
Die Tierrechtsorganisation ANINOVA hat neue erschütternde Fälle von Tierquälerei bei Westfleisch-Zulieferbetrieben im Münsterland veröffentlicht. Besonders betroffen: Betriebe aus den Kreisen Steinfurt und Borken – Regionen, die für viele Menschen aus Münster zum Alltag gehören. Die neuen Bildaufnahmen zeigen verletzte und kranke Schweine, verwahrloste Stallungen und tote Tiere. Mehrere dieser Betriebe wurden bereits in der Vergangenheit auffällig – und trotzdem geht die Tierquälerei weiter.
Viele Verbraucher aus Münster vertrauen beim Einkauf auf Labels wie „Haltungsform 2“ oder „Offenstall“. Doch die aktuellen Recherchen zeigen, dass auch solche Betriebe im Münsterland tief in die Tierquälerei bei Westfleisch-Zulieferbetrieben verwickelt sind. Besonders betroffen ist ein Schweinemastbetrieb in Emsdetten – nur rund 30 Kilometer von Münsters Innenstadt entfernt. Hier werden Tiere unter dem Label „Bauern Liebe“ an EDEKA geliefert. Die Realität vor Ort: Tiere mit eitrigen Wunden, Nabelbrüchen und offenen Verletzungen. Einige Schweine liegen regungslos am Boden, andere werden von Artgenossen angefressen.
Dabei wird in Werbematerialien mit sauberem Stroh und glücklichen Tieren geworben. Auf den Bildern der Undercover-Recherche ist davon nichts zu sehen. Die Diskrepanz zwischen Werbung und Realität betrifft also direkt den Einkaufskorb vieler Münsteraner*innen.
Neben Emsdetten rücken auch die Betriebe in Ibbenbüren und Stadtlohn ins Zentrum der Kritik. Auch dort dokumentierte ANINOVA schwer verletzte und vernachlässigte Tiere. In Ibbenbüren, nur etwa 45 Minuten von Münster entfernt, leben über 4.000 Schweine unter teils katastrophalen Bedingungen. In Stadtlohn, Kreis Borken, wurden Schweine mit entzündeten Schwänzen, geschwollenen Augen und blutigen Kratzspuren gefilmt. Auch hier: Beteiligung an der „Initiative Tierwohl“ und trotzdem massive Tierquälerei bei Westfleisch-Zulieferbetrieben.
Viele Produkte dieser Betriebe landen direkt in Supermärkten in Münster. Auch Kunden, die bewusst „Tierwohl-Fleisch“ kaufen, könnten unwissentlich Fleisch aus diesen Betrieben konsumieren. Das wirft Fragen auf – nicht nur an die landwirtschaftlichen Betriebe, sondern auch an Supermärkte, Labels und nicht zuletzt an die Politik in der Region.
In Münster wird gerne nachhaltig und regional eingekauft. Doch was passiert, wenn regionale Landwirtschaft mit Skandalen wie der Tierquälerei bei Westfleisch-Zulieferbetrieben Schlagzeilen macht? Vertrauen in die Branche könnte massiv beschädigt werden. Zudem stellt sich die Frage, ob Behörden vor Ort ausreichend kontrollieren.
Die Veterinärämter in Steinfurt und Borken haben laut ANINOVA in allen betroffenen Betrieben Mängel festgestellt und Strafanzeigen gestellt. Zusätzlich hat ANINOVA Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Münster erstattet. Trotzdem stellt sich die Frage, warum viele der jetzt angezeigten Betriebe bereits 2019 und 2022 auffällig waren – ohne nachhaltige Besserung. Offenbar reichen die bisherigen Maßnahmen nicht aus, um die Tierquälerei bei Westfleisch-Zulieferbetrieben zu stoppen.
Kritik richtet sich auch an den Konzern Westfleisch selbst, der seinen Sitz in Nordrhein-Westfalen hat. Statt effektiver Kontrollen startete das Unternehmen ein Gewinnspiel: Landwirte sollten Bilder von „Genesungsbuchten“ einsenden – als Tierschutzmaßnahme. Der Gewinn: ein e-Bike. Für viele, wirkt das zynisch.
Jan Peifer von ANINOVA formuliert es drastisch: „Der beste Weg, den Tieren zu helfen, ist, sie nicht mehr zu essen.“ Eine pflanzliche Ernährung sei laut ihm heute problemlos möglich.