
Dortmund/Lünen. Die Polizei Dortmund hat am Wochenende ein zwölfjähriges Mädchen aus Lünen aus einer mutmaßlichen Entführungslage herausgelöst. Grundlage der Maßnahmen waren Hinweise, die auf ein mögliches Erpressungsgeschehen hindeuteten. Nach übereinstimmenden Medienberichten rückte neben dem Mann aus Waltrop, der das Kind über mehrere Tage bei sich hatte, auch das familiäre Umfeld in den Fokus der Ermittlungen. Die Mutter des Mädchens wurde am Dienstag vorläufig festgenommen, nachdem sich Anhaltspunkte ergeben hatten, dass sie den Ablauf möglicherweise mitbegünstigt haben könnte. Die Staatsanwaltschaft Dortmund entschied jedoch am selben Tag, sie wieder laufen zu lassen, da die vorliegenden Hinweise für einen weiteren Freiheitsentzug nicht ausreichten. Der Verdacht bleibt dennoch Bestandteil der Ermittlungen. Nach derzeitigem Stand hatte die Mutter ihre Tochter über das Wochenende in die Obhut des später Beschuldigten gegeben, der bereits zuvor gelegentlich Zeit mit dem Mädchen verbracht haben soll. Der Verdacht auf ein Erpressungsgeschehen entstand, als der Mann mit dem Kind und einer Waffe in der Wohnung der Familie erschien. Die Polizei Dortmund ordnet die bisherigen Erkenntnisse nun, prüft Kommunikationsverläufe und Abläufe und untersucht, welche Rolle die Mutter tatsächlich spielte und in welcher Form sie Kenntnis von den Geschehnissen hatte. Ziel der Ermittler ist eine genaue Rekonstruktion des Wochenendes, um nachvollziehen zu können, wie sich die Situation entwickelte und wie das Kind schließlich nach Unna gelangte.
Der tatverdächtige 40-jährige Mann aus Waltrop wurde am Samstag in einem Hotel in Unna festgenommen. Nach Angaben der Polizei war zuvor ein Hinweis eingegangen, der auf seinen Aufenthaltsort hindeutete. Die Ermittler fanden das Kind dort unverletzt vor. Die Befreiungsaktion erfolgte in der Nacht zum Sonntag, als Einsatzkräfte das Zimmer stürmten, um das Mädchen zu sichern. Der Mann leistete bei seiner Festnahme nach Behördenangaben Widerstand und wurde dabei leicht verletzt. Er sitzt inzwischen in Untersuchungshaft. Ein Haftrichter erließ auf Antrag der Staatsanwaltschaft Dortmund Haftbefehl wegen erpresserischen Menschenraubs und weiteren Delikten, darunter sexueller Missbrauch von Kindern. In der Wohnung des Mannes stießen Ermittler auf kinderpornografisches Material, darunter Fotos und mindestens ein Video. Diese Funde erweitern den Ermittlungsrahmen deutlich und erfordern eine separate Auswertung durch spezialisierte Einheiten. Polizei und Staatsanwaltschaft versuchen nun, anhand digitaler Spuren und sichergestellter Datenträger ein vollständiges Bild über das Vorgehen des Mannes zu erstellen. Außerdem wird geprüft, in welchem Verhältnis die einzelnen Vorwürfe zueinander stehen und ob es bereits zuvor Hinweise auf strafbare Handlungen gab. Parallel dazu untersuchen die Behörden, ob weitere Betroffene existieren und ob das entdeckte Material Rückschlüsse auf frühere Taten zulässt. Die Ermittlungen werden voraussichtlich längere Zeit in Anspruch nehmen, da mehrere Deliktbereiche miteinander verknüpft sind.