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Cannabis-Teilliberalisierung in NRW: Zahl der Delikte seit April 2024 mehr als halbiert

Der erste Cannabis-Club in NRW, „Joints Venture“ aus Bielefeld, eröffnet. Alles über Anbau, Regeln und Prävention. Polizei deckt illegale Cannabisplantagen in Greven, Leverkusen und Rheine auf. Zehn Verdächtige festgenommen, über 3.400 Pflanzen sichergestellt. Ermittlungen laufen weiter.
Symbolfoto

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Die im April 2024 in Kraft getretene Teillegalisierung von Cannabis in Deutschland zeigt erste, deutlich messbare Auswirkungen – besonders in Nordrhein-Westfalen. Laut aktuellen Zahlen hat sich die Zahl der erfassten Cannabisdelikte innerhalb eines Jahres mehr als halbiert. Während Befürworter die Entwicklung als Erfolg der neuen Gesetzgebung feiern, sehen Kritiker noch ungelöste Probleme im Umgang mit dem legalen Verkauf.

Cannabisdelikte in NRW um 53 Prozent gesunken

Im Jahr 2023 wurden in NRW noch 46.586 Cannabisdelikte registriert. Im Jahr 2024 – nach Inkrafttreten der Teillegalisierung am 1. April – waren es nur noch 21.777 Fälle. Das entspricht einem Rückgang von rund 53,25 Prozent. Besonders stark sank die Zahl der sogenannten Konsumdelikte, etwa dem Besitz kleiner Mengen oder dem Kauf von Cannabis. Allein 2023 fielen unter diese Kategorie 34.605 Fälle.

Rechtslage hat sich grundlegend verändert

Durch die Reform ist der Besitz von bis zu 25 Gramm Cannabis für Erwachsene ab 18 Jahren nun legal. Auch der private Anbau von bis zu drei Cannabispflanzen ist erlaubt. Die neue Gesetzeslage führt dazu, dass viele bisher strafbare Handlungen keine Straftaten mehr darstellen – was die Schwelle für eine Strafverfolgung deutlich erhöht.

Dieser Wandel war eines der erklärten Ziele der Ampel-Koalition: Konsumenten entkriminalisieren, Polizei und Justiz entlasten – und langfristig einen kontrollierten legalen Markt aufbauen.

Probleme bei der Umsetzung: Schwarzmarkt bleibt aktiv

Trotz des deutlichen Rückgangs bei den Delikten warnt das Innenministerium in NRW vor zu großer Euphorie. Der Rückgang sei auch darauf zurückzuführen, dass der legale Markt aktuell kaum verfügbar ist. Der Verkauf über sogenannte Anbauvereinigungen oder durch privaten Eigenanbau ist zwar theoretisch möglich, in der Praxis aber noch nicht etabliert. Der Schwarzmarkt profitiert weiterhin vom fehlenden legalen Angebot, und viele Konsumenten greifen mangels Alternativen auf illegale Bezugsquellen zurück.

Politischer Streit um Legalisierung hält an

Die politische Diskussion bleibt hitzig. Während die Regierungsparteien SPD, Grüne und FDP die aktuellen Entwicklungen als Erfolg verbuchen, lehnen CDU und CSU die Teillegalisierung weiterhin entschieden ab. Sie kritisieren unter anderem eine mögliche Verharmlosung von Drogen und warnen vor gesundheitlichen Risiken, besonders für junge Menschen.

Trotzdem: Die Statistik zeigt, dass die Reform erste Effekte zeigt – vor allem im Bereich der Entlastung der Ermittlungsbehörden. Ob und wie sich die Situation weiterentwickelt, hängt stark davon ab, wie schnell ein funktionierender legaler Vertriebsweg etabliert wird.