
Münster/AI. In Münster startet ein neues Forschungsprojekt zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der öffentlichen Verwaltung. Gemeinsam mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und dem Software- und Beratungsunternehmen Prosoz beteiligt sich die Universität Münster am Projekt SMARD-GOV. Ziel des Vorhabens ist es, datenschutzkonforme Entscheidungshilfen auf Basis sogenannter Large Language Models für den Einsatz in Behörden zu erforschen. Das Projekt läuft von 2025 bis 2027 und wird vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt gefördert.
Im Mittelpunkt steht die Frage, wie moderne KI-Systeme Verwaltungsprozesse unterstützen können, ohne gegen geltende Datenschutzvorgaben zu verstoßen. Der Standort Münster spielt dabei eine zentrale Rolle, insbesondere bei der technischen und empirischen Untersuchung der eingesetzten Systeme.
SMARD-GOV verbindet technische, rechtliche und sozialwissenschaftliche Forschung. Untersucht wird, wie Large Language Models in Behörden eingesetzt werden können, ohne sensible Daten zu gefährden. Ein Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung eines domänenspezifischen Sprachmodells für Bauanträge, einem besonders datenintensiven Bereich der Verwaltung.
Nach übereinstimmenden Medienberichten erfolgt die Verarbeitung aller Daten strikt im Rahmen der Datenschutz-Grundverordnung. Dafür werden technische und organisatorische Schutzmaßnahmen eingesetzt, die eine sichere Übertragung und Verarbeitung der Informationen gewährleisten sollen. Ziel ist es, realistische Anwendungsszenarien zu erforschen und gleichzeitig mögliche Risiken frühzeitig zu identifizieren.
Die beteiligten Forschungseinrichtungen greifen dabei auch auf die Unterstützung von Kommunen zurück, die anonymisierte Daten und praktische Erfahrungen einbringen. So sollen die Ergebnisse nicht nur theoretisch belastbar, sondern auch für den späteren Einsatz in Behörden geeignet sein.
An der Universität Münster sind mehrere Arbeitsgruppen in das Projekt eingebunden. Eine Forschungsgruppe aus dem Bereich IT-Sicherheit führt Trainings und Tests durch, mit denen die Wirksamkeit der vorgesehenen Datenschutzmaßnahmen überprüft wird. Dabei geht es unter anderem darum, ob Sprachmodelle unbeabsichtigt personenbezogene Daten speichern oder weitergeben können.
Parallel dazu untersucht eine weitere Arbeitsgruppe den tatsächlichen Einsatz von KI-Anwendungen in Behörden. Im Fokus stehen organisatorische Abläufe, Akzeptanz bei Beschäftigten und spezifische Anforderungen der Verwaltungen. Die empirischen Ergebnisse sollen sicherstellen, dass die entwickelten Lösungen nicht an der Praxis vorbeigehen, sondern auf reale Verwaltungsstrukturen zugeschnitten sind.
Durch diese Kombination aus technischer Analyse und Verwaltungsforschung bringt Münster wesentliche Expertise in das Projekt ein und stärkt seine Rolle als Forschungsstandort im Bereich digitale Verwaltung.
Die Gesamtkoordination des Projekts liegt bei der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Dort wird insbesondere der rechtliche Rahmen für den Einsatz von KI in Behörden analysiert, einschließlich aktueller Vorgaben aus Datenschutzrecht und KI-Regulierung. Damit soll sichergestellt werden, dass die Forschungsergebnisse rechtlich belastbar sind.
Prosoz bringt als kommunaler Softwareanbieter seine Praxiserfahrung ein. Das Unternehmen unterstützt die wissenschaftlichen Teams bei der Erprobung der Sprachmodelle und stellt Kontakte zu Pilotkommunen her. Dadurch können die entwickelten Ansätze unter realen Bedingungen getestet werden.
Mit SMARD-GOV sollen Grundlagen für einen sicheren und datenschutzkonformen Einsatz moderner KI-Technologien im öffentlichen Dienst geschaffen werden. Langfristig könnten die Ergebnisse auch für andere Städte und Verwaltungen über Münster hinaus relevant sein.