrhein-Westfalen. Ihr Verschwinden und die darauf folgenden mysteriösen Anrufe, sowie die schlussendliche Entdeckung ihrer Leiche, werfen bis heute viele Fragen auf. Trotz intensiver Ermittlungen konnte der Fall bis heute nicht gelöst werden. 

Der Abend des Verschwindens

Frauke Liebs verbrachte den Abend des 20. Juni 2006 im Irish Pub „The Auld Triangle“ in der Paderborner Innenstadt. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Isabella schaute sie das Fußballspiel England gegen Schweden. Das Wetter war sommerlich warm und die Stimmung ausgelassen, die Straßen waren voller Menschen, die die Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land feierten.

Frauke schrieb während des Spiels regelmäßig Nachrichten mit Niels, einem Freund von Isabella, den sie erst vor einigen Wochen kennengelernt hatte. Gegen 23:00 Uhr beschloss sie, nach Hause zu gehen. Sie verabschiedete sich von Isabella, gab ihr den ausgeliehenen Handy-Akku zurück und machte sich auf den Weg zu ihrer Wohnung. Diese lag etwa 1,5 Kilometer entfernt und der Weg dorthin war kurz.

Doch Frauke kam nie zu Hause an. Um 0:49 Uhr erhielt ihr Mitbewohner und Ex-Freund Chris eine SMS von Fraukes Handy: „Komme später. Das Spiel war lustig, nicht gegen England 🙂 Bis später.“ Diese Nachricht war jedoch der Beginn eines beunruhigenden Rätsels. Die Polizei lokalisierte die SMS später in Nieheim, etwa 38 Kilometer von Paderborn entfernt. Frauke konnte diese Strecke nicht zu Fuß zurückgelegt haben.

Die Anrufe

In den folgenden Tagen meldete sich Frauke mehrmals per Handy bei Chris. Die Gespräche waren kurz und wirkten seltsam. Am 22. Juni um 22:25 Uhr sagte Frauke: „Mir geht es gut. Ich komme bald nach Hause.“ Chris bemerkte, dass Frauke ihn mit vollem Namen ansprach und ihre Stimme müde und gestresst klang. Auch die Hintergrundgeräusche deuteten darauf hin, dass sie sich nicht draußen, sondern in einem geschlossenen Raum aufhielt.

Am 23. Juni um 23:04 Uhr erhielt Chris eine weitere SMS: „Bin bald zu Hause.“ Fraukes Bruder Frank kontaktierte sie sofort und fragte, was los sei. Frauke antwortete nur, dass sie bald nach Hause komme. Diese Anrufe und Nachrichten kamen aus verschiedenen Orten in und um Paderborn, was darauf hinweist, dass Frauke oder ihr Entführer unterwegs waren.

Am 24. Juni um 14:23 Uhr rief Frauke erneut an. Diesmal war der Anruf kürzer und sie sagte nur: „Ich komme heute nicht zu spät zurück.“ Chris fragte, ob sie verletzt sei, doch Frauke antwortete nicht darauf. Diese Anrufe wurden aus dem Industriegebiet Mönkeloh in Paderborn lokalisiert.

Der nächste Anruf kam am 25. Juni um 22:28 Uhr. Frauke sagte: „Es tut mir leid, dass ich gestern nicht nach Hause gekommen bin. Ich erkläre alles, wenn ich wieder zu Hause bin.“ Auch dieser Anruf wurde aus Paderborn lokalisiert.

Der letzte Anruf kam am 27. Juni um 23:25 Uhr aus dem Industriegebiet Benhauser Feld in Paderborn. Frauke sagte: „Mir geht es gut. Ich lebe noch.“ Dies war ihr letztes Lebenszeichen.

Die Entdeckung der Leiche

Am 4. Oktober 2006 wurde Fraukes Leiche von einem Jäger in einer Mulde unter einem Baum an der Landstraße 817, etwa 20 Kilometer vom Irish Pub entfernt, gefunden. Die Leiche war stark skelettiert, und es gab keine Hinweise auf eine gewaltsame Todesursache. Ihre Kleidung war intakt, aber einige persönliche Gegenstände, wie ihre Uhr, Handtasche und Handy, fehlten.

Die Todesursache konnte nicht eindeutig festgestellt werden, aber die Polizei vermutet, dass Frauke erstickt wurde. Die Leiche war durch die lange Liegezeit und äußere Einflüsse stark verwest, was die Ermittlungen erschwerte.

