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Vorzeitiger Laubfall auf der Promenade: Spinnmilben setzen Linden stark zu

Viele Linden auf der Promenade Münster verlieren bereits im Juli ihr Laub. Warum Spinnmilben und Trockenheit dafür verantwortlich sind
Foto von Adrian Pelletier auf Pixnio

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Wer aktuell auf der Promenade zwischen der Windthorststraße und der Salzstraße spazieren geht, bemerkt es sofort: Zahlreiche Linden verlieren bereits im Juli ihr gesamtes Laub. Für viele Münsteraner wirkt der Anblick verstörend, denn normalerweise verfärben sich die Blätter erst im Herbst. Doch hinter dem frühzeitigen Laubverlust steckt ein klar identifizierbares Problem, das sich bereits in der Vergangenheit gezeigt hat.

Spinnmilben und Trockenheit schwächen die Bäume

Die betroffenen Bäume sind von einem massiven Befall der sogenannten Lindenspinnmilbe betroffen. Diese winzigen Spinnentiere saugen den Zellsaft aus den Blättern, wodurch sich das Laub erst verfärbt, dann vertrocknet und schließlich abfällt. Weil die Sommer in den vergangenen Jahren immer heißer und trockener waren, leiden die Linden zunehmend unter Trockenstress. Dadurch wird ihr Immunsystem geschwächt, was wiederum dazu führt, dass Schädlinge wie die Spinnmilbe leichteres Spiel haben.

Ein bekanntes Phänomen – und dennoch ein Warnsignal

Auch wenn der Anblick ungewöhnlich erscheint, ist das Phänomen nicht neu. Bereits in den Jahren 2018 und 2020 zeigten die Linden im gleichen Abschnitt der Promenade einen ähnlich frühen Laubverlust. Damals beruhigten die Fachleute: Die Bäume erholten sich vollständig und trieben im darauffolgenden Frühjahr erneut aus. Entsprechend gehen die Experten auch jetzt davon aus, dass sich die Linden wieder regenerieren werden – vorausgesetzt, es kommt nicht erneut zu extremer Trockenheit oder zusätzlichen Belastungen.

Chemieeinsatz ist nicht geplant – Stadt setzt auf Beobachtung und Pflege

Weil die Linden entlang der Promenade bis zu zwölf Meter hoch sind und der Bereich stark frequentiert ist, schließt gemeinhin die Stadt den Einsatz von chemischen Schädlingsbekämpfungsmitteln aus. Akarizide könnten kaum gezielt ausgebracht werden, und zudem würden sie möglicherweise auch nützliche Insekten schädigen. Stattdessen setzen die städtischen Grünflächenämter häufig auf regelmäßige Beobachtung, gezielte Schnittmaßnahmen im Herbst sowie langfristige Pflegestrategien. Dabei soll auch geprüft werden, ob durch eine größere Artenvielfalt und durch gezielte Unterpflanzungen das Mikroklima verbessert werden kann, um natürlichen Gegenspielern der Spinnmilbe bessere Bedingungen zu bieten.

Der Klimawandel wirkt sich sichtbar aus

Die Situation an der Promenade macht einmal mehr deutlich, wie stark Münsters Stadtgrün unter den Folgen des Klimawandels leidet. Durch zunehmende Hitzeperioden, ausbleibenden Regen und versiegelte Flächen geraten insbesondere Monokulturen wie die Reihe der Winterlinden unter Druck. Gleichzeitig fehlt es oft an natürlichen Feinden der Schädlinge, weil Unterwuchs und Lebensräume für Nützlinge in urbanen Bereichen kaum vorhanden sind. Genau deshalb prüft die Stadt nicht nur kurzfristige Maßnahmen, sondern denkt auch langfristig über eine klimaangepasste Begrünung nach.

Auch Bürgerinnen und Bürger können unterstützen

Nicht nur die Stadtverwaltung, sondern auch engagierte Anwohnerinnen und Anwohner können zur Erholung des Stadtgrüns beitragen. Wer in der Nähe neu gepflanzter Bäume wohnt, kann diese während längerer Trockenphasen gezielt bewässern. Fachleute empfehlen, einmal pro Woche etwa 50 bis 80 Liter Wasser langsam ins Erdreich einsickern zu lassen, damit die Wurzeln ausreichend versorgt werden. Zudem sollte in privaten Gärten das heruntergefallene Laub nicht sofort entfernt werden, da es vielen nützlichen Insekten als Überwinterungsraum dient. Wer aufmerksam beobachtet und schonend mit seinem grünen Umfeld umgeht, hilft aktiv dabei mit, Münsters Bäume zu schützen.

Auffälliger Schaden – doch keine akute Gefahr

Auch wenn die kahle Baumreihe derzeit beunruhigend wirkt, besteht kein Grund zur Panik. Die betroffenen Linden dürften sich, wie bereits in früheren Jahren, wieder vollständig erholen. Dennoch ist der frühzeitige Laubverlust ein deutliches Warnsignal. Er zeigt, wie dringend Maßnahmen zum Schutz des Stadtgrüns notwendig sind – sowohl durch gezielte Pflege als auch durch langfristige Strategien zur Anpassung an den Klimawandel. Damit die Promenade auch in Zukunft als grüne Lebensader erhalten bleibt, braucht es neben dem Engagement der Stadt auch die Mithilfe der Bürgerinnen und Bürger.

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