Im März 1982 wurden die norwegischen Schülerinnen Carmen (19 Jahre) und Elin (18 Jahre) während einer Klassenfahrt in Berlin Opfer eines grausamen Verbrechens. Was zunächst wie ein unbeschwerter Abend in der deutschen Hauptstadt begann, endete in einem der schockierendsten Mordfälle der Nachkriegszeit. Der Täter, ein scheinbar unauffälliger Mann, konnte erst zwei Jahre später durch einen Zufall gefasst werden. Die Chronologie des „Pizza-Mordes“ zeichnet das Bild einer Tat, die an Brutalität kaum zu überbieten ist.
Carmen und Elin besuchten am Abend des 15. März 1982 den Jazzkeller „Quasimodo“ in der Berliner Kantstraße. Nach einem geselligen Abend mit ihrer Schulgruppe entschieden die beiden Schülerinnen, noch eine Pizza zu holen. Dabei trafen sie auf Fredi R., der ihnen freundlich anbot, sie mit seinem Ford Escort zu einer Pizzeria zu fahren. Ohne Misstrauen nahmen sie das Angebot an – eine Entscheidung, die ihnen das Leben kosten sollte.
Nach dem Besuch der Pizzeria entführte Fredi R. die beiden jungen Frauen in den Grunewald, ein abgelegenes Waldgebiet am westlichen Stadtrand Berlins. Dort nahm das Verbrechen eine grausame Wendung: Vor den Augen von Carmen vergewaltigte R. die 18-jährige Elin. In ihrer Verzweiflung versuchte Carmen zu fliehen, doch R. überfuhr sie mit seinem Auto und setzte mehrfach zurück, bis sie an ihren Verletzungen starb.
Elin wurde daraufhin in den Kofferraum des Fahrzeugs gesperrt. Stundenlang fuhr R. ziellos durch Berlin, bevor er erneut in den Grunewald zurückkehrte. Dort ermordete er die junge Frau mit brutaler Gewalt, indem er sie mit einem Halstuch strangulierte und ihre Kehle mit einem Beil durchtrennte.
Am Morgen des 15. März 1982 entdeckte ein Oberförster in der Nähe des Teufelssees die Leiche von Carmen Zwei Tage später fand man Elin etwa 2,7 Kilometer entfernt. Die grausamen Verletzungen der beiden jungen Frauen ließen die Ermittler sofort auf ein äußerst brutales Verbrechen schließen. Der Fund der Leichen löste eine der größten Fahndungsaktionen in der Geschichte Berlins aus.
Die Polizei durchsuchte über 100 Pizzerien in der Umgebung, befragte Anwohner, Passanten und selbst Mitglieder des Rotlichtmilieus. Die Ermittler hofften, durch die letzte Mahlzeit der Opfer – eine Pizza mit Salami, Peperoni und Spiegelei – Hinweise zu finden. Trotz des großen öffentlichen Interesses und der Unterstützung durch die Berliner Unterwelt blieb der Täter zwei Jahre lang unentdeckt.
Erst im Juni 1984 kam es durch eine erneute Tat zur Festnahme von Fredi R. Der Täter hatte im Keller des Europa-Centers eine weitere junge Frau aus München gefesselt, vergewaltigt und schwer misshandelt. Das Opfer überlebte und konnte den Täter beschreiben. Eine lilafarbene Visitenkarte, die sie bei R. gesehen hatte, führte die Ermittler schließlich zu einer Bar, in der er als Türsteher arbeitete. Dort wurde der junge Mann, der von seinem Umfeld als freundlich und unauffällig beschrieben wurde, festgenommen. Bei der Vernehmung gestand er nicht nur die Vergewaltigung, sondern auch die Morde an Carmen und Elin sowie einen weiteren Mord.
Im März 1985 wurde Fredi R. vor Gericht gestellt. Ein psychiatrisches Gutachten bescheinigte ihm eine „schwere seelische Abartigkeit“. Dennoch wurde er zu zweimal lebenslänglich sowie einer zusätzlichen Strafe von 15 Jahren verurteilt. Seitdem befindet er sich in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung, ohne Aussicht auf Entlassung.
Der „Pizza-Mord“ bleibt ein Symbol für die dunklen Abgründe, die hinter der Fassade eines scheinbar normalen Menschen lauern können. Die brutale Tat und die umfangreichen Ermittlungen, die erst durch einen Zufall zur Festnahme führten, machen diesen Fall zu einem der bekanntesten Verbrechen der deutschen Kriminalgeschichte. Jahrzehnte später mahnt der Fall noch immer zur Vorsicht und erinnert an die Grausamkeit, die in scheinbar harmlosen Begegnungen verborgen sein kann.