Verdächtige und Theorien

Im Laufe der Ermittlungen wurden verschiedene Personen und Theorien untersucht. Chris, Fraukes Mitbewohner und Ex-Freund, wurde aufgrund seiner Nähe zu Frauke verdächtigt, aber er hatte ein Alibi. Auch Niels, ein Freund von Frauke, der mit ihr Nachrichten ausgetauscht hatte, wurde verdächtigt, aber auch er hatte ein Alibi.

Die Rolle von Chris

Chris war der Mitbewohner und Ex-Freund von Frauke. Obwohl er als Letzter mit ihr in Kontakt stand, ergaben die Ermittlungen, dass er zur fraglichen Zeit ein wasserdichtes Alibi hatte. Chris hatte sich zu keiner Zeit verdächtig verhalten und seine Aussagen waren konsistent. Dennoch blieb er für viele Beobachter ein Verdächtiger, vor allem weil Frauke ihn mehrmals anrief und nicht ihre Familie. Dies könnte darauf hindeuten, dass der Täter Frauke aufforderte, jemanden anzurufen, der die Situation nicht sofort als lebensbedrohlich einschätzen würde.

Niels und die merkwürdige SMS

Niels, der Freund von Isabella, war eine weitere Person, die intensiv untersucht wurde. Er war eine der letzten Personen, die mit Frauke vor ihrem Verschwinden in Kontakt standen. Die Ermittler fanden eine SMS von Niels an Frauke, die sie verdächtig fanden: „Gerne, aber dann müsst ihr auch was Vernünftiges anhaben.“ Diese Nachricht könnte als Ausdruck sexuellen Interesses interpretiert werden, doch auch Niels hatte ein Alibi und konnte nicht als Täter überführt werden.

Die Theorie der britischen Soldaten

Eine weniger verbreitete Theorie besagt, dass britische Soldaten, die in Paderborn stationiert waren, in Fraukes Verschwinden verwickelt sein könnten. Diese Soldaten besuchten häufig das Irish Pub, und es wird spekuliert, dass Frauke von einem oder mehreren dieser Soldaten entführt wurde. Diese Theorie konnte jedoch nie bestätigt werden, da weder die Polizei noch die britische Militärpolizei Hinweise auf eine Beteiligung fanden.

Verbindung zum Fall Höxter

Ein weiteres Szenario brachte den Fall Frauke Liebs mit  Wilfried W. und Angelika B. in Verbindung, die Frauen auf ihr Gehöft lockten, folterten und töteten. Diese Theorie schien zunächst plausibel, da die Opfer von Wilfried und Angelika ähnlich behandelt wurden wie Frauke: Sie wurden über einen längeren Zeitraum festgehalten und durften in einigen Fällen telefonieren. Allerdings konnte die Polizei keine direkten Beweise für eine Verbindung finden.

Die Theorie des Taxifahrers

Eine Theorie, die auf der Aussage eines anonymen Zeugen basiert, deutet auf die mögliche Beteiligung eines Taxifahrers hin. Der Zeuge behauptete, er habe Frauke am Abend ihres Verschwindens gegen 1:20 Uhr in einem Park in der Nähe des Irish Pub gesehen und mit ihr gesprochen. Später habe er gehört, wie Frauke lautstark mit einem Taxifahrer diskutierte, bevor sie wieder ins Auto stieg. Diese Theorie könnte erklären, wie Frauke an so viele verschiedene Orte gelangen konnte, doch auch hier fehlen konkrete Beweise.

Die Bedeutung der Anrufe

Die Anrufe von Frauke sind ein zentraler Punkt des Falles. Sie wirkten oft inszeniert und erweckten den Eindruck, dass Frauke unter Druck stand. Es bleibt unklar, warum der Entführer Frauke telefonieren ließ und welche Rolle die Anrufe spielten. Einige spekulieren, dass der Täter die Polizei und die Familie beruhigen wollte, während andere vermuten, dass Frauke verschlüsselte Hinweise geben wollte. Besonders auffällig ist, dass Frauke während der Anrufe immer wieder betonte, bald nach Hause zu kommen, was jedoch nie geschah. Ihre Aussagen wirkten oft widersprüchlich und gestresst, was darauf hindeutet, dass sie nicht frei sprechen konnte.

Der Fall Frauke Liebs bleibt einer der mysteriösesten Kriminalfälle in Deutschland. Trotz umfangreicher Ermittlungen und zahlreicher Theorien konnte der Täter bis heute nicht gefasst werden. Die Familie von Frauke hofft weiterhin auf neue Hinweise und die Aufklärung des Falls, um endlich Frieden zu finden.

