Im April 2003 erschütterte ein brutaler Mordfall die Stadt Steinfurt. In der idyllischen Parkanlage Bagno wurde die Leiche einer 37-jährigen Frau entdeckt, die mit 66 Messerstichen getötet worden war. Der mutmaßliche Täter: ihr ehemaliger Partner, der die Trennung offenbar nicht akzeptieren konnte. Laut Staatsanwaltschaft handelte es sich um einen Femizid – eine Tötung aus Rache und Besitzansprüchen gegenüber der Ex-Partnerin. Die brutale Tat löste deutschlandweit Entsetzen aus und zog umfangreiche Ermittlungen nach sich.
Die Ermittler fanden die Leiche vergraben in der Nähe eines Flusses im Park. Sie stellten fest, dass die Frau unter Androhung eines Messers gezwungen wurde, mit ihrem Mörder zu einem abgelegenen Ort im Bagno zu fahren, wo die Tat schließlich verübt wurde. Diese Details untermauern die gezielte und brutale Natur des Verbrechens.
Von Beginn an stuften die Ermittler den Mord als gezielte Tötung ein. Der Verdächtige war bereits früh im Visier der Polizei, da er als letzter Kontakt der Frau bekannt war. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mann die Tat geplant hatte, um seine Ex-Partnerin zu bestrafen, da sie die Beziehung wegen seiner Gewalt beendete. Trotz intensiver Fahndungsmaßnahmen, unter anderem durch die Fernsehsendung „Aktenzeichen XY ungelöst“, blieb der Mann zunächst unauffindbar. Die Suche verlief über Jahre ohne Erfolg.
Eine entscheidende Wende kam im Jahr 2018. Bei Ermittlungen in Frankreich zu einem anderen Fall wurde eine DNA-Probe des Mannes genommen. Diese stimmte mit Spuren überein, die am Tatort im Bagno gefunden wurden. Dieser Fund führte zur Wiederaufnahme der Ermittlungen in Deutschland. Die französischen Behörden informierten die deutschen Ermittler über den Treffer, was den Cold Case wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückte.
Flucht ins Ausland
Unmittelbar nach der Tat setzte sich der mutmaßliche Täter ins Ausland ab. Für 15 Jahre lebte er unter falschen Identitäten, ohne von den Behörden entdeckt zu werden. Während dieser Zeit entzog er sich konsequent der Fahndung und lebte im Untergrund.
Festnahme in Frankreich
2018 wurde der Mann in Frankreich verhaftet, nachdem er versucht hatte, eine Sozialarbeiterin mit einem Messer zu töten. Diese Tat führte zu einer Verurteilung in Frankreich und einer zehnjährigen Haftstrafe. Im Zuge der Ermittlungen wurde eine DNA-Probe genommen, die letztlich die Verbindung zum Mordfall von 2003 herstellte.
Internationale Zusammenarbeit
Dank der engen Kooperation zwischen den Behörden in Deutschland und Frankreich wurde der Angeklagte im Oktober 2024 nach Deutschland überstellt, um sich vor dem Landgericht Münster für den Mord zu verantworten. Dieser Fall zeigt, wie wichtig grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei der Aufklärung langjähriger Verbrechen ist.
Der Prozess
Der Prozess gegen den Angeklagten wird derzeit vor dem Landgericht Münster geführt. Trotz der erdrückenden Beweislage – unter anderem der DNA-Übereinstimmung – bestreitet der Angeklagte die Tat. Das Gericht befasst sich nicht nur mit der brutalen Tat selbst, sondern auch mit der langen Dauer der Fahndung und den Herausforderungen der internationalen Strafverfolgung. Ein Urteil wird für Januar 2025 erwartet.
Haftverlauf
Sollte der Mann in Deutschland verurteilt werden, wird er zunächst nach Frankreich zurückkehren, um die restliche Haftstrafe dort zu verbüßen. Nach deren Ablauf würde er zur Verbüßung einer möglichen deutschen Haftstrafe erneut nach Deutschland überstellt werden.
Bereits 2003 sorgte die außergewöhnliche Brutalität des Mordes für großes mediales Interesse. Die erneute Aufnahme der Ermittlungen und die Festnahme des Verdächtigen haben das öffentliche Interesse neu entfacht. Der Fall wirft ein Schlaglicht auf das Thema Femizid und zeigt zugleich die Bedeutung moderner Ermittlungsmethoden wie DNA-Analysen sowie internationaler Zusammenarbeit.
Der Mordfall Bagno zeigt, wie schwierig und langwierig die Aufklärung solcher Verbrechen sein kann. Nach über zwei Jahrzehnten könnte der Prozess in Münster nun ein lang ersehntes Ende finden und Gerechtigkeit für die getötete Frau und ihre Angehörigen bringen.