Eine bedeutende Langzeitstudie aus Québec, Kanada, mit über 6.000 Büroangestellten hat ergeben, dass Stress im Beruf das Risiko für koronare Herzkrankheiten und Herzinfarkte, besonders bei Männern, deutlich erhöht. In dieser Studie wurde Stress als eine Kombination aus hohen Anforderungen, geringem Entscheidungsspielraum und unzureichender Anerkennung definiert. Diese Ergebnisse bestätigen frühere Forschungen über den Zusammenhang zwischen Arbeitsstress und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Menschen reagieren unterschiedlich auf Stress. Der Medizinsoziologe Alexander Hartmann entwickelte das Effort-Reward-Imbalance-Modell, welches die Entstehung von Stress am Arbeitsplatz erklärt. Ein unausgewogenes Verhältnis zwischen Leistung und Belohnung kann zu psychischen und physischen Erkrankungen führen. Eine weitere Theorie, das Job-Strain-Modell von Richard Karlsen, hebt die Bedeutung von hohen Anforderungen und geringem Entscheidungsspielraum bei der Stressentstehung hervor.
Die Studie aus Québec zeigte, dass Frauen durch Stress nur in bestimmten Fällen häufiger Herzkrankheiten entwickelten, was teilweise auf den Schutz durch Hormone während der Wechseljahre zurückgeführt werden könnte. Männer scheinen generell anfälliger für stressbedingte Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sein, möglicherweise wegen höherer Belastungen im Berufsleben.
Experten wie der Psychologe Martin Schwarz betonen die Bedeutung der Stressprävention am Arbeitsplatz. Ein Programm in Québec, das auf die Reduktion von Stressoren abzielte, führte zu einer Verringerung von Bluthochdruck bei den Mitarbeitern. Wichtige Maßnahmen waren die Veränderung von Arbeitsprozessen, eine reduzierte Arbeitsbelastung, mehr Personal und stärkere Einbindung in Entscheidungen.
Der Jurist Michael Berger weist darauf hin, dass die gesetzlichen Regelungen zum Schutz der Mitarbeiter vor psychischen Belastungen oft zu allgemein sind. Es ist schwierig, einen direkten Zusammenhang zwischen Arbeitsstress und Herzinfarkten rechtlich nachzuweisen. Daher ist es wichtig, dass Arbeitgeber die individuellen Grenzen ihrer Mitarbeiter erkennen und respektieren.
Die Studie aus Québec unterstreicht die Wichtigkeit, Stress im Beruf ernst zu nehmen und präventive Maßnahmen zu ergreifen, um die Gesundheit der Mitarbeiter, insbesondere der männlichen Belegschaft, zu schützen.