 

Teilen:

Mehr Beiträge:

Erschießung von Zwangsarbeitern 1945 im Gefängnishof Am 29. März 1945, nur wenige Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Münster, spielte sich in der Justizvollzugsanstalt Münster eine grausame Tragödie ab. In den Morgenstunden brachte die Gestapo siebzehn sowjetische Zwangsarbeiter – sechzehn Männer und eine Frau – aus dem sogenannten „Russenlager Maikotten“ in das Gefängnis an der Gartenstraße. Unter einem Vorwand wurden die Gefangenen nicht registriert und man sagte, sie würden am nächsten Tag weitertransportiert. Doch dazu kam es nicht: Gegen Mittag des 29. März führte die Geheime Staatspolizei die wehrlosen Fremdarbeiter in den Innenhof der Haftanstalt. An einer Innenmauer zwischen den Zellenflügeln B und C fielen Schüsse. Fünf Gestapo-Beamte erschossen kaltblütig alle 17 Menschen mit Genickschüssen. Anschließend verscharrten sie die Leichen eilig in einem Bombentrichter im Hof und verbrannten die Papiere der Opfer, um ihre Identität zu verschleiern. Diese brutale Hinrichtung im Gefängnishof – verübt in den letzten Stunden der NS-Herrschaft – blieb lange Zeit ein kaum bekanntes Kapitel der Stadtgeschichte. Historischer Kontext: Zwangsarbeit und Gestapo-Terror in Münster Die Ermordung der Zwangsarbeiter in der JVA Münster steht exemplarisch für den Terror der Nationalsozialisten in der Endphase des Krieges. Insgesamt waren in Münster schätzungsweise 12.000 ausländische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter eingesetzt, viele davon aus der Sowjetunion. Sie lebten unter strengster Bewachung in Lagern wie dem Lager Maikotten am Stadtrand. Gegen Kriegsende wuchs im NS-Regime die Paranoia vor Aufständen oder „Plünderern“ in der eigenen Bevölkerung und unter den Zwangsarbeitern. Das Reichssicherheitshauptamt erließ Alarmpläne, die fremde Arbeitskräfte pauschal unter Aufstandsverdacht stellten. In diesem Klima entschied die Münsteraner Gestapo, die Gruppe der 17 sowjetischen Zwangsarbeiter zu liquidieren. Laut Gestapo-Akten wurden die Männer und die Frau als Mitglieder einer vermeintlichen „Räuberbande“ abgestempelt – eine perfide Rechtfertigung für den Massenmord. Nur vier Tage später, am Ostermontag 1945, rückten amerikanische und britische Truppen in Münster ein und beendeten die NS-Herrschaft in der Stadt. Bei der Befreiung entdeckten US-Soldaten auch die Spuren des Verbrechens im Gefängnishof. Sie bargen die Toten und bestatteten sie zunächst provisorisch auf dem Anstaltsgelände. Im März 1946 wurden die sterblichen Überreste der Ermordeten exhumiert und auf den städtischen Waldfriedhof Lauheide überführt, wo sie bis heute in fremder Erde ruhen. Vom Geheimnis zur Erinnerung: Gedenken an die ermordeten Zwangsarbeiter Obwohl das blutige Geschehen vom März 1945 dokumentiert war, geriet es in der Nachkriegszeit in Münster weitgehend in Vergessenheit. Erst Jahrzehnte später begann eine öffentliche Aufarbeitung dieser Tragödie. 1986 ließ die Stadt Münster an der Außenmauer der JVA an der Gartenstraße eine Gedenktafel anbringen, die an die Erschießung der Zwangsarbeiter erinnert. Die Inschrift der bronzenen Tafel hält fest, dass „in den letzten Stunden der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“ 16 russische Fremdarbeiter und eine Fremdarbeiterin aus dem Lager Maikotten von der Gestapo Münster hier hingerichtet wurden. Ihre Namen sind nicht mehr bekannt, doch ihr Schicksal ist damit sichtbar im Stadtbild verankert. Über Jahre blieb die kleine Gedenktafel für viele Passanten unscheinbar, doch spätestens seit einer Gedenkfeier im Jahr 2005 – zum 60. Jahrestag der Tat – rückt das Schicksal dieser Zwangsarbeiter stärker ins öffentliche Bewusstsein. Historiker und Stadtführer beziehen das „Geheimnis“ der JVA mittlerweile in ihre Erzählungen mit ein. So wird der Innenhof der noch immer betriebenen Haftanstalt auch zum Mahnmal: Er erinnert daran, wozu die Mordmaschinerie des NS-Regimes selbst in ihren letzten Zügen fähig war. Die historische Aufarbeitung und das Gedenken an diese Opfer des Nationalsozialismus sind heute fester Bestandteil der Münsteraner Erinnerungskultur. Die JVA Münster – ein Gefängnis mit Geschichte und maroden Mauern Die Justizvollzugsanstalt Münster selbst ist ein Ort mit langer Geschichte. Erbaut zwischen 1848 und 1853, gehört das fünfseitige Ziegelsteingefängnis mit seinen markanten Wachtürmen zu den ältesten Haftanstalten Deutschlands. Hinter der wehrhaft anmutenden neugotischen Fassade verbirgt sich ein sternförmiger Zellenbau, der damals nach modernsten Erkenntnissen konzipiert wurde. Über 170 Jahre war das Gefängnis an der Gartenstraße fast ununterbrochen in Betrieb – trotz Kriegsschäden 1945, die bis 1950 behoben wurden. Seit 1984 steht der Gebäudekomplex unter Denkmalschutz und gilt als bedeutendes architektonisches Erbe Preußens. Doch die Zeit hat an den alten Mauern genagt: In den vergangenen Jahrzehnten offenbarte sich ein zunehmend maroder baulicher Zustand. Moderne Anforderungen an Sicherheit und Haftbedingungen ließen sich in dem historischen Gemäuer immer schwerer erfüllen. Im Juli 2016 kulminierten die Probleme, als ein Gutachten akute Einsturzgefahr für Teile der JVA feststellte. Innerhalb von 48 Stunden mussten rund 450 der damals 500 Inhaftierten eilig auf andere Gefängnisse verteilt werden, um die Sicherheit zu gewährleisten. Lediglich in neueren Anbauten der Anstalt konnten später wieder begrenzt Gefangene untergebracht werden. Der Vorfall machte deutlich, dass die Substanz des alten Gefängnisses ihrem Ende entgegengeht. Zwar werden seither noch notdürftige Sicherungs- und Sanierungsarbeiten am Dach und den Fassaden durchgeführt, um das denkmalgeschützte Gebäude vor dem Verfall zu bewahren. Doch Experten halten eine umfassende Sanierung für wirtschaftlich nicht machbar. In Münster wird daher kontrovers diskutiert, wie mit dem historischen Gefängnis zukünftig verfahren werden soll – vom behutsamen Umbau für eine Nachnutzung bis hin zum Abriss steht vieles im Raum. Fest steht: Als Gefängnis hat der alte Ziegelbau ausgedient. Neubau in Münster-Wolbeck: Ein modernes Gefängnis für die Zukunft Angesichts der baulichen und funktionalen Mängel der JVA Münster reifte bereits seit den 2000er-Jahren der Plan, die Haftanstalt an einen neuen Standort zu verlegen. 2012 beschloss das Land Nordrhein-Westfalen offiziell die Stilllegung der JVA an der Gartenstraße und den Bau eines zeitgemäßen Neubaus. Nach langer Standortsuche fiel die Wahl auf eine Fläche am Rande des Münsteraner Stadtteils Wolbeck. Dort, an der Telgter Straße, entsteht seit Oktober 2021 der Gefängnisneubau, der die alte Innenstadt-JVA ersetzen wird. Auf rund 100.000 Quadratmetern werden insgesamt 14 Gebäudekomplexe errichtet – darunter mehrere Hafthäuser, Werkstätten, eine moderne Verwaltung und ein neues pädagogisches Zentrum. Die neue Justizvollzugsanstalt Münster wird Platz für etwa 640 Häftlinge bieten. Darunter sind rund 200 Plätze für Untersuchungshaft vorgesehen; die übrigen dienen dem Strafvollzug, wobei die meisten Insassen in Einzelzellen untergebracht werden sollen. Auch etwa 60 Plätze für schulische und berufliche Bildungsmaßnahmen entstehen, um die Resozialisierung der Gefangenen zu fördern. Mit einer Gesamtfläche von fast 18 Hektar ist das neue Areal etwa viermal größer als das historische Gefängnisgelände. Im Mai 2025 wurde Richtfest gefeiert – ein Meilenstein, der die finale Bauphase einläutet. Nun folgt der Innenausbau mit Sicherheitstechnik und