Zwei Überfälle in Ahlen: Raubserie beschäftigt Polizei
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Was bleibt nach dem Zerfall der DDR? Laut Elmar Brähler, dem pensionierten Professor für Medizinische Psychologie und Soziologie an der Universität Leipzig, sind es einfache Symbole wie Abbiegepfeile, runde Tische und Polikliniken. Doch ein tieferes Gefühl der Entwertung und des Nichtgebrauchtwerdens ist bei vielen Bewohnern des ehemaligen Ostdeutschlands präsent. Dies ist, so Brähler, das Resultat einer enttäuschten Hoffnung, verankert in den traumatischen Erfahrungen der Treuhand, die den Verkauf von nahezu allen Grundstücken und Immobilien des Ostens an den Westen beaufsichtigte.
Brähler und sein Kollege, Oliver Decker, Professor für Sozialpsychologie, haben vor kurzem eine Studie vorgelegt, die alarmierende Einblicke in die Rechtsextremismus-Tendenzen in Ostdeutschland liefert. In persönlichen Interviews mit 3546 Frauen und Männern in Ostdeutschland stimmte mehr als ein Viertel (26,3 Prozent) vollständig der Aussage zu, dass Deutschland nun eine „starke Partei“ benötige, die die gesamte Volksgemeinschaft repräsentiert. Fast ein weiteres Viertel der Befragten (24,9 Prozent) blieb unentschlossen und lehnte diese Aussage nicht ab.
Erschreckenderweise betrachteten 14 Prozent der Befragten die Aussage „Wir sollten einen Führer haben, der Deutschland zum Wohle aller mit harter Hand regiert“ als vollkommen zutreffend. Weitere 19 Prozent widersprachen dieser Aussage nicht. Brähler betont jedoch, dass diese teils eindeutig rechtsextremen Einstellungen nicht neu seien, sondern seit etwa 20 Jahren in Ostdeutschland verbreitet sind.
Die Studie, die unter dem Titel „Autoritäre Dynamiken und die Unzufriedenheit mit der Demokratie“ veröffentlicht wurde, offenbarte auch eine ausgeprägte oder latente Zustimmung zum „Sozialdarwinismus“. So stimmten 10,5 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass die Deutschen von Natur aus anderen Völkern überlegen seien. 21 Prozent blieben unentschieden. 11,2 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass der Einfluss der Juden auch heute noch zu groß sei, während 22,6 Prozent sie nicht ablehnten. Fast neun Prozent halten eine Diktatur „im internationalen Interesse“ für die bessere Staatsform. In Ostdeutschland ist die Unzufriedenheit mit der Demokratie weit verbreitet. 77,4 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu: „Leute wie ich haben sowieso keinen Einfluss darauf, was die Regierung tut.“
Auf die Frage nach Vergleichen mit Westdeutschland weist Brähler darauf hin, dass es auch in Nordrhein-Westfalen, insbesondere in Städten wie Dortmund, „lange ein Rechtsextremismusproblem“ gegeben habe. Doch es gibt derzeit keine Studie, die in ähnlicher Weise nach rechtsextremen Einstellungen im Westen fragt. Vor allem die langjährigenTransformationsprozesse, die mit Ängsten, Arbeitsplatzverlust und Druck zur Veränderung einhergingen, hätten bei einem Teil der Bevölkerung im Osten das Gefühl geweckt, dass sie keinen Einfluss auf ihre Lebensumstände nehmen könnten. Auch die Neigung eines Teils der Ostdeutschen zu Verschwörungstheorien, die von „dunklen Mächten“ sprechen, die heimlich die Kontrolle ausüben, wird von Decker hervorgehoben. Laut Studie sehen sich 23,6 Prozent der Befragten als Verlierer der deutschen Wiedervereinigung, während 57,8 Prozent angaben, sich als Bürger der ehemaligen DDR zu fühlen.
Ein weiterer bemerkenswerter Befund: Die rechtsextreme AfD, die erst kürzlich in Sonneberg, Thüringen, zum ersten Mal eine Landratswahl gewinnen konnte, könnte ihren Einfluss noch weiter ausbauen. Sie hat Potenzial, noch mehr Unterstützung zu mobilisieren. Brähler meint: „Die AfD hat es geschafft, sich als neue Heimat für Rechtsextreme im Osten zu etablieren.“ Darüber hinaus hat die Partei aber auch bei Nichtwählern mit ähnlichen Ansichten noch ein Reservoir. Derzeit liegt die AfD in Umfragen für die Landtagswahlen im kommenden Jahr in Sachsen, Thüringen und Brandenburg entweder auf Platz eins oder hat gute Aussichten, auf diesen Platz zu kommen. Decker und Brähler äußerten sich zurückhaltend zu dem Plan des Thüringer Innenministeriums, den in Thüringen siegreichen AfD-Kandidaten Robert Sesselmann auf seine demokratische Eignung hin zu überprüfen. Brähler betonte, er hätte es bevorzugt, wenn man den AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke auf seine Eignung als Lehrer überprüft hätte. Der thüringische AfD-Landesverband wird vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft.
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