Der Black Friday hat sich auch in Münster als eines der wichtigsten Einkaufsereignisse des Jahres etabliert. Kunden freuen sich über satte Rabatte und Händler über volle Geschäfte – zumindest auf den ersten Blick. Denn hinter den Rekordumsätzen verbirgt sich für viele Einzelhändler ein Geschäft, das oft zu Lasten der Profitabilität geht. Eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung Kearney zeigt, wie der Black Friday den Handel prägt und warum innovative Preisstrategien für eine nachhaltige Zukunft entscheidend sein könnten.
Der Deutsche Handelsverband meldete 2023 deutschlandweit einen Umsatz von 5,8 Milliarden Euro am Black Friday – ein Plus von über 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für 2024 wird ein Anstieg auf 6,4 Milliarden Euro erwartet. Auch der Einzelhandel in Münster profitierte von dieser Entwicklung. Elektronikmärkte, Modegeschäfte und Online-Shops verzeichneten einen regelrechten Käuferansturm. Doch hinter den beeindruckenden Zahlen verbirgt sich eine Schattenseite: Hohe Rabatte und ein intensiver Wettbewerb drücken die Margen.
Insbesondere kleine und mittelständische Händler in Münster stehen unter Druck, mit großen Plattformen wie Amazon mitzuhalten. Diese Dynamik zwingt viele Geschäfte dazu, ihre Preise drastisch zu senken – oft auf Kosten der Gewinne. Laut der Kearney-Studie entstehen dem deutschen Handel durch ineffiziente Preisstrategien jährlich Verluste in Höhe von 300 Millionen Euro.
Für Konsumenten ist der Black Friday ein Festtag. Laut Umfragen planen 85 Prozent der Deutschen, an diesem Tag einzukaufen. Dabei erwarten sie Rabatte von 30 bis 50 Prozent. In Wirklichkeit liegen die tatsächlichen Preisnachlässe im Durchschnitt jedoch deutlich darunter, oft bei weniger als zehn Prozent. Dennoch zeigt sich eine hohe Zufriedenheit bei den Käufern: Rund 90 Prozent bewerten ihre Black-Friday-Erfahrungen positiv.
Die Kehrseite: Händler müssen mit hohen Rabatten und Sonderaktionen überzeugen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Diese Preispolitik führt jedoch dazu, dass die Nachfrage vor und nach dem Black Friday einbricht. In Münster gaben viele Händler an, dass die Umsätze in den Wochen vor und nach dem Event spürbar zurückgegangen seien. So bleibt am Ende oft nur ein marginaler Gewinn.
Der Black Friday zeigt auch in Münster die zunehmende Dominanz des Online-Handels. Zwei Drittel der Käufer bevorzugen es, ihre Schnäppchen online zu ergattern. Besonders gefragt sind Elektronikartikel, Technik und Mode. Während stationäre Geschäfte in der Innenstadt wie die Ludgeristraße mit Rabatten locken, profitieren Online-Shops durch größere Reichweite und bequemeren Einkaufsmöglichkeiten.
Die Studie hebt hervor, dass der Anteil der Online-Käufe am Black Friday stetig wächst. Für lokale Händler bedeutet dies eine zusätzliche Herausforderung. Viele von ihnen müssen nicht nur mit niedrigen Margen kämpfen, sondern auch in digitale Lösungen investieren, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Während Themen wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit in vielen Bereichen immer wichtiger werden, bleibt der Black Friday in Münster davon weitgehend unberührt. Drei Viertel der Konsumenten gaben an, dass ökologische Aspekte bei ihren Einkäufen keine Rolle spielen. Stattdessen stehen günstige Preise und exklusive Angebote im Fokus. Dies zeigt, dass der Black Friday nach wie vor stark von einem kurzfristigen Konsumdenken geprägt ist.
Wie können Händler in Münster den Black Friday nutzen, ohne ihre Margen zu opfern? Die Kearney-Studie zeigt, dass künstliche Intelligenz (KI) eine Schlüsselrolle spielen könnte. Dynamische Preisoptimierung ermöglicht es Händlern, Rabatte gezielt einzusetzen und so die Profitabilität zu erhöhen. Laut der Studie könnten Händler mit KI-gestützten Strategien ihre Gewinne um bis zu 38 Prozent steigern.
Ein Beispiel: Mit Echtzeitdaten und Machine Learning können KI-Modelle die Nachfrage genauer prognostizieren und Preise flexibel anpassen. Dadurch lassen sich sowohl die Zahlungsbereitschaft der Kunden als auch die Gewinnspannen optimieren. In Münster haben bislang jedoch nur wenige Händler diese Technologien im Einsatz. Dabei könnten gerade kleinere Geschäfte von den Vorteilen profitieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken.
Der Black Friday bleibt ein zweischneidiges Schwert für den Einzelhandel in Münster. Während große Ketten und Online-Plattformen von den Umsatzspitzen profitieren, kämpfen kleinere Händler mit den langfristigen Folgen. Der Weg zu einem profitableren Black Friday führt über strategische Anpassungen: Weniger ruinöse Rabattschlachten, mehr Fokus auf Kundenerwartungen und die Nutzung innovativer Technologien wie KI könnten den Einzelhandel stärken.
Zudem sollten Händler die Zeit nach dem Black Friday stärker in den Blick nehmen. Die Studie zeigt, dass viele Einkäufe lediglich in die Rabattperiode verschoben werden und somit kein tatsächliches Umsatzwachstum generieren. Eine nachhaltigere Planung und gezielte Marketingmaßnahmen könnten helfen, die Konsumausgaben über einen längeren Zeitraum zu stabilisieren.
Für Händler in Münster bietet der Black Friday eine große Chance, neue Kunden zu gewinnen und ihre Reichweite zu erhöhen. Doch die damit verbundenen Risiken sollten nicht unterschätzt werden. Innovative Technologien wie KI-gestützte Preisstrategien könnten der Schlüssel sein, um den Black Friday in Zukunft profitabler und nachhaltiger zu gestalten. Denn am Ende sollte dieser Tag nicht nur ein Fest für Schnäppchenjäger, sondern auch ein Gewinn für die Händler sein.