Infrastruktur, damit die Anstalt voraussichtlich im Jahr 2026 ihren Betrieb aufnehmen kann. Der moderne Gefängniskomplex in Wolbeck wird nicht nur höchsten Sicherheitsstandards genügen, sondern auch zeitgemäße Haftbedingungen ermöglichen. So wird beispielsweise auf Nachhaltigkeit geachtet: Zehntausend Photovoltaik-Module auf den Dächern sollen für eine umweltfreundliche Energieversorgung sorgen. Mit der Eröffnung des Neubaus kann gleichzeitig die seit 2016 teilgeräumte Alt-JVA endgültig geschlossen werden – ebenso wie eine kleine Zweiganstalt in Coesfeld, die derzeit noch zur Entlastung betrieben wird. Bedeutung der JVA Münster im heutigen Justizsystem Die Verlegung der Justizvollzugsanstalt in einen modernen Neubau unterstreicht die Bedeutung Münsters als Justizstandort. Schon jetzt zählt Münster mit Landgericht, Amtsgericht, Staatsanwaltschaft und der JVA zu den wichtigen Säulen des Justizsystems in Westfalen. Die JVA Münster erfüllt dabei eine Doppelfunktion: Sie beherbergt sowohl Untersuchungshäftlinge aus dem Gerichtsbezirk Münster als auch Strafgefangene mit kürzeren Haftstrafen. In ihrer langen Geschichte hat die Anstalt zahlreiche Veränderungen im Strafvollzug miterlebt – von der harten Zuchthaus-Ära des 19. Jahrhunderts über die NS-Zeit bis hin zu modernen Konzepten der Resozialisierung. Trotz der widrigen Umstände im Altbau wurden in Münster auch progressive Wege beschritten: So legten 2005 erstmals Gefangene in der JVA Münster das Abitur hinter Gittern ab – ein Novum in Nordrhein-Westfalen, das die Bedeutung von Bildung im Strafvollzug hervorhob. Derlei Initiativen zeigen, welche Rolle ein Gefängnis jenseits der bloßen Verwahrung von Straftätern spielen kann. Der Oberbürgermeister der Stadt, Markus Lewe, betonte anlässlich des Richtfestes, der neue Gefängnisbau stehe symbolisch für die Werte des Rechtsstaats: Gerechtigkeit, Sicherheit und die Chance zur Resozialisierung. In Zukunft wird die neue JVA Münster in Wolbeck diese Aufgabe übernehmen. Doch auch wenn die Gefangenen und Bediensteten bald in ein hochmodernes Gebäude umziehen, wird das Andenken an das blutige Geheimnis der alten JVA nicht verblassen. Vielmehr mahnt die Geschichte der 17 ermordeten Zwangsarbeiter weiterhin zur Wachsamkeit und Menschlichkeit – Werte, die im heutigen Justizsystem von zentraler Bedeutung sind. ________________________________________ Literaturverzeichnis: 1. Stadt Münster – Pressemitteilung vom 24. Juli 2013: „Schüsse im Gefängnishof, tödlicher Widerstand und ein ‚Bunkerknacker‘“ (Einblicke in die Gedenklandschaft Münsters, Teil 1). [Online] Verfügbar: muenster.de/pressemeldungen… 2. Stadt Münster, Stadtarchiv – Gedenktafel Justizvollzugsanstalt. [Online] Verfügbar: stadt-muenster.de/…/gedenktafel-justizvollzugsanstalt 3. Bernd Thier: Justizvollzugsanstalt Münster. In: EViR – Orte des Rechts, Universität Münster. [Online] Verfügbar: uni-muenster.de/EViR/…/justizvollzugsanstalt.html 4. Justizvollzugsanstalt Münster – Wikipedia (deutsch), Abschnitt „Zeit des Nationalsozialismus“ und „Planungen eines Neubaus“. [Online] Verfügbar: de.wikipedia.org/wiki/Justizvollzugsanstalt_Münster 5. Antenne Münster – Nachrichten: „Bezug des Neubaus der JVA Münster 2026“, 11. Dezember 2023. [Online] Verfügbar: antennemuenster.de/…/bezug-des-neubaus-der-jva-muenster-2026-1847141.html 6. Stadt Münster – Pressemeldung: „Münsters neue Justizvollzugsanstalt feiert Richtfest“, 8. Mai 2025. [Online] Verfügbar: stadt-muenster.de/…/muensters-neue-justizvollzugsanstalt-feiert-richtfest

Das blutige Geheimnis der JVA Münster

Teilen: Erschießung von Zwangsarbeitern 1945 im Gefängnishof Am 29. März 1945, nur wenige Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Münster, spielte sich in der