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Ein Brand in Gießen: Der Beginn einer Mordserie

Serienmörderin Tuba S., Wachturm im Gefängnis

Am 17. Januar 2017 beginnt ein spektakulärer Prozess, der die Öffentlichkeit fassungslos macht. Auf der Anklagebank sitzt Tuba S., eine 35-jährige Frau, die des dreifachen Mordes beschuldigt wird. Was zunächst nach einem Einzelfall aussieht, entpuppt sich als eine eiskalte Mordserie. Ihr Werdegang gibt Hinweise darauf, dass sie früh in die Kriminalität abrutschte. Nach der Fachhochschulreife studierte sie Medizintechnik, exmatrikulierte sich jedoch nach acht Jahren ohne Abschluss. Danach folgte eine Ausbildung zur Krankenschwester, die abrupt endete, als man ihr Diebstahl vorwarf. Auch spätere Arbeitsstellen als Kassiererin beendete sie aufgrund von Betrugsvorwürfen.

Ein tödliches Feuer in Gießen

Der erste Mord geschieht am 3. April 2016 in Gießen. In einem Mehrfamilienhaus bricht ein Feuer aus, das schnell gelöscht werden kann. In der Küche der betroffenen Wohnung finden Feuerwehrleute die Leiche von Erich Noll, besser bekannt als Zauberkünstler „Riconelly“. Zunächst geht man von einem tragischen Unfall aus, doch schnell regen sich Zweifel. Der ermittelnde Staatsanwalt und die Brandermittler entdecken Hinweise darauf, dass das Feuer absichtlich gelegt wurde. Die Obduktion liefert schließlich die entscheidende Erkenntnis: Der 79-Jährige war bereits tot, bevor die Flammen ihn erreichten. Er wurde erwürgt und hatte Rippenfrakturen sowie Gesichtsverletzungen, die auf einen gewaltsamen Angriff hinweisen. Warum musste er sterben?

DNA-Spuren und verdächtige Gegenstände

Die Ermittler finden schnell eine Verdächtige: Tuba S., die einst im selben Haus wie das Opfer wohnte und ihn bereits bestohlen hatte. Eine erste Befragung bringt Unstimmigkeiten in ihren Aussagen zutage. Sie behauptet, zur Tatzeit nicht in Gießen gewesen zu sein, sondern eine Freundin besucht und anschließend in einer Spielothek gespielt zu haben. Doch die Polizei kann ihr Alibi widerlegen. Zudem werden zwei Haare in einer ausgeschütteten Holzkiste in der Wohnung des Opfers gefunden. Eine DNA-Analyse bringt die Gewissheit: Sie stammen von Tuba S. Als sie schließlich eine Speichelprobe abgeben muss, gibt es keinen Zweifel mehr.

Weitere Morde in Düsseldorf

Während die Ermittlungen noch laufen, ereignet sich am 7. Mai 2016 ein weiterer Mordfall in Düsseldorf. Eine Mutter und ihre Tochter werden tot in ihrer Wohnung gefunden. Zunächst sieht es nach einem erweiterten Suizid aus, doch Ungereimtheiten führen die Ermittler auf eine andere Spur. Bei einer erneuten Durchsuchung von Tuba S.‘ Wohnung in Aachen finden sich EC-Karten, die den beiden Opfern gehörten. Wie sich herausstellt, hatte Tuba S. die ältere Dame zufällig getroffen, sie in die Wohnung begleitet und dann kaltblütig erdrosselt. Danach lauerte sie der Tochter auf, schlug sie nieder und zwang sie, ihre PIN-Nummern preiszugeben. Nachdem sie die Bankkonten geplündert hatte, verabreichte sie dem Opfer ein Schlafmittel und erstickte sie mit einem Kissen. Um den Verdacht von sich abzulenken, fälschte sie einen Abschiedsbrief.

Die Motive: Geldgier und Skrupellosigkeit

Tuba S. befand sich in einer finanziell prekären Lage. Sie nahm Kredite auf, fälschte Kontoauszüge und war auf das Geld anderer angewiesen. Doch anstatt sich mit kleineren Betrügereien zu begnügen, ging sie schließlich über Leichen. Der Mord an Erich Noll erfolgte offenbar, weil sie glaubte, dass er über größere Ersparnisse verfügte. Auch die Düsseldorfer Opfer wurden nicht zufällig ausgewählt – die Täterin hoffte, durch ihre Morde an Geld und Wertgegenstände zu kommen. Dass sie dabei eiskalt vorging und Spuren gezielt zu verwischen versuchte, macht den Fall besonders erschreckend.

Der Prozess und das Urteil

Im Januar 2018 fällt das Urteil: lebenslange Haft mit besonderer Schwere der Schuld und anschließender Sicherungsverwahrung. Ein psychiatrisches Gutachten beschreibt sie als emotionslose, manipulativ agierende Psychopathin. Ihre Morde waren nicht nur durch Habgier motiviert, sondern auch von einer auffallenden Kaltblütigkeit geprägt. Der Bundesgerichtshof bestätigt das Urteil, das damit rechtskräftig wird.

Serienmörderin Tuba S.: Ungeklärte Fragen

Bis heute gibt es Rätsel um diesen Fall. In der Wohnung von Tuba S. fand die Polizei mehrere Fotoapparate, deren Herkunft ungeklärt ist. Wurden sie gestohlen oder gibt es womöglich noch weitere Opfer, von denen niemand weiß?